Galerie | Die Überlebenden eines Papiergenozids
Veröffentlicht am 22. Okt. 2019, 16:35 MESZ

GYPSIE RUNNINGCLOUD, 48
„Seit ich klein war, haben mir die Ältesten meiner Familie eingebläut, dass wir unsere Indigenität absolut geheim halten müssen. Wir wurden in dem Bewusstsein aufgezogen, dass wir uns niemals als Ureinwohner zu erkennen geben durften. Das ging sogar so weit, dass wir höchstens höflich nicken sollten, wenn uns Fremde auf unsere Ähnlichkeit zu Ureinwohnern ansprachen. Aber meine Cousins, Cousinen und ich durften uns öffentlich absolut niemals zu unserem indigenen Erbe bekennen.“
Foto von Haruka SakaguchiMARITZA LUZ FELICIANO POTTER, 38
„Über Heiratsurkunden, Taufeinträge und ein paar wenige Unterlagen von Volkszählungen konnte ich ein paar meiner Familienmitglieder (aus der Mitte des 18. Jahrhunderts) ausfindig machen, die in einem Jahr offiziell als Negros gelistet wurden, aber nur ein paar Jahre zuvor noch als Indios galten.
Ich leugne meine europäische und afrikanische Abstammung nicht. Aber ich finde auch, es ist höchste Zeit, dass meine Familie unser Geburtsrecht als indigene Boricuas [Puerto-Ricaner] wiederentdeckt und einfordert. Wir sind Taínos! Es gibt uns noch!“
Foto von Haruka SakaguchiJULIET DIAZ BAWAINARU, 38
„Wir wussten schon immer, wer wir waren. In unserer Familie in Kuba war unsere Identität als Taínos nie ein Geheimnis.“
Foto von Haruka SakaguchiRENE J. PEREZ, 33
„Als ich vier oder fünf Jahre alt war, habe ich meine Mutter gefragt: Was sind wir? Daraufhin sagte sie: Taíno. Ich habe sie gefragt, was das bedeutet, und sie sagte ‚Indios‘, was auf Spanisch ‚Inder‘ bedeutet, weshalb ich immer dachte, wir kämen aus Indien. Als ich älter wurde, wurde mir natürlich irgendwann klar, dass meine Mutter von den Ureinwohnern der Karibik sprach.“
Foto von Haruka SakaguchiERIC ALEXIE CRUZ, 48
„2014 habe ich an einem Dokumentarfilm namens ‚Spirit Road‘ über die amerikanischen Ureinwohner in Oklahoma mitgearbeitet. Während dieser Zeit habe ich mich mit einigen von ihnen angefreundet und wollte auch mehr über mein eigenes Erbe herausfinden. Je mehr ich lernte, desto mehr erkannte ich, dass die alten Traditionen meiner Familie auf die Taínos zurückgehen.“
Foto von Haruka SakaguchiMERCEDES GARCIA, 36
„Als Kind hat mir meine Großmutter immer wieder gesagt, dass ich Taíno bin – und egal, wo auf der Welt ich wäre: Das sei es, was ich bin. Ich habe damals nicht so ganz verstanden, was Taíno bedeutet, bis ich irgendwann in einer Enzyklopädie von den Taínos und Arawak las. Es hat mir das Herz gebrochen, dort zu lesen, dass wir ausgerottet wurden.“
Foto von Haruka SakaguchiKAYLA ANARIX VARGAS-ESTEVEZ, 17
„Ich habe nie etwas anderes gekannt.“
Foto von Haruka Sakaguchi