Erstaunliche Bilder: Baby-Chamäleon realisiert nicht, dass es geschlüpft ist

Dieses noch eiförmig zusammengerollte Neugeborene bietet einen seltenen Einblick in das Leben eines heranwachsenden Reptils.

Von Maya Wei-Haas
bilder von Nick Henn
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Den Schwarz eng an die Schulter angeschmiegt, ist das neugeborene Chamäleon ist kaum größer als ein Zehn-Cent-Stück.
Foto von Nick Henn, Canvas Chameleons

Sieht aus, als bräuchte da jemand einen Weckruf: Dieses neugeborene Baby-Chamäleon hat noch nicht realisiert, dass es bereits geschlüpft ist.

Nick Henn, dem Besitzer von Canvas Chameleons in Reading, Pennsylvania, USA, gelangen diese Aufnahmen eines Pantherchamäleons, dem er zuvor geholfen hatte, sich aus seiner Schale zu befreien.

 

Mit einer Nagelschere hatte Henn vorsichtig die Eierschale entfernt, wodurch das Kleine normalerweise sofort putzmunter werden sollte.

Das winzige Chamäleonbaby aber dachte, es sei noch immer in seiner Schale, und so verharrte es in seiner Embryonalstellung, den Schwanz eng an die Schulter geschmiegt. Auf diese Weise gewährt es uns einen einzigartigen Einblick in die Welt eines heranwachsenden Chamäleons.

„Normalerweise verpasst man den Moment, in dem sie schlüpfen“, erklärt Henn begeistert.

BELIEBT

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    Experten zufolge lässt es sich nicht sagen, weshalb das Baby-Reptil nicht gespürt hat, dass es an der Zeit war, aufzuwachen.
    Foto von Nick Henn, Canvas Chameleons

    DIE AUFZUCHT

    Schon in seiner Jugend hatte sich Henn immer ein blaues Pantherchamäleon gewünscht, eine in Madagaskar heimische Art. „Es war sozusagen mein Lebenstraum“, sagt er lachend. Nach dem College begann Henn mit der Zucht und Aufzucht von Chamäleons, besonders seiner geliebten Pantherchamäleons. 

    In Henns Obhut reifen die Pantherchamäleoneier in ihren ledrigen Schalen sieben bis acht Monate lang heran. Wenn der große Tag gekommen ist, verwendet das Tier einen speziellen „Eizahn“ in seinem Oberkiefer, um die innere Eihaut zu durchtrennen, die daraufhin zusammenschrumpft.

    „Es ist wie bei einem Schwimmer, der sein nasses Badezeug auszieht“, beschreibt Robin Andrews, Biologe an der Virginia Polytechnic Institute and State University (kurz: Virginia Tech), den Vorgang.

    Anschließend kann das Baby-Chamäleon die Schale über seinem Kopf aufbrechen oder anpicken, um sich zu befreien. Dieses Unterfangen kann einen ganzen Tag lang dauern.

    Pantherchamäleons sind Henn zufolge für gewöhnlich recht robuste Kerlchen, aber in diesem speziellen Fall hatte das Chamäleonbaby die Schale seitlich angepickt und war auf dem Weg nach draußen stecken geblieben. In der freien Wildbahn sterben Reptilien, die nicht stark genug sind, um sich aus ihrem Ei zu befreien.

    LICHT, KAMERA UND ACTION!

    Zum Glück konnte Henn hier rettend eingreifen. Weshalb aber ist das Chamäleon nicht sofort wach geworden? Das kann man nicht mit Gewissheit sagen.

    Es mag an den Lichtverhältnissen gelegen haben. Nach Henns Erfahrung „wachen von Menschenhand aufgezogene Chamäleons auf, sobald sie dem Licht ausgesetzt werden. Dann wissen sie, dass es losgeht“.

    Chamäleons sind als begeisterte Sonnenanbeter sehr lichtempfindlich. Sie benötigen die Sonnenstrahlen, um ihren Körper zu wärmen und ihre innere Uhr zu stellen. Die Reptilien spüren das Licht über einen Rezeptor am Kopf. „Man kann ihn sich wie ein Fenster vorstellen. Er erkennt die Tageszeit und den Lichtzyklus“, erklärt Brett Baldwin, leitender Tierpfleger am Zoo von San Diego.

    „Es ist allgemein ein sehr schwieriger und komplizierter Prozess, Chamäleoneier in Gefangenschaft auszubrüten“, so Baldwin weiter. Die sich entwickelnden Babys reagieren empfindlich auf feinste Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede.

    In der freien Wildbahn schlüpfen sie in dunklen Erdlöchern unterhalb des Erdbodens. „Daher sollte Licht keine Rolle spielen oder könnte sie sogar davon abhalten, ihre Hülle zu verlassen“, erklärt Andrews.

    „Wenn ich nur das Foto betrachtet hätte“, sagt Baldwin, „so hätte ich gedacht: ‚Oh, das Kerlchen ist im Ei gestorben.‘“

    So sieht eben die Realität in der freien Wildbahn aus: Die meisten Tiere legen eine große Menge an Eiern, weil der Großteil ihrer Nachkommen nicht überleben wird. Winzige Chamäleons sind echte Leckerbissen für ihre Feinde.

    Dieses kleine Pantherchamäleon ist nach seinem holprigen Start ins Leben aber gesund und wohlauf. Manchmal bedarf es eben einer helfenden Hand.

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    Artikel in englischer Sprache veröffentlicht am 19. Juni 2015

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