6 heimliche Energiefresser, die in vielen Haushalten unterwegs sind

Von Brian Handwerk
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:22 MEZ
Stromfresser lauern im Haushalt
Viele Haushaltsgeräte ziehen auch dann Strom, wenn sie überhaupt nicht benutzt werden. Das macht sich auf der Stromrechnung bemerkbar.
Foto von Marc Wuchner, Corbis

Verbraucht ein Smartphone mehr Energie als ein Kühlschrank? Ein aktueller Bericht der Digital Power Group behauptet, dass ein durchschnittliches iPhone für das Aufladen des Akkus, die Datennutzung und die WLAN-Verbindung mehr Saft verbraucht als ein mittlerer Kühlschrank mit ENERGY STAR-Kennzeichnung.

Die Leistungsanforderungen eines iPhones hängen allerdings stark davon ab, wie es konkret für Videos, Spiele und andere Apps genutzt wird. Und da Schätzungen zum monatlichen Datenverbrauch eines durchschnittlichen Nutzers sehr stark schwanken, hat die umstrittene Studie die Kritik auf sich gezogen, dass der Vergleich stark übertrieben ist.

Ob die intensive Nutzung eines Mobiltelefons einem Kühlschrank Konkurrenz macht oder nicht, sei dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass es in den meisten Wohnungen verborgene Energiefresser gibt, die höhere Stromkosten erzeugen als der Kühlschrank – manchmal sogar sehr viel höhere. Wir stellen sechs überraschend leistungshungrige Geräte vor, die oft für einen ordentlichen Teil der Stromrechnung verantwortlich sind.

SET-TOP-BOXEN

Diese weitverbreiteten elektronischen Geräte liegen als Verbindungselement zu anderen Unterhaltungselektronikkomponenten auf oder neben vielen Fernsehgeräten. Wenn der Fernseher ausgeschaltet ist, läuft bei diesen Kästchen jedoch weit mehr als nur die Uhr. Bei den Geräten handelt es sich im Grunde um kleine Computer, die mit Remote-Quellen kommunizieren oder Lieblingssendungen aufzeichnen, während man unterwegs ist. Das bedeutet, sie brauchen sehr viel Energie.

„Das Problem bei Set-Top-Boxen ist, dass sie sich nie abschalten und fast immer mit voller Leistungsaufnahme laufen, auch wenn die Anwender glauben, dass sie ausgeschaltet sind“, sagt Noah Horowitz, leitender Wissenschaftler beim Natural Resources Defense Council (NRDC). „Wenn man einen digitalen Videorekorder am Haupt-Fernseher und eine normale Set-Top-Box an einem zweiten Fernseher betreibt, kann deren Energieverbrauch durchaus dem eines modernen Kühlschranks entsprechen.“

2010 kam eine NRDC-Studie zu dem Ergebnis, dass die 160 Millionen Set-Top-Boxen in den Vereinigten Staaten die jährlich von neun mittleren Kohlekraftwerken erzeugte Energie verbrauchen – insgesamt ca. 27 Milliarden Kilowattstunden. Dies entspricht dem Gesamtstromverbrauch aller Haushalte im Bundesstaat Maryland. Diese Art von Energieverbrauch kostet Geld – mehr als 3 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf Stromrechnungen –, und der Großteil dieses Geldes wird für Boxen ausgegeben, die bei voller Leistung laufen, obwohl niemand fernsieht oder Sendungen aufzeichnet. „Wir geben ungefähr 2 Milliarden US-Dollar pro Jahr für den Strom aus, mit dem wir ungenutzte Set-Top-Boxen betreiben“, sagt Horowitz.

Marianne DiMascio, Mitarbeiterin beim Appliance Standards Awareness Project (ASAP) des American Council for an Energy-Efficient Economy, zufolge sind Effizienzsteigerungen notwendig. Daher habe die Industrie freiwillige Effizienzstandards eingeführt und konnte dadurch inzwischen auch Verbesserungen erreichen. „Inzwischen können Kunden beim Händler nach einer Set-Top-Box mit ENERGY STAR-Kennzeichnung fragen, um Energie zu sparen“, erklärt sie.

GEBLÄSELÜFTER

„In zahlreichen Kellern lauert ein großer Energiefresser“, sagt Marianne DiMascio vom ASAP. „Viele Menschen sind sich überhaupt nicht bewusst, dass sie einen Lüfter haben. Andere haben schlicht keine Vorstellung davon, wie viel Energie dieser verbraucht.“

Gebläselüfter bewegen Luft von einem Kamin oder einer Wärmepumpe durch das Leitungssystem und in alle Räume des Hauses. In Gebäuden mit zentraler Klimaanlage bewegen sie kalte Luft durch das beschriebene System. „Die Lüfter sind sehr oft in Betrieb und haben einen hohen Energieverbrauch“, beschreibt DiMascio die Eigenschaften der Geräte.

