Olympische Spiele in Paris: 10 faszinierende Geschichten der Stadt

Von Ende Juli bis Mitte August 2024 ist die französische Hauptstadt zum dritten Mal Gastgeber der Olympischen Spiele – genau 100 Jahre nach der letzten Austragung. Zehn Ereignisse beleuchten die reiche Vergangenheit der beeindruckenden Metropole.

Von Sarah Langer
Veröffentlicht am 22. Juli 2024, 12:00 MESZ
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Paris: die Stadt der Liebe - sie hat jedoch noch viel mehr zu bieten.

Foto von Ekaterina Belova/Adobe Stock

Von Ende Juli bis Mitte August 2024 ist die französische Hauptstadt zum dritten Mal Gastgeber der Olympischen Spiele – genau 100 Jahre nach der letzten Austragung. Weltberühmt für Kunst, Kultur und Geschichte, hat Paris noch mehr zu bieten als bekannte Sehenswürdigkeiten und breite Boulevards: Zehn faszinierende Geschichten aus der Vergangenheit der beeindruckenden Metropole.

1. Belugawal in der Seine

Die Rettungsaktion aus der Seine hat der Belugawal nicht überlebt.

Die Rettungsaktion aus der Seine hat der Belugawal nicht überlebt. 

Foto von Studio M. Brix/Adobe Stock

Im August 2022 war Paris Schauplatz eines ungewöhnlichen Ereignisses: Ein Belugawal, der normalerweise in arktischen Gewässern anzutreffen ist, verirrte sich in die Seine. Dieser seltene Vorfall rief weltweites Interesse hervor und löste eine groß angelegte Rettungsaktion aus. Mehrere Tage lang versuchten Tierschutzorganisationen und Behörden, den etwa 800 Kilogramm schweren Wal in einem Rettungspool zu stabilisieren, um ihn schließlich wieder in sein naturgegebenes Habitat zu entlassen. Trotz aller Bemühungen musste der Wal während der Rettungsaktion eingeschläfert werde. Die Wissenschaftler*innen vermuteten, dass der Wal von Anfang an krank oder verletzt war, was auch eine Erklärung für seine Orientierungslosigkeit gewesen sein könnte. Das außergewöhnliche Ereignis führte zu einer breiten Diskussion über den Klimawandel und die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf marine Lebewesen, selbst in weit entfernten Regionen.

2. Notre Dame und ein Videospiel

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    Am 15. und 16. August 2019 brannte die Notre Dame teilweise. 

    Foto von Yann Vernerie/Adobe Stock

    Der verheerende Brand von Notre Dame im April 2019 stellte die Restaurator*innen vor die immense Herausforderung, eine 850 Jahre alte Kathedrale wieder aufzubauen. Unerwartete Hilfe kam von Ubisoft, dem Entwicklerteam des Videospiels „Assassin’s Creed: Unity“. Dieses Spiel, das im Paris der Französischen Revolution spielt, enthält eine hochpräzise 3D-Rekonstruktion der Kathedrale. Die Assassin's Creed-Entwicklerin Caroline Miousse arbeitete ganze zwei Jahre daran, Notre Dame für das Spiel so originalgetreu wie möglich nachzubauen. Kunsthistoriker*innen und Architekt*innen waren beeindruckt von der Genauigkeit der digitalen Nachbildung. Ubisoft stellte seine umfangreichen Daten dem Team, das für die Restaurierung verantwortlich war, uneingeschränkt zur Verfügung. Diese digitale Unterstützung ermöglichte detailgenaue Nachbildungen im Dachstuhl und an den Statuen, die durch das Feuer schwer beschädigt wurden. 

    3. Ein geheimer Stadtteil unter dem Louvre

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    Unter dem Louvre versteckt sich ein Einkaufszentrum. 

    Foto von Alexandra Lande/Adobe Stock

    Unter dem weltberühmten Louvre-Museum befindet sich die „Carrousel du Louvre“, ein unterirdisches Einkaufszentrum, das 1993 eröffnet wurde. Diese beeindruckende Anlage bietet nicht nur eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Veranstaltungshallen, sondern auch archäologische Funde, die während der Bauarbeiten entdeckt wurden. Dazu gehören Überreste der mittelalterlichen Stadtmauern von Paris, die nun in die Shoppingwelt integriert sind. Ein besonderes Highlight ist die „Pyramide Inversée“, eine umgedrehte Glaspyramide, die Besucher anzieht und Licht in die unterirdischen Hallen leitet. Die Konstruktion der „Carrousel du Louvre“ kombinierte modernste Baustandards mit der Bewahrung und Einbindung historischer Strukturen, was einen einzigartigen Raum schuf, der Geschichte und Gegenwart harmonisch vereint.

