Homo naledi: Neue Menschenart in Südafrika entdeckt

In einer Höhle nahe Johannesburg haben Forscher die Fossilien eines bisher unbekannten Frühmenschen entdeckt. Die Anatomie der Knochen sowie die Fundstelle selbst deuten darauf hin, dass es sich um einen Verwandten des Menschen handeln könnte.

Von National Geographic
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Foto von Robert Clark

In einer Höhle nahe Johannesburg haben Forscher die Fossilien eines bisher unbekannten Frühmenschen entdeckt. Die Anatomie der Knochen sowie die Fundstelle selbst deuten darauf hin, dass es sich um einen Verwandten des Menschen handeln könnte.

Es ist der größte Fund hominider Fossilien auf dem afrikanischen Kontinent: Mehr als 1550 Überreste haben Forscher in einer Höhle nahe der südafrikanischen Stadt Johannesburg entdeckt. Das gaben die Witwatersrand-Universität Johannesburg, die National Geographic Society und das South African Department of Science and Technology heute bekannt.

Die Funde stammen aus der Höhle „Rising Star“. Höhlenkletterer hatten die Knochen in der Dinaledi-Kammer, die rund hundert Meter hinter dem eigentlichen Höhleneingang liegt, entdeckt und die Wissenschaftler der Witwatersrand-Universität daraufhin alarmiert. Die Bergung der Knochen war äußerst schwierig, da die Forscher sich nur durch einen 18 Zentimeter hohen Spalt Zugang zu der Kammer verschaffen konnten.

Bei den Frühmenschen, von den Wissenschaftlern Homo naledi getauft, könnte es sich um eine Zwischenstufe vom Primaten zum Menschen handeln. Insgesamt identifizierten die Forscher unter der Leitung von Lee Berger, Paläoanthropologe an der Universität Witwatersrand, 15 Individuen unterschiedlichen Alterns – von Säuglingen bis hin zu alten Personen. Für die Forscher ist dies ein Hinweis auf eine Grabstätte. Solch ein rituelles Verhalten wird jedoch allein der menschlichen Spezies zugeschrieben.

Zudem gibt es eine Reihe anatomischer Merkmale, die den Homo naledi von primitiveren Frühmenschen unterscheiden: Beispielsweise sind seine Füße nahezu identisch mit denen des Menschen. Auch seine langen Beine deuten darauf hin, dass sein Körper gut für das Zurücklegen langer Fußmärsche geeignet war.

In einigen Punkten erinnert der Homo naledi dennoch stark an unsere Urvorfahren. Seine Zähne und Schädelknochen ähneln denen unseres frühesten menschlichen Vorfahren Homo habilis, seine Schultern gleichen denen von Affen. Seine Hände deuten auf Geschicklichkeit im Umgang mit Werkzeugen und ausgeprägte Kletterfähigkeiten hin. Eine erste Analyse der Knochen ergab, dass das Gehirn von Homo naledi so groß wie eine Orange war, er im Schnitt 1,50 Meter groß wurde und 45 Kilo wog. „Homo naledi ähnelt den primitiven Mitgliedern unserer Gattung sehr, gleichzeitig hat er jedoch einige erstaunlich menschliche Merkmale“, sagt John Hawks von der Universität Wisconsin-Madison. „Letztere reichen aus, um ihn der Gattung Homo zuzuordnen.“

Die Fossilien müssen noch datiert werden. Lee Berger, Leiter der Expedition und National Geographic Explorer-in-Residence glaubt jedoch, dass noch mehr Fossilien in der Höhle verborgen sind: „Die Dinaledi-Kammer hat noch längst nicht all ihre Geheimnisse preisgegeben. Vermutlich liegen noch immer hunderte, wenn nicht tausende Überreste von Homo naledi dort unten.“

Eine ausführliche Reportage zu diesem Thema lesen Sie in der Oktober-Ausgabe, die am 25. September 2015 erscheint.

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