Tatsächlich gehören diese im Keller versteckten Lüfter in vielen Haushalten zu den größten Energieverbrauchern und sind nach ASAP-Statistik für fast 10 Prozent des Gesamtstromverbrauchs eines amerikanischen Durchschnittshaushalts verantwortlich: 1000 kWh pro Jahr – also das Doppelte oder Dreifache des Verbrauchs des Kühlschranks. Dieser Gesamtbetrag ist nahezu gleichmäßig auf Heizung und Kühlung verteilt.

Durch den Einsatz energieeffizienter Motoren, zum Beispiel bürstenloser permanentmagneterregter Modelle, lässt sich dieser unerfreuliche Wert um 60 Prozent drücken. Diese besseren Motoren sind bisher nicht durch Bundesnormen vorgeschrieben, doch sie werden in viele Brennwertanlagen und auch in immer mehr herkömmliche Anlagen eingebaut.

LADEGERÄTE

Viele Geräte, die wir täglich nutzen, von Handys bis zu Elektrowerkzeugen, funktionieren mit Akkus. Das US-Energieministerium schätzt, dass in den USA jedes Jahr ungefähr 800 Millionen Geräte dieser Art verkauft werden. Und die beziehen ihre Energie letztlich aus dem Stromnetz.

Bei vielen Ladesystemen kommen veraltete Technologien zum Einsatz, mit denen Strom verschwendet wird. Der Staat Kalifornien ist dieses Problem mit der Einführung einer strengeren Effizienznorm angegangen. Derzeit arbeitet das US-Energieministerium an eigenen Vorschriften, mit denen Geräte energieeffizienter werden sollen. „Wenn die Standards von Kalifornien im gesamten Land umgesetzt werden würden, ergäben sich enorme Einsparungen“, so DiMascio. „Durch Verbesserung der Normen für diese Ladegeräte und externen Netzteile könnten wir den amerikanischen Verbrauchern jährlich 1 Milliarde US-Dollar ersparen“, rechnet sie vor.

Während es bei vielen Produkten ausreichen würde, dass die Verbraucher die Möglichkeit haben, den Energieverbrauch bei ihrer Kaufentscheidung zu berücksichtigen, käme es bei Ladegeräten und Netzteilen auf geeignete gesetzliche Vorschriften an. „Niemand kommt auf die Idee, seine Entscheidung für einen Computer oder ein Smartphone von der Effizienz des Ladegeräts abhängig zu machen. Deshalb wäre es in diesem Fall durch staatliche Normsetzung möglich, für alle Menschen, denen es nicht möglich ist, für alle ihre Geräte separate effiziente Ladegeräte und Netzteile zu kaufen, eine Marktschranke zu überwinden.“

MIKROWELLENHERDE

Dass eine Mikrowelle Strom verbraucht, wenn man Popcorn aufheizt oder die Reste vom Vorabend erwärmt, ist keine Überraschung. Was die meisten jedoch nicht wissen: Die meiste Energie verbrauchen diese Geräte, während sie einfach in der Küche stehen und nichts tun. „Mikrowellen werden immer nur sehr kurz eingeschaltet“, sagt DiMascio. „Aber wenn sie nicht benutzt werden, verbrauchen sie sehr viel Standby-Strom, weil sie die ganze Zeit in voller Einsatzbereitschaft sind.“

Eine ASAP-Studie hat gezeigt, dass Mikrowellen typischerweise nur 70 Stunden pro Jahr benutzt werden. Während der restlichen 99 Prozent der Zeit, also während der 8.690 Stunden Ruhezeit, verbraucht eine Mikrowelle 35 Kilowattstunden Standby-Leistung, um die Uhrzeit anzuzeigen und die Tasten in Einsatzbereitschaft zu halten.

„Es gibt Möglichkeiten, diese Standby-Leistungsaufnahme zu verringern“, ergänzt DiMascio. Die neuen Vorschriften, die vom US-Energieministerium im Juni angekündigt wurden, können möglicherweise dazu beitragen. Die neuen Normen werden ab 2016 gelten und den unnötigen Verbrauch bei den meisten Mikrowellen um 75 Prozent reduzieren. Erreicht werden soll das durch die Erhöhung des Wirkungsgrads von Netzteilen, Steuerplatinen und Kochsensoren.

