Harvards Magna Carta entpuppt sich als echt
Bislang glaubte man, die Magna Carta der Universität Harvard sei nur eine billige Kopie. Jetzt ist klar: In den Archiven Harvards versteckte sich unentdeckt ein extrem seltenes Original einer der wichtigsten Dokumente Englands.

Dieses Exemplar der Magna Carta zeigt, welch wertvolle Schätze in den Archiven von Museen und Universitäten unentdeckt schlummern.
Im Jahr 1251 trafen der englische König Johann Ohneland und der revoltierende Adel eine historische Abmachung: Auch der König sollte sich fortan an geltende Gesetze halten. Die Autorität des Monarchen wurde eingeschränkt, Bürgerrechte im Gegenzug gestärkt. Festgehalten wurde die Vereinbarung damals schriftlich: Die sogenannte Magna Carta ist eines der wichtigsten Dokumente Englands und gilt als Vorgänger der modernen Verfassung des Landes. In einer Neuauflage im Jahr 1300 machte König Edward I. die in der Magna Carta festgehaltenen Regeln zum Bestandteil des englischen Staatsrechts.
Mehr als 600 Jahre später, im Jahr 1946, erwarben Vertreter*innen der Harvard Law School eine vermeintliche Kopie der Magna Carta für 27,50 Pfund. Nun stellte sich heraus: Das Dokument ist keine Kopie, sondern echt – und eine der überholten Versionen der Magna Carta, die im Jahr 1300 von Edward dem I. in Auftrag gegeben wurden.
80 Jahre alter Irrtum aufgedeckt
Fast 80 Jahre lang hat man in Harvard geglaubt, nur eine Kopie dieser Neuauflage zu besitzen, die im Katalog der Auktion damals als „abgerieben und feucht“ beschrieben wurde. Erstellt wurde sie laut Katalog im Jahr 1327.
Doch die Magna Carta in Harvard ist echt. Aufgedeckt hat den Irrtum ein Forschungsteam des King’s College London und der University of East Anglia (UEA) um den Historiker David Carpenter. Carpenter hatte das digitalisierte Dokument – im Katalog der Universität als HLS MS 172 aufgeführt – durch Zufall geöffnet und schnell bemerkt: Es sieht aus wie ein Original.
Carpenter sollte Recht behalten. Auch forensisch konnte die Echtheit des Dokuments mittlerweile bewiesen werden. „Dies ist eine fantastische Entdeckung“, sagt Carpenter. „Die Magna Carta von Harvard verdient es, gefeiert zu werden, nicht als bloße Kopie, die fleckig und verblasst ist, sondern als Original eines der bedeutendsten Dokumente der Verfassungsgeschichte der Welt.“
