Wracksucher machen spektakuläre Entdeckung am Grund des Lago Maggiore

Schatzsucher haben in mehreren Hundert Metern Tiefe ein altes Passagierschiff im Lago Maggiore entdeckt. Die „Mercedes“ ging vor fast 100 Jahren auf dem See unter und galt seither als verschollen.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 18. Apr. 2024, 08:50 MESZ
Gebäude auf einer Insel vom Wasser des Sees aus.

Der Lago Maggiore ist nicht nur Urlaubsparadies. Auf ihm trugen sich in den letzten 150 Jahren auch mehrere Schiffsunglücke zu, deren Schiffswracks noch heute auf dem Grund verborgen liegen.

Foto von Alan Smithers / Adobe Stock

Eigentlich waren die Wrackjäger von Nautic Discovery auf der Suche nach dem verschollenen Passagierschiff Torpediniera T19. Doch dann stießen sie im März 2024 plötzlich auf ein ganz anderes Wrack: In 270 Metern Tiefe fanden sie die Mercedes, ein verschollenes Passagierschiff, das seit fast 100 Jahren unentdeckt am Grund des Lago Maggiore liegt.

Kurz nach der Entdeckung konnte das Team die Mercedes erstmals mit einem U-Boot der Firma Subspirit betauchen. Die Aktion an sich war schon eine kleine Sensation. Und auch das Wrack ist eine der spektakulärsten Entdeckungen, die in dem See bisher gemacht wurden.

Die U-Boot-Fahrt konnte eindeutig bestätigen: Bei dem entdeckten Wrack handelt es sich um die Mercedes.

Foto von Nautic Discovery

Untergang der Mercedes

Die Unglücksfahrt der Mercedes ereignete sich vor fast 100 Jahren, am 8. Juli 1928. Eigentlich herrschten optimale Bedingungen für das Passagierschiff: gute Sicht und ruhige See. Dennoch kollidierte das Schiff kurz vor Brissago, einer Gemeinde in der Schweiz am Nordufer des Lago Maggiore, mit dem italienischen Passagierschiff Magnolia. Der Schaden war so groß, dass die Mercedes schnell voll Wasser lief und sank. Sieben Passagier*innen konnten gerettet werden, ein junger Schiffsarbeiter, der 22-jährige Maschinist Ferdinando Vigini, starb. 

BELIEBT

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    Das U-Boot P-63 der Firma Subspirit fährt normalerweise mit Tourist*innen zu bekannten Wracks in Schweizer Seen. Doch auch der Einsatz für die Tiefentests bei der Mercedes waren ein voller Erfolg.

    Foto von Nautic Discovery

    Entdeckt wurde das Wrack nun etwa einen Kilometer von der Unglücksstelle entfernt in 270 Metern Tiefe – nach Angaben von Nautic Discovery wesentlich tiefer als ursprünglich angenommen. Er und sein Team vermuten, dass das Wrack eine ganze Zeit lang unter der Oberfläche des Wassers getrieben sein muss und so schließlich an seinem Fundort gelandet sei. Der Zustand des Wracks ist trotz der fast 100 Jahre unter Wasser noch gut, eine Bergung sei aufgrund des Zustandes des Holzes dennoch kaum möglich.

    Weitere Wracks am Grund des Lago Maggiore

    Das Wrack der Mercedes ist lange nicht das einzige im Lago Maggiore. Einige Dutzend untergegangene Schiffe könnten sich laut Jörg Mathieu, Gründungsmitglied von Nautic Discovery, noch am Seegrund befinden. Die Suche nach ihnen gestaltet sich allerdings schwierig. Für die Untersuchung nutzt das Team sogenannte Multibeam-Daten in Form einer 3D-Karte des Seegrunds sowie einen autonomen Roboterfisch, der über den tiefen Grund schwimmt und Sonaraufnahmen macht. 

    „So erhalten wir eine Karte des Seegrunds, auf der sich Erhebungen und Auffälligkeiten erkennen lassen“, sagt Mathieu. Diese auffälligen Stellen werden dann genauer untersucht. „Oftmals entpuppt sich aber ein vielversprechendes Ziel auch als Holz, Fels oder versenkter Bauschutt“, so der Experte. Oder als ein ganz anderes Schiff, wie in diesem Fall.

    Die Untersuchung des Meeresgrundes findet meist von der Oberfläche aus statt. 

    Foto von Nautic Discovery

    Erfolgreich sind die Wrackjäger von Nautic Discovery dennoch immer wieder. Erst vor kurzem konnte das Team das Wrack des in den 1960er-Jahren gesunkenen Rettungsschiffs Victor aufspüren sowie ein bislang nicht identifiziertes, etwa 19 Meter langes Segelschiff, über das bisher noch so gut wie nichts bekannt ist.

    Die Suche nach der Torpediniera T19, die das Team eigentlich finden wollte, geht derweil weiter. Wo sich das italienische Grenzwachtboot befindet und warum es überhaupt unterging ist bis heute ein Rätsel. Das Schiff sank im Jahr 1896 in einer Januarnacht mitsamt der zwölf Besatzungsmitglieder an Bord. Bis heute fehlt von Schiff und Passagieren jede Spur. „Das ist schon ein Mysterium“, sagt Mathieu. Sein Team habe bereits ein großes Areal des Sees abgesucht – bislang ohne Erfolg. Dennoch gäbe es noch einige „heiße Stellen“, an denen die Suche erfolgreich enden könnte.

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