Für menschliche Augen unsichtbar: Die farbenfrohe Welt der Nachtfalter

Bestäuber, Schädlinge und wichtige Nahrungsquelle – Nachtfalter sind vielfältig, auch in ihrem Aussehen. Eine neue Technik hilft nun dabei, das Verhalten der Insekten besser erforschen zu können und liefert faszinierende Bilder.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 4. Juli 2022, 09:47 MESZ
Eine Übersicht einiger der untersuchten Falter vor schwarzem Hintergrund.

Die Studie untersuchte insgesamt 82 Nachtfalter aus 26 Arten – und beleuchtet das faszinierende Leben der nachtaktiven Schmetterlinge, mit dem die meisten Menschen im Alltag wohl nur selten in Berührung kommen.

Foto von Li, M. et al., Ausschnitt

Nachtfalter gelten für gewöhnlich nicht als die schillerndsten Tiere der Schmetterlingsfamilie. Zwar gibt es unter ihnen echte Prachtexemplare wie Bären-, Pfauen- oder Atlasspinner, die sowohl mit ihrer Größe, als auch mit ihren wunderschön gemusterten Flügeln beeindrucken. Doch trotz zahlreicher Ausnahmen: Was für die meisten der nachtaktiven Tiere als wichtige Tarntracht zum Schutz vor Fressfeinden gilt, befeuert ihren vorurteilsbehafteten Ruf, braun, grau oder weißlich und damit recht eintönig, gar unscheinbar gefärbt zu sein.

Das Gegenteil bewiesen nun Meng Li und ihr Team von der Universität Lund in ihrer Studie. Sie machten das schillernde Leuchten von Nachtfaltern im Infrarotbereich für das menschliche Auge sichtbar und hielten es in faszinierenden Aufnahmen fest.

Offenbarung durch Infrarotlicht 

Möglich wurde dieser Einblick durch die Untersuchung von 82 Tieren aus 26 verschiedenen Arten. Mithilfe einer speziellen Kamera, die es ermöglicht Hyperspektralaufnahmen zu machen, schienen die Flügelschuppen im Infrarotbereich bei längeren Wellenlängen des Lichts förmlich zu glänzen. Laut der Studie unterscheiden sich dabei nicht nur die Farbgebungen zwischen den Arten der Nachtfalter.

Die Analyse zeigte einzigartige Muster der Farbreflektionen, die die Arten jeweils aufwiesen. Grund hierfür seien Unterschiede in der Struktur der Flügelschuppen. So unterscheiden sich beispielsweise die weißen und dunklen Falter der Gattung Birkenspanner durch veränderte Werte an Melanin. Doch obwohl die Spezialkamera blind für dieses Pigment ist, sind deutliche Abweichungen der Infrarotaufnahmen ersichtlich – hervorgerufen durch Differenzen der Anordnung der winzig kleinen Schuppen auf den Flügeloberflächen.

Laut Li und ihrem Team könnte die Technik beispielsweise die Identifizierung von freifliegenden Arten vereinfachen und auch über weitere Entfernung hinweg angewendet werden. Dies würde auch bei weiteren Forschungen bezüglich der Lebensweisen der Tiere helfen. „Die meisten unserer Begegnungen mit diesen Insekten beschränken sich auf ihre unregelmäßigen flatternden Flüge um unsere Glühbirnen in der Nacht”, so die Studie. Dabei haben die nachtaktiven Falter durch ihre Funktion als nächtliche Bestäuber und wichtige Nahrungsquelle einen immensen Nutzen für unsere Ökosysteme.

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