Schlauere Grauhörnchen verdrängen Eichhörnchen

Auf den britischen Inseln nimmt die Zahl der heimischen Eichhörnchen ab. Ein Experiment hat nun herausgefunden, dass die grauen Verwandten schlichtweg schlauer sein könnten.

Von Carrie Arnold
Veröffentlicht am 1. März 2018, 12:17 MEZ
Europäisches Eichhörnchen
Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) auf den britischen Inseln wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend von den Grauhörnchen aus Nordamerika verdrängt.
Foto von Konrad Wothe, Minden Pictures, National Geographic Creative

Grauhörnchen machen vielleicht keinen besonders schlauen Eindruck, wenn sie hektisch Eicheln vergraben, die sie vielleicht nie wiederfinden werden – aber sie scheinen schlauer als ihre europäischen Verwandten zu sein.

Seit die Grauhörnchen vor mehr als einem Jahrhundert von Amerika auf die britischen Inseln gelangt sind, ist die Zahl der einheimischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) zunehmend zurückgegangen. Jetzt haben Forscher einen Hinweis auf den Grund dafür entdeckt: Grauhörnchen scheinen bessere Problemlösungsfähigkeiten bei der Nahrungssuche zu besitzen.

Die zwei eng verwandten Arten teilen sich ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquellen, was sie zu direkten Konkurrenten macht. Die Gerissenheit der Grauhörnchen hilft ihnen womöglich dabei, sich gegenüber ihren kleineren, rötlichen Verwandten durchzusetzen, wie Wissenschaftler im Fachmagazin „Animal Behaviourberichten.

Während der letzten paar Jahrzehnte schien sich die Notlage der Eichhörnchen noch zu verschärfen, was zur Gründung des Red Squirrel Survival Trust führte. Den Berechnungen der Stiftung zufolge könnte die heimische Art in den nächsten zehn Jahren im Vereinigten Königreich aussterben, wenn der Rückgang nicht bekämpft wird.

Um herauszufinden, wie genau sich die Grauhörnchen gegen ihre britischen Cousins durchsetzen, untersuchte die Eichhörnchenexpertin Pizza Ka Yee Chow von der Universität Exeter die Tiere sowohl am Universitätscampus als auch auf der Ise of Arran vor der schottischen Westküste. Chow und ihre Kollegen testeten die Problemlösungsfähigkeiten der Hörnchen mit Hilfe von zwei Versuchen. Wenn die Hörnchen die Versuchsaufbauten lösten, bekamen sie zur Belohnung eine leckere Haselnuss.

BELIEBT

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    Bei dem einfacheren der zwei Versuche mussten die Tiere eine durchsichtige Plastikklappe öffnen, um an die Nuss zu kommen. Für die Lösung des komplizierteren Versuchsaufbaus waren mehrere Schritte nötig, darunter auch die Betätigung eines Hebels.

    Beide Arten lösten den einfachen Versuch gleichermaßen gut, wenn auch mit unterschiedlichen Strategien. Die Grauhörnchen starteten immer wieder kurze Versuche, um die Aufgabe zu lösen, wobei sie bei jedem neuen Versuch oft ihre Taktik änderten. Die Eichhörnchen hingegen benötigten weniger Versuche, blieben aber pro Versuch länger am Ball.

    Invasive Grauhörnchen aus Amerika können neuen Forschungsergebnissen zufolge Probleme besser als ihre roten Verwandten lösen, wenn es um die Nahrungsbeschaffung geht.
    Foto von Brian Gordon Green, National Geographic Creative

    Dieser Unterschied machte sich dann bei der komplexeren Aufgabe des zweiten Versuchsaufbaus bemerkbar. 91 Prozent der Grauhörnchen waren dort erfolgreich, von den Eichhörnchen waren es hingegen nur 68 Prozent. Chow und ihre Kollegen vermuten, dass dieser Unterschied der Fähigkeit der Grauhörnchen zu verdanken ist, sich bei der Lösung schwieriger Aufgaben an neuen Strategien zu versuchen.

    Im Laufe der Zeit könnte das den Grauhörnchen dabei geholfen haben, mehr oder bessere Nahrung zu finden und sich somit einen Vorteil gegenüber den roten Eichhörnchen zu verschaffen.

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