Kommt nicht mehr in die Tüte: Wie nachhaltig sind Unverpackt-Läden?

Das Bewusstsein der Verbraucher für nachhaltiges Einkaufen wächst. Unverpackt-Läden sind eine umweltbewusste Alternative. Doch es gibt auch Kritik.

Von Christoph Wöhrle
Veröffentlicht am 7. Dez. 2020, 11:14 MEZ
Wie nachhaltig sind Unverpackt-Läden?

Etwa 300 Unverpackt-Läden gibt es in Deutschland. Dort lebt der Gedanke des „Precyclings“ – das heißt, dass der Müll gar nicht erst entsteht. Auch viele Bioläden haben das Konzept mittlerweile in Teilen in ihr Angebot integriert.

Foto von reichdernatur, Stock.adobe.com

Beim Einkauf sparen will jeder – mancher nicht nur am Preis: Bewusste Verbraucher ärgert – an Weihnachten zumal –, dass viele Waren ausgiebig mit Kunststoff und Papier umwickelt sind. Jeder Bundesbürger produziert jährlich 220 Kilo Verpackungsmüll, wovon fast 85 Prozent verbrannt, deponiert oder ins Ausland exportiert werden. Die Unverpackt-Läden sind eine Reaktion darauf. In Deutschland gibt es sie seit sechs Jahren. In den rund 300 Geschäften können Kunden Lebensmittel lose oder im Mehrwegsystem erwerben. Aber spart das auch Ressourcen?

Einsparungen beim Müll

Was das Müllaufkommen angeht, antworten die Verbraucherzentralen eindeutig mit ja. Jens Pape leitet das Fachgebiet Unternehmensführung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und hat mit seinem Team das Konzept der Unverpackt-Läden untersucht. Tatsächlich fällt weniger Müll an, sagt er, unterm Strich auch für die Läden selbst. Die Artikel werden in Großgebinden, also Mengeneinheiten von etwa 20 oder 25 Kilo, beschafft und unverpackt verkauft.In einer Erhebung ermittelten die Forscher, dass so bei Penne-Nudeln die Menge an Papier um 94,4 Prozent und jene an Kunststoff um 54,2 Prozent sank. Das liegt daran, dass die Großeinheiten weiterhin verpackt sind.

Kritik am Transportweg

Die Kritik am Konzept betrifft die Transportwege. Unverpackt-Gebinde werden oft weit durch die Gegend gefahren, weil die Einzelhändler sie nicht immer in der Nähe ordern können. Um dem abzuhelfen, wären mehr Läden nötig, wie es in einer Studie des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums von 2019 etwas sperrig heißt: „Der Transport für einwegverpackungsfreie Lebensmittel muss ausgeweitet werden, indem sich mehr Lieferanten darauf einlassen und indem neue Pfandsysteme entwickelt und implementiert werden.“

Nach Ansicht der Experten ist das aber nur eine Frage der Zeit. „Noch reden wir von einer Nische, aber in den letzten drei Jahren ist die Infrastruktur enorm gewachsen“, sagt Melanie Kröger, die wie Pape an der HNEE forscht. Setzt sich der Trend fort, könnte Unverpackt das Einkaufen von morgen prägen. Allerdings trägt der Kunde wesentlich zum Gelingen bei: Bringt er seine eigenen Behältnisse aus Plastik oder Metall mit, ist das nur nachhaltig, wenn er diese konstant nutzt.

Fazit: Zwar lösen die Unverpackt- Läden nicht im großen Stil das Problem der CO2-Emissionen. Aber sie schützen die Ressourcen, indem sie den Abfall reduzieren. Produzenten und Großhandel spüren zudem: Die Einkäufer wollen unnötige Verpackungen vermeiden. Je größer die Kundenzahl, desto sauberer und umweltschonender wird das Einkaufen.

Der Artikel erschien ursprünglich in der November 2020-Ausgabe des deutschen National Geographic Magazins. Keine Ausgabe mehr verpassen und jetzt ein Abo abschließen!

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