Neue Unterwasserlandkarte zeigt die bizarre Landschaft des Golfs von Mexiko

Die Daten verschiedener Erdölunternehmen wurden kombiniert, um eine hochauflösende Karte des Gebiets zu erstellen.

Von Betsy Mason
Veröffentlicht am 27. Okt. 2017, 15:42 MESZ
Hochauflösende Karte des Meeresbodens vom Golf von Mexiko
Eine hochauflösende Karte des Meeresbodens vom Golf von Mexiko wurde kürzlich veröffentlicht.
Foto von Bureau of Ocean Energy Management

Der Boden des Golfs von Mexiko ist geologisch betrachtet einer der interessantesten Orte der Erdoberfläche. Seine besondere Geschichte hat eine Landschaft hervorgebracht, die voller Dome, Narben, Schluchten, Verwerfungen und Kanäle ist. Alle davon können nun detailreicher als je zuvor auf einer Karte mit einer Auflösung von 1,4 Milliarden Pixeln betrachtet werden.

Die eindrucksvolle Sicht auf den Meeresboden vor der Küste von Louisiana und Texas wurde von einer Regierungsbehörde erstellt, von der vermutlich die wenigsten je gehört haben: dem Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) Die Behörde hat die Aufgabe, die Erkundung und Erschließung der küstennahen Mineral- und Energieressourcen zu verwalten. Daher hat sie auch Zugang zu allen Vermessungsdaten privater Unternehmen.

Erdölunternehmen benutzen ein Messverfahren namens 3D-Seismik, um die Gebiete des Golfs zu kartieren, an denen sie Interesse haben. Das funktioniert, indem sie leistungsstarke Unterwasser-Luftkanonen hinter einem Schiff herziehen. Wenn die Kanonen feuern, erzeugen sie Schallwellen, die zum Meeresboden wandern und dort reflektiert werden. Seile mit Unterwassermikrofonen, die entlang der Oberfläche hinter dem Schiff hergezogen werden, zeichnen auf, wie lange die reflektierten Wellen benötigen, um auf sie zu treffen. Mit diesen Daten können dann bathymetrische Karten erstellt werden.

Wie man im folgenden Bild deutlich sehen kann, ist die Auflösung der aktuellen Daten viel höher als die der bis dato besten verfügbaren Karte aus den 1990ern.

Diesen Bereich im westlichen Golf von Mexiko bezeichnet man auch als Hufeisenbecken. Auf der neuen, hochauflösenden Karte (rechts) ist er deutlich besser zu erkennen.
Foto von Bureau of Ocean Energy Management

Die seltsame Geologie des Meeresbodens im Golf lässt sich hauptsächlich auf die darunterliegenden, dicken Salzschichten zurückführen. Wissenschaftler glauben, dass sich das Salz dort vermutlich vor rund 200 Millionen Jahren angehäuft hat, als Afrika gerade seine Trennung von den heutigen amerikanischen Kontinenten begann. Zu diesem Zeitpunkt war der Golf vermutlich ein separates Becken voller Meereswasser, das später verdunstete und eine Salzschicht zurückließ. Später, als das Becken ein Golf wurde, wurde das Salz von Sedimentablagerungen aus Flüssen bedeckt.

Weil Salz nicht durch das Gewicht über ihm liegender Sedimentschichten komprimiert wird, bleibt seine Dichte geringer als die des Sediments. Da Salz aber vergleichsweise leicht verformt und zusammengepresst werden kann, entstanden große Salzstöcke, die in die darüberliegenden Schichten gedrückt wurden. So formten sich dann Dome, Grate und Verwerfungen. Diese seltsamen, komplexen Formationen sind Teil der Geologie, die dafür sorgte, dass sich große Ölvorkommen im Golf ablagern konnten.

Auf der alten Karte waren nur die vagen Umrisse dieser bizarren Landschaft erkennbar, obwohl sie für eine Karte des Meeresbodens eigentlich schon eine gute Auflösung hatte. Allerdings war sie nicht gut genug für Biologen, die 2010 ein detaillierteres Bild des Gebiets brauchten. Das war nötig, um den ökologischen Schaden durch die Ölpest abzuschätzen, die der Unfall auf der Bohrplattform Deepwater Horizon verursacht hatte.  Als Antwort auf diesen Hilferuf entwickelte das BOEM einen Plan, um eine hochauflösende Karte zu erstellen. Dazu kombinierte die Behörde die Daten von mehreren 3D-Seismik-Vermessungen, die Erdölunternehmen in dem Gebiet durchgeführt hatten. Mit dem Erfolg dieses Projekts begriff die Behörde, dass sie den kompletten Golf von Mexiko auf dieselbe Weise abbilden konnte.

Sie nutzte dafür die besten Vermessungsdaten von 200 Einzelkarten, die Erdölunternehmen von Teilbereichen des Golfs erstellt hatten. Dann kombinierten sie diese zu einer Karte der gesamten Region mit einer Auflösung von 1,4 Milliarden Pixeln. Mit dem Einverständnis der sieben Unternehmen veröffentliche die BOEM die Karte im Anschluss.

Der Joshua-Kanal („channel levee“) im östlichen Golf von Mexiko ist auf der neuen, hochauflösenden Karte des Meeresbodens deutlich erkennbar.
Foto von Bureau of Ocean Energy Management

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