Warum unsere Korallenriffe Hoffnung brauchen

Klimawandel, Umweltverschmutzung und destruktive Fischerei zerstören Korallenriffe, die zu den wichtigsten Lebensräumen unseres Planeten gehören. Aber Hilfe ist unterwegs und Hilfe bedeutet Hoffnung.

Von Jon Heggie
Veröffentlicht am 8. Okt. 2021, 18:55 MESZ
Korallenriffe Hoffnung brauchen
Angesichts der sehr realen Gefahr, dass wir innerhalb der nächsten 50 Jahre nahezu alle Korallenriffe verlieren könnten, werden Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen.

In den tropischen Gewässern vor der Küste Indonesiens siedelt sich eine freischwimmende Korallenlarve an einem Unterwasserfelsen an und beginnt zu wachsen. Sie verwandelt sich in einen Korallenpolypen und anschließend in eine Kolonie, die sich weiterentwickelt und Larven abstößt, die sich an anderen Felsen ansiedeln. Mit der Zeit entsteht so eines der spektakulärsten Ökosysteme der Welt: ein Korallenriff. Orange, blau und silbrig schimmernde Fische flitzen durch eine Unterwasserlandschaft aus unzähligen Farbkombinationen – von grün und gelb über rot bis hin zu pink und lila. Es gibt auf unserem Planeten nur wenige Orte, die so magisch und farbenfroh sind wie ein gesundes Korallenriff.

So ein Paradies entsteht nicht von heute auf morgen. Korallen wachsen sehr langsam – manche Arten weniger als 2,5 Zentimeter pro Jahr –, sodass es Tausende von Jahren dauern kann, bis ein Korallenriff vollständig entwickelt ist. Aber die Wartezeit lohnt sich. „Korallenriffe sind die Meeressysteme mit der größten Artenvielfalt“, sagt Professor David Smith, Leiter der Coral Reef Research Unit der University of Essex und Chief Marine Scientist bei Mars, Inc. „Sie repräsentieren weniger als 1 % des Meeresgrundes, beherbergen aber 25 % aller Meereslebewesen.“ Ein einziges Riff kann Tausende Arten beheimaten und als Laichplatz für Fische sowie als natürlicher Küstenschutz dienen. „Korallenriffe sichern den Lebensunterhalt unzähliger Menschen und sind direkt mit mehreren anderen wichtigen Meeressystemen verbunden“, so Smith. Umso wichtiger sei es, sie zu schützen.

Korallenriffe sind sensible Ökosysteme, die durch vom Menschen erzeugte Umweltverschmutzung und Klimawandel bedroht werden.

Foto von Brian J. Skerry

In den letzten 20 Jahren haben wir jedoch etwa die Hälfte aller Korallenriffe verloren. Bis 2050 könnten nahezu alle Korallenriffe der Welt verschwunden sein. „Auf globaler Ebene ist der Klimawandel die größte Bedrohung“, sagt Smith. Kohlendioxidemissionen erhöhen Temperatur und Säuregehalt der Ozeane. Der gesteigerte Säuregehalt führt dazu, dass die Riffe langsamer wachsen. Eine farbenfrohe Algenart mit dem Namen Zooxanthelle ist für die Gesundheit von Korallenriffen unerlässlich. Diese Algen leben in Korallenpolypen und sind für deren strahlende Farben verantwortlich. Die Zooxanthellen betreiben Photosynthese und geben die dabei entstehenden Produkte an die Koralle ab, die diese zum Überleben benötigt. Steigende Wassertemperaturen durch marine Hitzewellen verhindern die Photosynthese – die Koralle stößt die Algen ab. Ohne Zooxanthellen nimmt die Koralle zuerst eine gespenstisch weiße Farbe an und verhungert schließlich. Aufgrund der auf der ganzen Welt steigenden Temperaturen findet diese „Korallenbleiche“ immer häufiger statt – so häufig, dass die langsam wachsenden Korallenriffe sich nicht erholen können.

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    Der Klimawandel führt dazu, dass immer mehr Korallen ausbleichen.

