„Treibender Schrecken“ löst Alarm an Mallorcas Stränden aus

Sichtungen der Portugiesischen Galeere haben oft ein absolutes Badeverbot zur Folge – völlig zu Recht, denn ihr Nesselgift kann im Extremfall tödlich sein.

Von Melissa Holland-Moritz, National Geographic
Veröffentlicht am 5. Juli 2018, 14:16 MESZ
Die Portugiesische Galeere ist im Grunde eine Kolonie aus mehreren Polypen.
Foto von Mike Theiss

Zeitweise wehte eine rote Fahne in der Bucht von Palma: „Achtung, Lebensgefahr!“ Für die Strandbesucher herrschte Badeverbot. Auch an anderen Stränden Mallorcas mussten Einheimische und Urlauber mitunter auf einen Sprung in die Wellen verzichten. Der Grund für den ganzen Aufruhr ist ein eher unscheinbares kleines Geschöpf, das es in sich hat.

Die giftige Portugiesische Galeere (Physalia physalis) wirkt auf den ersten Blick wie eine Qualle, aber ihr Äußeres täuscht. Das Tier ist im Grunde nicht mal „ein“ Tier, sondern mehrere Tiere. Sie gehört zu den sogenannten Staatsquallen (Siphonophorae), die aus Kolonien spezialisierter Nesseltiere bestehen, welche bestimmte Aufgaben übernehmen und fast wie die Organe eines einzelnen Organismus zusammenarbeiten.

Berüchtigt ist P. phyaslis aber vor allem als eines der giftigsten Nesseltiere der Welt – und daher auch als Schrecken von Strandbesuchern, wie ihr englischer Spitzname „floating terror“ (dt. treibender Schrecken) verrät. Im Extremfall kann ihr Gift tödlich sein, aber auch ohne Todesfolgen ziehen sich jedes Jahr Tausende von Menschen äußerst schmerzhafte Verbrennungen durch den Kontakt mit ihren Tentakeln zu. Vorsicht ist auch bei Galeeren geboten, die an den Strand gespült wurden: Ihre Nesselzellen sind noch aktiv und können ihr Gift ausschütten.

Ihren Namen erhielt die Portugiesische Galeere aufgrund der Gasblase, die mit einem Sauerstoff-Kohlenmonoxid-Gemisch gefüllt ist und für den Auftrieb der Kolonie sorgt. Mit dem aufgerichteten Segel der Blase erinnert sie ein wenig an die mittelalterlichen Kriegsschiffe.

Die Tentakel der Portugiesischen Galeere können eine stattliche Länge von 50 Metern erreichen, auch wenn sie im Durchschnitt eher um die neun Meter lang sind. Sie sind mit giftigen Nesselzellen übersät, die Fische und andere kleine Beutetiere lähmen sollen, bevor die Staatsqualle sie verzehrt.

Die Polypenkolonien schweben mitunter in Gruppen von über 1.000 Tieren in den warmen Gewässern der Weltmeere. Da sie keine Möglichkeiten haben, sich aus eigener Kraft fortzubewegen, sind sie auf die Meeresströmungen angewiesen oder stellen ihr Segel auf, um sich vom Wind treiben zu lassen. Um sich vor Gefahren an der Oberfläche zu schützen, können sie Luft aus ihren Gasblasen herauslassen und für kurze Zeit abtauchen.

ERSTE HILFE BEI NESSELZELLENKONTAKT

In unseren Breitengraden ist sie eher im Mittelmeerraum anzutreffen, hat es aber mitunter auch schon an die Küste der Niederlande geschafft.

Sollte man mit den giftigen Tentakeln der Portugiesischen Galeere in Kontakt kommen und kein Rettungsschwimmer in Sicht sein, kann man sich auch erst einmal selbst helfen.

Die Tentakel sollten so schnell wie möglich entfernt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Nesselzellen auf keinen Fall platzen. Hektisches Abrubbeln mit dem Handtuch sollte also tunlichst vermieden werden. Stattdessen lässt man vorsichtig Sand über die betroffene Stelle rieseln und trocknen, um die Tentakelreste anschließend mit einer stumpfen Kreditkarte, Kinderschaufel oder etwas Vergleichbarem abzuschaben. Im Optimalfall trägt man dabei Handschuhe.

Im Anschluss wird die Haut mit reichlich Meerwasser übergossen. Auf keinen Fall sollte hierfür Süßwasser genutzt werden, da die giftigen Nesselkapseln sonst zu explodieren drohen. Auch die Badekleidung sollte auf eventuelle Tentakelreste überprüft werden.

Bei kleineren Verbrennungen durch das Nesselgift kann man sich mit Salben aus der Apotheke Linderung verschaffen. Allergiker, Kinder und Menschen mit großflächigen Verbrennungen sollten aber dringend ärztlich untersucht werden.

Die Badeverbote an Stränden mögen für Strandbesucher zwar enttäuschend sein, aber eine hautnahe Begegnung mit einer Portugiesischen Galeere würde die Urlaubsstimmung noch deutlich mehr trüben.

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