Landung des Mars-Rovers Curiosity: „Alles lief perfekt“

Auf „sieben Schreckensminuten“ folgte ein planmäßiger Ablauf mit ersten Fotos.

Von Richard A. Lovett
Aufnahme des Mars-Orbiter Reconnaissance von der Fallschirmlandung des NASA-Rovers Curiosity auf dem Mars.
Mit freundlicher Genehmigung von U. Arizona, NASA

Nach all dem Medienrummel und dem ganzen Lampenfieber spulten sich die „sieben Schreckensminuten“ der NASA mit der Präzision eines Uhrwerks ab.

Am 5. August um 10:31 Uhr MEZ (6. August, 1:31 EDT) schloss die Curiosity die unglaublich komplexe Marslandung reibungslos und pünktlich auf die Minute ab und sendete schon bald die ersten Fotos.

Um sich von der Hyperschall-Raumkapsel in einen nackten, radgetriebenen Rover zu verwandeln, musste das Fahrzeug aufgrund seiner außergewöhnlichen Größe mehreren Umwandlungen unterzogen werden, bei denen der kleinste Fehler ein Ende der Mission hätte bedeuten können.

„Die Landung verlief fantastisch“, freut sich Tommaso Rivellini, der die Ankunft auf dem Mars als Maschinenbauingenieur mit vorbereitete.

„Soweit wir es bisher beurteilen können, war das eine Bilderbuchlandung“, sagt Rivellini vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien, wo die Landung mit Jubelrufen, Freudentränen und High-Fives gefeiert wurde.

ERSTE BILDER VOM MARS-ROVER

Bereits nach zwei oder drei Minuten hatte der Rover zudem zwei kleine Schwarz-Weiß-Fotos gesendet: eines von einem sicher auf dem Mars aufgesetzten Rad, das andere vom Schatten der Curiosity, der von der tiefstehenden Marssonne verlängert wurde.

Es hatte keine Garantie gegeben, dass der Rover die Bilder schnell genug aufnehmen konnte, um sie gleich über den Marsorbiter Odyssey an die Erde zu übermitteln. Man war davon ausgegangen, dass sich dieser nach der Landung nur ein paar Minuten lang in der Reichweite der Curiosity befinden würde.

Tatsächlich verließ die Odyssey das Sichtfeld der Curiosity nur wenige Momente, nachdem diese die grobkörnigen Bilder verschickt hatte. Wenn die Aufnahmen nicht so schnell entstanden wären, hätten die Teilnehmer der sogenannten Mars Science Laboratory-Mission fast zwei Stunden bis zum nächsten Passieren des Orbiters warten müssen.

„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es funktioniert“, gesteht Kenneth Barton, ein 47-jähriger Industriedesigner, der gemeinsam mit mehreren Hundert anderen die TV-Übertragung der NASA im Oregon Museum of Science and Industry in Portland verfolgte.

„Ich habe wirklich vollstes Vertrauen in die NASA, aber dieses Manöver ist unbeschreiblich komplex, und es gibt so viele Dinge, die man nicht testen kann, sondern die einfach beim ersten Versuch klappen müssen“, erklärt er weiter.

„Es ist einfach unglaublich. Wohl eine Mischung aus Können, Glück und allem, was dazugehört. Und dann gleich Bilder zu sehen – besser geht es gar nicht.“

“Wir können es kaum erwarten, dass der Rover seine Arbeit aufnimmt.”

von Tommaso Rivellini
Jet Propulsion Laboratory

Bartons Stimmung spiegelte die der Zuschauer in Portland und der NASA-Techniker in der Kontrollstation des JPL wider.

Während sich der Rover dem Mars näherte, war die Atmosphäre in der Kontrollstation zum Zerreißen gespannt. Es herrschte Freude und Anspannung, Erwartung und Unsicherheit.

Und dann trafen schließlich mit einer quälenden Verzögerung von 14 Minuten die Landedaten ein – so lange braucht das Licht vom Mars bis zur Erde.

„Fallschirm geöffnet ... Wir befinden uns im motorisierten Flug ... Sky Crane hat begonnen ...“

Mit jeder Nachricht ließ die Spannung etwas nach, bis es schließlich hieß: „Landung bestätigt – wir sind sicher auf dem Mars!“

Sowohl bei JPL als auch im Museum in Portland brachen Jubel und Beifall aus, und die JPL-Techniker klatschten sich ab, ballten Siegerfäuste und fielen sich in die Arme.

„Wir sind gerade einfach nur überwältigt“, so Rivellini. „Ich glaube, jeder hier ist außer sich vor Freude.“

Science-Fiction-Autor David D. Levine, der ebenfalls unter den Zuschauern in Portland war, ist sich sicher: „Das sind die bedeutendsten, besten Nachrichten von der NASA seit Jahren.“

Sein Freund und Schriftstellerkollege Jay Lake ergänzt: „Die Erde ist unsere Heimat, aber das gesamte Universum ist unsere Zukunft. Eines Tages geht vielleicht meine Tochter oder meine Enkelin auf dem Mars spazieren und betrachtet die Curiosity als Teil der Geschichte.“

„Das Ziel der Mission, Spuren von Leben zu finden, ist gewaltig“, fügt Kristin Powers hinzu. Die 31-Jährige hat vor Kurzem an der staatlichen Universität Portland ihren Abschluss in Philosophie gemacht. „Es bringt uns weiter auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wo wir herkommen.“

Da stimmen ihr die Wissenschaftler des Rover-Teams zweifellos zu. „Wir können es gar nicht abwarten, dass der Rover seine Arbeit aufnimmt“, freut sich Rivellini, „und mit dem wissenschaftlichen Teil der Mission beginnt.“

Artikel in englischer Sprache veröffentlicht am 6. August 2012

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