    4. Die älteste Wohnstraße von Paris

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    Die älteste Straße in Paris bei Nacht: Ein verwunschener Ort

    Foto von JEROME LABOUYRIE/Adobe Stock

    Die Rue de Montmorency, im Herzen des historischen Marais-Viertels gelegen, ist eine der ältesten Straßen in Paris und hat ihren mittelalterlichen Charme weitgehend bewahrt. Ein Spaziergang durch die Rue entführt in eine Zeit, als Paris noch aus engen, verwinkelten Gassen bestand. Die Adelsfamilie Montmorency gehörte zu einer der ältesten und angesehensten Familien in Frankreich. Während der Französischen Revolution verlor die Straße ihren Namen und war nach ihrem Ende bis 1806 als Rue de la Réunion bekannt. 

    5. Der bekannteste Bewohner der Rue de Montmorency

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    Wohl doch nicht unsterblich: ein Denkmal an den echten Nicolas Flamel

    Foto von Anastasiia/Adobe Stock

    Einer der wohl bekanntesten Bewohner der Straße war Nicolas Flamel. Nicht nur in der Harry Potter Saga ist dieser Name geläufig, denn der Charakter der Zaubererwelt beruht auf einem echten Menschen: Er war ein französischer Schriftsteller, der später vor allem als Alchemist bekannt wurde. Über ihn und seine Frau kursiert das Gerücht, das Elixier des Lebens gefunden zu haben und noch heute zu leben. Diese Geschichte wird auch in der Harry Potter Saga aufgenommen, in der Nicolas Flamel im Besitz des „Stein der Weisen“ ist. Sein Haus, das inzwischen in ein Restaurant umgewandelt wurde, ist in der 51 rue de Montmorency zu besichtigen.

    6. Die französische Statue of Liberty

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    Das ist nicht New York, sonst Paris!

    Foto von Olivier/Adobe Stock

    Die Franzosen haben den USA nicht nur die berühmte Freiheitsstatue geschenkt, die als Wahrzeichen in New York City steht. Frankreich selbst verfügt über fünf weitere Freiheitsstatuen, die identisch mit ihrer großen Schwester im Big Apple sind und sich nur in der Größe unterscheiden.

    Paris beherbergt zum Beispiel eine kleinere Version der berühmten Freiheitsstatue auf der Île aux Cygnes, einer schmalen Insel in der Seine. Diese Statue wurde von den Amerikanern zur Feier des 100-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution geschenkt. Sie ist viermal kleiner als ihr New Yorker Pendant, aber dennoch ein beeindruckendes Symbol der französisch-amerikanischen Freundschaft. Errichtet 1889, bietet die Pariser Freiheitsstatue eine großartige Aussicht auf die Seine und die umliegenden Wahrzeichen.

    Eine weitere, noch kleinere Freiheitsstatue findet sich im Jardin du Luxembourg in Paris. Auch diese wurde vom gleichen Künstler, Frédéric Auguste Bartholdi, geschaffen.

    7. Ein Friedhof der Berühmtheiten: Père Lachaise

    Ein Friedhof voller Berühmtheiten und Geschichte

    Ein Friedhof voller Berühmtheiten und Geschichte

    Foto von Valerie2000/Adobe Stock

    Der Père Lachaise Friedhof ist der größte und berühmteste Friedhof von Paris. Er erstreckt sich auf 44 Hektar und beherbergt über eine Millionen Gräber. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1804 ist er die letzte Ruhestätte zahlreicher berühmter Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen. Der Friedhof gilt auch als bedeutender Ort für Kunst- und Architekturenthusiasten, welche die prachtvollen Mausoleen und kunstvoll gestalteten Grabdenkmäler bewundern. Manche der Gräber sind wahre Kunstwerke, die Geschichten der Menschen und der Zeit, in der sie lebten, erzählen. Frédéric Chopin ruht beispielsweise hier – jedoch ohne sein Herz: Aus Angst, lebendig begraben zu werden, sollte ihm das Organ vor der Beisetzung entfernt werden. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde wurde aufgrund eines homosexuellen Kusses Ende des 19. Jahrhunderts ins französische Exil geschickt. Sein Grab, eine riesige Sphinx aus Stein, wurde immer wieder mit Liebesbotschaften und Kussmündern bemalt, weshalb das Grab zum Schutz nun von einem Glaskasten umgeben ist. Musikfans pilgern oft zu Jim Morrisons Grab, dem berühmten Leadsänger der Doors.

    8. Die geheime Stadt unter Paris: Die Katakomben

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    Leicht gruselig sehen die Gänge der Katakomben aus - doch genauso wird man ehrfürchtig vor der Geschichte. 

    Foto von dirk94025/Adobe Stock

    Tief unter den Straßen von Paris erstrecken sich die berühmten Katakomben, ein unterirdisches Labyrinth aus Tunneln und Kammern, die als Gebeinhaus dienen. Ursprünglich im späten 18. Jahrhundert errichtet, um die überfüllten Pariser Friedhöfe zu entlasten, enthalten die Katakomben die Überreste von über sechs Millionen Menschen. Dieser riesige unterirdische Friedhof wurde aus alten Steinbrüchen geschaffen und erstreckt sich über mehr als 300 Kilometer. Nur ein kleiner Teil ist für die Öffentlichkeit zugänglich. An den Wänden der Katakomben sind kunstvoll menschliche Schädeln und Knochen angeordnet, was eine gespenstische, aber zugleich ehrfurchtgebietende Atmosphäre schafft. Führungen durch die Katakomben sind eine beliebte Touristenattraktion und bieten eine einzigartige Perspektive auf das historische Paris.

    9. Die Entstehung des Wortes „Bistro“

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    Über die ganze Stadt erstrecken sich sogenannte Bistros - und verströmen eine romantische Stimmung. 

    Foto von Ekaterina Belova/Adobe Stock

    Eine der charmanten Theorien über den Ursprung des Wortes „Bistro“, das heute für kleine französische Cafés steht, reicht in die Zeit der russischen Besatzung während der Napoleonischen Kriege zurück: Russische Soldaten, die nach Paris kamen, sollen in Pariser Cafés gedrängt haben, schneller bedient zu werden, indem sie „Bystro!“ (russisch für „schnell!“) riefen. Dies führte angeblich zur Bezeichnung kleiner, schnell bedienender Lokale als „Bistros“. Ob diese Anekdote historisch genau ist, bleibt umstritten, denn auch eine Ableitung von „bistraud“: urspr. „kleiner Diener“ scheint möglich. So oder so: Das Wort unterstreicht die interessante Mischung aus Kultur und Sprache, die Paris schon immer prägte. Heute sind Bistros ein fester Bestandteil der Pariser Gastronomiekultur und bekannt für ihre gemütliche Atmosphäre, schnellen Service und klassischen französischen Gerichte und Weine.

    10. Die erste öffentliche Filmvorführung

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    Wo das Kino geboren ist? Natürlich in Paris!

    Foto von ERIC/Adobe Stock

    Paris war Schauplatz der ersten öffentlichen Filmvorführung der Geschichte. Am 28. Dezember 1895 präsentierten die Brüder Auguste und Louis Lumière ihre Filme im Grand Café auf dem Boulevard des Capucines. Diese Veranstaltung markierte den Beginn des Kinos und zog ein zahlendes Publikum an, das fasziniert von der neuen Technologie war. In die erste Vorstellung kamen zwar nur 33 zahlende Kund*innen, einen Monat später zog der Film jedoch schon 2500 Personen täglich an. Gespielt wurde „La Sortie de l'Usine Lumière à Lyon“. Er zeigte Arbeiter, die eine Fabrik verließen, und dauerte nur etwa 46 Sekunden, wurde aber als ein Wunderwerk der Technik des bewegten Bildes gefeiert. Diese Premiere war ein Meilenstein in der Geschichte der Kommunikation und Unterhaltungsindustrie und legte den Grundstein für die Entwicklung des modernen Kinos. Paris blieb auch in späteren Jahren ein Zentrum für Filmkultur und ist heute Heimat zahlreicher renommierter Filmfestivals und Kinos.

    11. Olympische Innovationen

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    E-Roller werden eine Möglichkeit sein können, um CO2 während der Olympischen Spiele einsparen zu können. 

    Foto von Bruno/Adobe Stock

    Am Ende wird in die Zukunft geblickt: Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2024 legt Paris besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Der CO2-Ausstoß soll so gering wie möglich sein. Bei den Olympischen Spielen 2020 in China wurde die vorgenommene CO2-Neutralität zwar übererfüllt (1,96 Millionen Tonnen Verbrauch), jedoch vor allem wegen der ausbleibenden Gäste aufgrund der Corona-Pandemie. Paris möchte den gesamten Kohlenstoffdioxid-Ausstoß auf 1,56 Millionen Tonnen CO2 begrenzen. Im Vergleich: London hatten im Jahr 2012 einen Verbrauch von 3,4 Millionen und Rio de Janeiro 2016 3,6 Millionen. Dazu setzt Paris vor allem auf schon bestehende Gebäude, keinem Bau von neuen Parkplätzen, Verbrauch von Ökostrom und eine fleischarme und regional produzierte Kost als Verpflegung. Außerdem sollen über die ganze Stadt verteilt Wasserbrunnen und wiederverwendbare Trinkflaschen zugänglich gemacht werden, um auch das Einwegplastik zu reduzieren. Daneben setzt Paris auf umweltfreundliche Transportlösungen: Tausende von Fahrrädern und E-Scootern sollen den Verkehr entlasten, auch der Nahverkehr soll während der Olympischen Spiele verstärkt werden. 

    Cover National Geographic 9/24

    Cover National Geographic 9/24

    Foto von National Geographic

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