Der Hai namens Bach

Ein deutscher Biologe entdeckt zwei neue Katzenhaiarten und benennt sie nach Komponisten.

Von Andrea Henke
Veröffentlicht am 3. Juli 2018, 12:50 MESZ
Bythaelurus_bachi
Dieses männliche Exemplar der Katzenhaiart Bythaelurus bachi wurde südlich von Madagaskar bei Walters Shoals in etwa 920m Tiefe gefangen.
Foto von Simon Weigmann

Neue Haiarten entdecken Biologen immer mal wieder. Jetzt sind zwei neue Katzenhai-Arten dazugekommen, die wohl vornehmlich in der Tiefsee leben. Von der einen Art wurden 44 Exemplare im südwestlichen indischen Ozean gefangen, am Bergrücken des Madagascar Ridge, einem gigantischen Bergmassiv in der Tiefsee. Der Hai, den der deutsche Biologe Simon Weigmann und andere Wissenschaftler taxierten, unterscheidet sich von bisher bekannten Katzenhai-Arten durch seine deutlich hellere Färbung. Weigmann benannte die neue Art nach Johann Sebastian Bach: „Ich bin ein großer Bewunderer dieses Komponisten, eines der größten musikalischen Genies aller Zeiten“.

Der Bythaelurus bachi hat eine beige Hautfarbe, während andere Katzenhaiarten eine sehr variable Färbung haben. Sie sind mal deutlich dunkler, fast olivenfarbig, können aber auch dunkelbraun, schwarz oder mit bunter Musterung sein. Auffällig ist bei Bythaelurus bachi auch der gedrungene Körperbau, der für Katzenhaie eher untypisch ist. Seine Placoid-Schuppen (Hautzähnchen, die vor allem bei Knorpelfischen auftreten und über den ganzen Körper verteilt sind) sind deutlich vielgestaltiger als bei anderen bislang bekannten Arten. Seine Augen und sein primäres Geschlechtsorgan (Klasper) sind hingegen etwas größer als bei Katzenhaien der gleichen Gattung. Der signifikanteste Unterschied zu Katzenhaien insgesamt sind die teilweise aus mehreren Einzelpapillen zusammengesetzen Papillenkomplexe auf der Zunge und im gesamten Gaumenraum.

Auch eine zweite, von Weigmann und anderen entdeckte Art erhielt den Namen eines berühmten Komponisten: Bythaelurus vivaldii. Weigmann und seine Kollegen untersuchten zwei weibliche, vollständig erhaltene, Exemplare, die bereits 1899 bei der deutschen „Valdivia“-Expedition unweit der Küste Somalias im nordwestlichen Indischen Ozean gefangen wurden. Die neue Art ähnelt dem Bythaelurus bachi vor allem in seinem stämmigen Körperbau, seinem breiten Maul und dem dicken Hinterkopf. Allerdings weist er keine Papillen auf der Zunge, sondern nur auf dem Mauldach auf. Der Bythaelurus vivaldii hat eine deutlich kleinere Schwanzflosse als vergleichbare Arten und einen relativ langen Kopf. Beide neuen Arten sind eher klein, die Exemplare waren höchstens 33 (B. vivaldii) bis 45 Zentimeter (B. bachi) lang.

Haiarten werden auch aufgrund verbesserter Technologie regelmäßig entdeckt: Im Jahr 1976 zogen Biologen an Bord eines Forschungsschiffs vor Hawaii ein 4,5 Meter langes Exemplar einer unbekannten Haiart an Bord. Bis heute wurden gut 60 weitere, bis zu 5,5 Meter lange Riesenmaulhaie gesichtet. Wahrscheinlich schwimmen noch größere Vertreter dieser Art durch die Weltmeere; sie sind für Menschen harmlos, weil sie sich ausschließlich von Krill ernähren.

Auch weitere neu entdeckte Haiarten könnten einem Menschen nie gefährlich werden: Weder der bis zu sechs Meter lange Koboldhai, der seine Beute in lichtloser Tiefe mittels körpereigener Elektrosensorik aufspürt, noch der Grönlandhai, von dem man 2016 ein immerhin fünf Meter langes Exemplar mit dem biblischen Alter von 400 Jahren fing. Experten halten bis zu acht Meter große Grönlandhaie mit einem Alter von bis zu 600 Jahren für möglich.

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