Bayern: 2.300 Jahre alte Schere aus der Keltenzeit verblüfft Forschende

Ein jahrtausendealtes Kelten-Grab bei Sendling in Bayern hat bei Grabungen außergewöhnlich gut erhaltene Grabbeigaben offenbart. Darunter ein Rasiermesser, ein gefaltetes Schwert und eine Schere, die fast wie neu erscheint.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 9. Mai 2023, 08:53 MESZ
2.300 Jahre alte Schere.

Diese 2.300 Jahre alte Schere wurde einst von den Kelten genutzt. Ihre Zeit unter der Erde hat das Werkzeug erstaunlich gut überstanden.

Foto von BLfD

Die Kelten haben in Bayern ihre Spuren hinterlassen. Neben den Überresten der einst großen Kelten-Stadt Menosgada gibt es auch immer wieder einzelne Überraschungsfunde, nach denen gar nicht gesucht wurde. So auch in Sendling, wo Archäolog*innen im Rahmen einer präventiven Kampfmittelbeseitigung mehrere keltische Brandbestattungen entdeckten.

Vor allem die Grabbeigaben faszinierten die Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) – denn sie waren ungewöhnlich gut erhalten. Unter den Funden sind ein gefaltetes Schwert, Reste eines Schildes und einer Lanzenspitze, ein Rasiermesser, eine Fibel und der Star der Ausgrabung: eine 2.300 Jahre alte Schere, die laut Mathias Pfeil vom BLfD fast heute noch verwendet werden könnte, so gut sei sie erhalten. „Das ist ein besonderer Fund!“, so der Denkmalpfleger.

Auch zur Zeit ihrer Nutzung hatten die Gegenstände wohl einen großen Wert – und sprechen für einen hohen gesellschaftlichen Stand des in dem Grab bestatteten Kelten.

Neben der Schere befanden sich in dem Grab auch ein Rasiermesser und ein Schwert, das die Kelten falteten, bevor sie es ins Grab legten.

Foto von BLfD

Eine hochwertige Schere und ein verformtes Schwert

Die Gräber in Sendling zeugen von Brandbestattungen. Diese wurden bei den Kelten zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. vorgenommen. Dabei wurden die Toten zunächst verbrannt und dann gemeinsam mit Grabbeigaben in Gruben auf Gräberfeldern bestattet. Die gefundenen Gegenstände von dem bislang unbekannten keltischen Gräberfeld in Sendling wurden dabei außergewöhnlich gut konserviert.

Neben der Schere fiel den Archäolog*innen auch das gefaltete Schwert als besondere Grabbeigabe auf. Bevor es ins Grab gelegt wurde, muss es erhitzt und dann gebogen worden sein, sodass es als Schwert nicht mehr nutzbar war. Aus welchem Grund das getan wurde, ist bislang ein Rätsel. Möglicherweise wollte man so einer Plünderung des Grabes vorbeugen. Aber auch rituelle oder abergläubische Praktiken könnten zu der Zerstörung des Schwertes geführt haben. Vielleicht passte das Schwert aber auch schlichtweg nur im gefalteten Zustand in das Grab.

Die Schere war vermutlich eine Haarschere oder wurde zum Schneiden von Textilien verwendet und zeugt von einer hohen handwerklichen Qualität. Bis heute – denn von Rost ist sie auch nach 2.300 Jahren unter der Erde nicht befallen.

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