Tolle Fotos – unsichtbares Leid
Wenn wir jemanden lieben, wünschen wir uns, dass es ihm oder ihr gut geht. Wir sind bereit, für das Wohlergehen unserer Geliebten Nachteile in Kauf zu nehmen, Geld auszugeben, Zeit zu opfern. Denn echte Liebe ist: selbstlos.
Viele Menschen lieben Tiere. Beim Umgang mit Katzen, Hunden, Pferden geht uns das Herz auf. Auf den Seiten von National Geographic sind es vor allem Tierfotografien, die unsere Leser begeistern. Und eine Begegnung mit Raubkatzen, Elefanten oder Berggorillas ist für viele ein Lebenstraum.
Ein ganzer Wirtschaftszweig lebt davon, Menschen glückliche Erlebnisse mit Tieren zu ermöglichen. Und wenn dabei Kriterien der Nachhaltigkeit beachtet werden, kann auch der Naturschutz davon profitieren, keine Frage.
Doch nimmt unser Wunsch nach Nähe zum Tier im Zeitalter der sozialen Medien und der schnellen Selbstinszenierung groteske Züge an: Selfies mit süßen Quokkas, tapsigen Schwarzbären, klugen Delfinen sind schon fast Routine. Oder der Ritt auf einem Elefanten, der nur deshalb ungefährlich ist, weil dessen Wildheit schon als Baby brutal gebrochen wurde. Wir müssen unser Verhältnis zu Tieren auf den Prüfstand stellen. Ist es wirklich Tierliebe, die uns leitet? Und wenn ja: Ab wann verwandelt sich der fotografierende Tourist in einen Stalker? Unsere Reporter haben hinter den Kulissen einer Tier‐Erlebnis‐Industrie recherchiert, die viel dafür tut, nach außen den Schein zu wahren: den Schein einer fehlgeleiteten Liebe.