Ein Hirsch, der Menschenknochen frisst

Kriminaltechniker, die die Verwesung menschlicher Körper untersuchten, entdeckten dabei ein Tier, das sich auf eher untypische Art an den Überresten zu schaffen machte.

Von Delaney Chambers
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:32 MEZ
Weißwedelhirsch
Ein Weißwedelhirsch kaut auf einer menschlichen Rippe. Es ist der erste dokumentierte Fund dieser Art.
Foto von Lauren A. Meckel, Academia

Es ist der erste dokumentierte Fund dieser Art. Forscher haben einen Hirsch entdeckt, der an einer menschlichen Rippe kaut. Eigentlich waren sie mit einer Studie beschäftigt, welche die Zersetzung menschlicher Leichen in der Wildnis untersucht.

Aasfresser nutzen jede Gelegenheit zum Fressen. Leichen in der Wildnis zersetzen sich oft sehr schnell, da Tiere kurzen Prozess mit den Überresten machen, auch mit menschlichen.

Die als Body Farms bezeichneten Forschungsanlagen untersuchen die Zersetzung menschlicher Überreste an der freien Luft und auch, welche Tiere sich an den Leichen zu schaffen machen.

Man sieht häufig Füchse, Truthahngeier und Waschbären, die sich an verwesenden Leichen gütlich tun. Die Forscher der Forensic Anthropology Research Facility in San Marcos, Texas, stellten Kameras auf, um zu sehen, ob auch andere Aasfresser zu den Leichen kommen würden Forensic Anthropology Research Facility in San Marcos, Texas – und sie wurden nicht enttäuscht.

In einer Studie, die diese Woche im „Journal of Forensic Sciences“ veröffentlicht wurde, gaben die Forscher ihre Untersuchungsergebnisse preis: Auch Paarhufer fressen Menschenfleisch, wenn sie Zugang dazu haben.

Weißwedelhirsche gelten als Pflanzenfresser und ernähren sich von Gräsern, auch Zweigen, Früchten, Nüssen, Alfalfa und gelegentlich von Pilzen.

Es ist das erste Mal, dass Wissenschaftler einen Hirsch dabei beobachtet haben, wie er menschliches Fleisch frisst. Allerdings hat man durchaus schon gesehen, wie Hirsche Fisch, tote Hasen und sogar lebende Vögel fressen.

Als seine Aufmerksamkeit erregt wird, blickt ein Hirsch auf, der gerade an einem menschlichen Leichnam fraß. Eine Rippe hängt noch aus seinem Maul.
Foto von Lauren A. Meckel, Academia

Hirsche könnten Fleisch fressen, weil es ihnen an Mineralien wie Phosphor, Salz und Kalzium mangelt, speziell in den Wintermonaten, wenn nur wenig pflanzliche Nahrung zur Verfügung steht.

Auch wenn dieser Befund Erkenntnisse über das Verhalten von Hirschen liefert, ist die Studie für Kriminaltechniker auch in jenen Fällen nützlich, in denen Leichen über einen längeren Zeitraum verwest sind. Wenn Wissenschaftler die Zahnspuren von Hirschen und anderen Paarhufern auf menschlichen Knochen identifizieren können, könnte das dabei helfen, Verwirrung an Tatorten zu vermeiden, an denen man sonst nur mit fleischfressenden Aasfressern gerechnet hätte.

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In einem zweiten Vorfall kommt ein Hirsch (womöglich dasselbe Tier, wahrscheinlich aber ein anderes) an den Leichnam und kaut auf einem Knochen.
Foto von Lauren A. Meckel, Academia
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