Laut Sara Mullen-Trento vom Electric Power Research Institute führt die Verfügbarkeit kleinerer und preisgünstigerer Elektronikkomponenten dazu, dass immer mehr Geräte elektronische Funktionen erhalten, wie sie von Mikrowellen bekannt sind. „Wahrscheinlich wird in immer mehr Geräte Elektronik eingebaut, um ihnen zusätzliche Funktionen zu verleihen“, sagt sie. „Ich denke dabei zum Beispiel an Dinge wie digitale Anzeigen auf Waschmaschinen. Doch wenn solche Verbraucherelektronik eine größere Rolle beim Verbrauch spielt, werden neue Effizienznormen berücksichtigen, dass es erhebliche Auswirkungen hat, wenn in einem Haushalt zum Beispiel zehn solche Geräte vorhanden sind. Tatsächlich können die neuen Funktionen möglicherweise dazu beitragen, Geräte mit optimierten Einstellungen insgesamt energieeffizienter zu betreiben.“

SPIELEKONSOLEN

„Leistungsstarke Spielekonsolen wie die Xbox 360 und die PlayStation 3 sind mit wichtigen Stromsparfunktionen ausgestattet, haben aber auch signifikante Probleme“, verrät Noah Horowitz.

„Die Konsolen haben eine Ein/Aus-Taste, mit der sie in einen Standby-Modus mit weniger als einem Watt Stromverbrauch versetzt werden. Genauso soll es sein. Sie funktionieren wunderbar.“ erklärt er. Allerdings schalten viele Nutzer ihre Konsolen einfach nicht aus. Oder sie schalten den Bildschirm ab, lassen die Konsole aber eingeschaltet. Ein teurer Fehler.

„Wenn man eine Konsole rund um die Uhr laufen lässt, statt sie auszuschalten, kostet das zusätzliche 100 US-Dollar pro Jahr“, sagt er. Neuere Konsolen werden nun mit einer Abschaltautomatik ausgeliefert, die nach einer gewissen Inaktivität den Standby-Modus aktiviert. „Auch bei älteren Geräten ist diese Funktion bereits vorhanden“, so Horowitz. „Allerdings müssen die Benutzer hier selbst ein bestimmtes Menü aufrufen und den Stromsparmodus aktivieren.“

Spielekonsolen fressen auch beim Streamen von Filmen Energie. Doch Hersteller wie Sony und Microsoft ermuntern ihre Kunden, diese Funktionen zunehmend zu nutzen. „Das Streamen von Filmen mit einer Konsole wie PlayStation 3 erfordert doppelt so viel Energie wie das Streamen des gleichen Films mit Netflix über eine Set-Top-Box und ungefähr 30 Mal so viel wie das Streamen des Films über Apple TV.“ Laut Horowitz steckt dahinter das Problem der Leistungsdimensionierung, das die Konsolenhersteller noch nicht im Griff haben.

„Es wäre hilfreich, wenn die Konsolen ungenutzte Funktionen abschalten würden. Der leistungsstarke Prozessor für Spiele ist für das Streamen von Filmen völlig überdimensioniert. Derzeit sind Konsolen aber noch nicht darauf ausgelegt, zwischen unterschiedlichen Aufgabenarten zu unterscheiden.“

POOLPUMPEN

Amerikaner kühlen sich gern im eigenen Pool ab. Jedes Jahr werden mehr als 150.000 neue Becken gegraben. Insgesamt gibt es in den Vereinigen Staaten bereits heute mehr als 5 Millionen Swimmingpools. Einige Besitzer ärgern sich zwar über die Heizkosten für ihre Pools, einen anderen, größeren Kostenfaktor übersehen jedoch die meisten Nutzer: Die Poolpumpe ist für 70 Prozent des Energiebedarfs eines typischen Pools verantwortlich und verbraucht damit siebenmal mehr Strom als ein Kühlschrank.

Die Pumpe sorgt für die Umwälzung des Poolwassers und drückt es durch Filter. Pumpen mit fester Drehzahl laufen immer mit maximaler Leistung und verbrauchen dabei unnötig Energie. Pumpen mit variabler Drehzahl können ihren Betriebsmodus an den erhöhten Bedarf von Filterungs- und Reinigungsvorgängen anpassen.

Der Einsatz einer ENERGY STAR-zertifizierten Pumpe mit mehreren Drehzahlen oder variabler Drehzahl kann den Energieverbrauch um mehr als 80 Prozent reduzieren und Hunderte Dollar pro Jahr sparen. Laut ENERGY STAR-Statistiken machen sich diese Pumpen innerhalb von fünf Jahren bezahlt. Bezogen auf die Gesamtlebensdauer der Pumpen ergibt sich für die Eigentümer eine Ersparnis von mehr als 1.000 US-Dollar. Einige Energieversorger bieten für den Kauf solcher Geräte geldwerte Vorteile an. In Kalifornien wurde der Verkauf von Standardpumpen mit fester Drehzahl gleich ganz verboten.

„Ein durchschnittlicher Kühlschrank verbraucht ungefähr 500 Kilowattstunden pro Jahr, eine Poolpumpe hingegen hat einen Mittelwert von 3.500 Kilowattstunden jährlich“, sagt Marianne DiMascio. „Deshalb suchen wir nach Möglichkeiten, die effizienteren Pumpen in die Pools zu bekommen.“

Artikel in englischer Sprache veröffentlicht am 27. August 2013

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved