Warum Motten das Licht lieben
Die Erfindung der Glühbirne war ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Nachtfalter.
Besonders im Sommer ist es ein vertrauter Anblick: Motten und andere Insekten schwirren um Lichtquellen wie Lampen herum. Oft sind die Tiere von dem Leuchten so verzaubert, dass sie leichte Beute für Fressfeinde sind oder sich verbrennen.
Aber wie kann es sein, dass so viele Insekten in die Falle tappen und in so großem Ausmaß von Lichtquellen in den Tod gelockt werden?
Genau wie die tragische Geschichte von Romeo und Julia wird die Geschichte der Lampe und der Motte von einer tödlichen Anziehungskraft bestimmt. Motten sind größtenteils nachtaktiv und entwickelten im Laufe der Zeit die Fähigkeit, sich mit Hilfe des leuchtenden Mondes zu orientieren – eine Methode, die man als transversale Orientierung bezeichnet.
„Das ist in etwa so, wie wenn wir den Polarstern an einer bestimmten Position behalten, damit wir wissen, wo wir uns befinden“, erklärt Jeff Smith, der Kurator der Nachtfaltersammlung am Bohart Museum of Entomology. Man vermutet, dass die Motten diese Lichtquelle ebenfalls in einer bestimmten Position in Relation zu ihrem eigenen Körper behalten, um sich zu orientieren“, erklärt Smith.
Auftritt des Lichts
Was die Mottenevolution allerdings nicht vorhersehen konnte, war die Rund-um-die-Uhr-Beleuchtung unserer modernen Welt.
Der Tag, an dem Thomas Edison sein Patent für die Glühbirne einreichte – der 27. Januar 1880 –, war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Motten.
„Alles ist schiefgelaufen, weil wir für so viele künstliche Monde gesorgt haben“, sagt Lynn Kimsey, eine Professorin für Entomologie an der University of California in Davis.
Die Bauteile des Mottenauges sind auf schwaches Licht angepasst und funktionieren „wie Miniatur-Teleskope“. Wenn sie also plötzlich mit einer starken künstlichen Beleuchtung konfrontiert werden, kann diese wie ein „Hyper-Stimulus“ wirken, so Kimsey.
„Wenn man ein richtig helles Licht hat, ist das fast unwiderstehlich.“
Gefährliche Liebschaften
Was passiert also, wenn eine Motte das erreicht, was sie für den Mond hält? Es ist eine schmerzhafte Rückkehr auf den Boden der Realität.
„Ich kannte mal jemanden, der hatte ein Jaguar-Autohaus mit richtig großen Quecksilberdampflampen“, erinnert sich Smith. „Jeden Abend machten sie das Licht an und dann kamen große Käfer zu den Quecksilberdampflampen geflogen und landeten am Boden. Am Morgen kamen dann die Möwen, pickten sie auf, hüpften auf den Jaguars herum und kackten auf die Autos.“
Der Händler wechselte irgendwann zu Natriumdampflampen, da die Wellenlänge ihres Lichts nicht so anziehend auf die Käfer wirkt.
Noch ist weitere Forschung nötig, um das Verhalten der Motten vollständig zu entschlüsseln. Allerdings wissen die Forscher schon heute, dass künstliche Beleuchtung den Tieren zu schaffen macht.
„Man entschuldige das Wortspiel, aber [Motten] sind nicht gerade die hellsten Birnen im Kronleuchter“, so Kimsey.
„Man sollte meinen, dass ihr Ziel für die Nacht darin bestünde, Nahrung oder einen Partner zu finden“, sinniert Smith. „Aber ich hatte mal drei Tage lang eine Motte auf meiner Veranda, die die ganze Zeit neben der Lampe saß. Wenn sie nicht gerade von einer Gottesanbieterin oder einem Frosch gefressen wird, sitzt sie womöglich einfach nur da und verschwendet einen Großteil ihres Lebens.“
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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