Je seltsamer, desto besser: Bizarre Überlebensstrategien von Insekten

Von lebenden Speisekammern bis zu Motten, die wie Vogelkot aussehen, haben einige Insekten sehr kreative Anpassungen entwickelt.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:41 MEZ
Motte
Macrocilix maia, eine Motte aus der Familie der Eulenspinner und Sichelflügler (Drepanidae).
Foto von Antonia Monteiro and William Piel

Die moderne Arbeitswelt scheint voller Mindmaps, Brainstorming und Motivationscoachings. Aber egal, wie sehr wir uns auch mühen, „out of the box“ zu denken – die Anpassungsfähigkeit einiger Insekten lässt uns mitunter ziemlich einfallslos aussehen.

Hier haben wir verschiedene Insektenarten zusammengestellt, die ein paar wirklich kreative Einfälle hatten, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. 

Honigtopfameisen (Myrmecocystus mexicanus).
Foto von Bruce Dale, National Geographic Creative

HONIGTOPFAMEISEN

Die Menschheit hat sich eine ganze Reihe cleverer Erfindungen zur Nahrungsaufbewahrung ausgedacht – aber keine davon lebt.

Einige Honigtopfameisen, die im Südwesten der USA und in Mexiko heimisch sind, haben hingegen eine besonders merkwürdige Art entwickelt, ihr Futter einzulagern. Eine bestimmte Klasse des Ameisenvolkes frisst sich mit Blütennektar und Fetten anderer Insekten voll, bis sie zu einer lebenden Speisekammer für den Rest der Kolonie wird. 

Die Arbeiterinnen speichern die Nahrung in ihrem Bauchraum, der so sehr anschwellen kann, dass sich diese Ameisen nicht mehr bewegen können. Im unterirdischen Ameisenbau hängen die Tiere dann von der Decke. Wenn eine Arbeiterin hungrig ist (oder die Nahrungsvorräte zur Neige gehen), berührt sie die Fühler einer herabhängenden Ameise, die dann einen Teil der gespeicherten Nahrung auswürgt.

Wenn neue „Speicherameisen“ benötigt werden, füllen die größten Arbeiterinnen ihre Bäuche etwa zwei Wochen lang auf und übernehmen dann die Rolle.

BELIEBT

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    Stielaugenfliege (Cyrtodiopsis whitei)
    Foto von Mark Moffet, Minden Pictures, National Geographic Creative

    STIELAUGENFLIEGEN

    Ihr kennt sicher den Ausspruch „Wenn Blicke töten könnten“.

    Die Augen der männlichen Stielaugenfliege „sind sowohl Zierde als auch Waffe“, sagt Christina Painting, eine Forscherin für Verhaltensökologie an der Universität von Auckland.

    Je länger der Stiel des Auges und je größer das Männchen, desto eher fühlen sich die Weibchen zu ihm hingezogen, so Painting. Sie erklärt, dass bei Kämpfen um Weibchen immer die Männchen mit den längeren Augenstilen gewinnen.

    Die Augen der Weibchen sind nicht so übertrieben stark ausgeprägt wie die der Männchen, aber sie haben dennoch einen Blick für Qualität. Eine Studie in der Fachzeitschrift „Nature“ fand heraus, dass Männchen mit längeren Augenstilen genetisch qualitativ überlegen sind.

    Raupe des Großen Schwalbenschwanzes (Papilio cresphontes) mit ausgestreckten Fühlern.
    Foto von National Geographic Creative

    KOT-MOTTEN UND RAUPEN

    Antónia Monteiro und ihr Mann William Piel – beides Biologen des Yale-NUS-College in Singapur – arbeiteten gerade in Malaysia, als sie Macrocilix maia, entdeckten, eine Motte von knapp vier Zentimetern Flügelspannweite. Ihre Zeichnung erinnert an Vogelkot, und auf ihren Flügeln finden sich Muster, die aussehen, als würden sich gerade Fliegen über das Exkrement-Buffet hermachen.

    „Ich glaube, [die Motte] wurde vom Licht unseres Hotels angelockt und landete auf unserer Türschwelle“, sagt Monteiro. Ihm zufolge ist diese Art in ihrem Verbreitungsgebiet in Asien ziemlich selten.

    Ein Räuber, der sich auf seine Sicht verlässt, wie zum Beispiel ein Vogel, sieht diese Zeichnung auf der Motte und denkt sich: „Da sind Fliegen, die Kot fressen. Das fresse ich nicht. Ich hau ab“, sagt Katy Prudic, eine Entomologin der Universität von Arizona. Kot-Mimikry kann eine lebensrettende Anpassung sein, die an den Nachwuchs vererbt wird und sich mit der Zeit weiterentwickelt.

    Manche Käfer verfeinern die Kot-Illusion sogar noch mit einem passenden Geruch.

    Die Raupen der Schmetterlingsgattung Papillo sehen in ihren frühen Lebensstadien genau wie Vogelkot aus und „produzieren Harnsäure, um wie Kot zu riechen“, sagt Prudic. 

    In späteren Lebensstadien steigern einige dieser Raupen ihre Illusionen sogar noch und sehen dann wie das Gesicht einer Schlange aus. Wenn man es nicht genau wüsste, würde man wohl nie vermuten, dass aus diesen Tieren irgendwann wunderschöne Große Schwalbenschwänze werden.

    GIRAFFENHALSKÄFER

    Es gibt zwei entfernt verwandte Arten von Giraffenhalskäfern: die kleinere, in Madagaskar heimische Art mit einem roten Körper und die neuseeländische, braune Art. Die Männchen beider Arten nutzen ihre langen Hälse, um sich das Recht auf Paarung zu erkämpfen.

    Manchmal nutzen die Männchen der neuseeländischen Giraffenhälse die Kiefer am Ende ihrer langen Hälse auch, um ein Männchen während der Paarung von einem Weibchen wegzuziehen. Ihre Auseinandersetzungen erinnern an „zwei Ritter auf Pferden beim Lanzenstechen“, sagt Painting und erzählt, dass in 90 Prozent aller Fälle das größere Männchen gewinnt.

    Und der Größenunterschied kann sich sehen lassen: Die großen Männchen sind bis zu sechsmal größer als die kleinen. Welche Chance haben die kleinen Käfer also? Sie versuchen es einfach mit Unauffälligkeit:

    Während ein großes Männchen ein Weibchen bewacht, „klemmt“ sich das kleine Männchen mitunter zwischen die beiden und „paart sich sprichwörtlich vor der Nase des größeren Männchens mit dem Weibchen“, so Painting.

    Eine dreiste Art, Kopf und Kragen zu riskieren …

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