    Foto von Joël Sartore

    „Auf lokaler Ebene ist destruktive Fischerei ein großes Problem“, so Smith. Überfischung kann ebenfalls fatal sein, weil dadurch die Anzahl pflanzenfressender Fische, darunter der Papageifisch, verringert wird. Diese Fische kontrollieren das Wachstum schädlicher Algen, die zum Korallensterben beitragen können. Auch durch menschliche Aktivitäten verursachte Umweltverschmutzung hat negative Auswirkungen: Ölverschmutzung und Chemieunfälle, Abwasser und Ablagerungen sowie landwirtschaftliche Abfallprodukte können das Wachstum von Riffen behindern, die Fortpflanzung einschränken und Krankheiten verursachen, die unter Umständen eine ganze Korallenkolonie ausmerzen.

    Deswegen brauchen unsere Korallenriffe Hilfe. Globale Maßnahmen zur Abschaffung fossiler Brennstoffe und zum Schutz von Wäldern, die den Klimawandel verlangsamen, sind entscheidend für das Überleben unserer Korallenriffe. Für viele käme diese Hilfe aber zu spät. „Manche Riffe benötigen sofort Hilfe, sonst haben sie keine Chance“, warnt Smith. „Hier kommen Restaurationsprojekte ins Spiel.“ Viele Regierungen, Organisationen und Unternehmen setzen sich dafür ein, beschädigte, sterbende und tote Korallenriffe wiederherzustellen. Eines dieser Unternehmen ist die zu Mars, Inc. gehörende Katzenfuttermarke SHEBA®, die mit dem SHEBA® Hope Reef ein innovatives Programm ins Leben gerufen hat – das weltweit größte zur Erhaltung von Korallenriffen.

    Das Hope Reef in Indonesien, ehemals ein trostloser Ort, heute mit dem Schriftzug HOPE.

    Mit freundlicher Genehmigung von Sheba

    „Das Spermonde Archipelago, wo sich das Hope Reef befindet, war eines der bedeutendsten Fischereigebiete Indonesiens und besonders stark von destruktiven Fischereitechniken betroffen“, erklärt Smith. Vor über 30 Jahren hatte Dynamitfischen das Riff zu Schutt reduziert. Und da Korallenlarven nicht an Oberflächen andocken können, die ständig in Bewegung sind – wie Bruchsteine im Meer –, konnte sich das Riff nicht erholen. „In der ganzen Gegend gab es keine einzige Koralle mehr“, klagt Smith. „Außer ein paar Seeigeln und Algen war nichts übrig.“ SHEBA® ist fest entschlossen, das zu ändern. Seit 2008 arbeitet Mars im Rahmen des „Sustainable in a Generation Plan“ (Plan für Nachhaltigkeit innerhalb einer Generation) an neuen Methoden zur Wiederherstellung von Korallenriff-Ökosystemen. In enger Zusammenarbeit mit Meeresforschern wie Professor Smith wurde MARRS (Mars Assisted Reef Restoration System – System zur Korallenriff-Wiederherstellung von Mars) entwickelt, das SHEBA® als Grundlage für den Aufbau des SHEBA® Hope Reef dient.

    Ein Team von Tauchern bereitet sich darauf vor, „Riffsterne“ am Meeresgrund zu befestigen, um das SHEBA® Hope Reef aufzubauen.

    Mit freundlicher Genehmigung von Sheba

    Beim MARRS-System wird eine innovative Technologie mit sogenannten „Riffsternen“ eingesetzt – knapp ein Meter breite, sternförmige Stahlkonstruktionen, die mit Korallensand bedeckt sind und in losem Gestein am Meeresgrund befestigt werden. „Durch die miteinander verbundenen Riffsterne entsteht eine solide Plattform, auf der Korallen wachsen können“, erklärt Smith. An jedem Stern sind etwa 15 Korallenfragmente befestigt, die gesunden Korallenkolonien aus der Umgebung entnommen und in künstlichen Korallenriffen gezüchtet wurden – in einer Zusammenstellung, die genetische Vielfalt sicherstellt. Die Koralle wächst in alle Richtungen, stabilisiert das Riff, zieht Meereslebewesen an und stößt Larven ab, die weitere neue Riffe entstehen lassen. „Mit dem Einsetzen der Riffsterne wird ein natürlicher ökologischer Prozess angestoßen“, sagt Smith.

    Geschwindigkeit und Umfang der Wiederherstellung – Taucher können innerhalb von 30 Tagen Riffsterne auf einer Fläche von über 8.000 Quadratmetern befestigen – machen die MARRS-Methode einmalig. Innerhalb der letzten 13 Jahre wurden mit MARRS mehr als 20.000 Riffsterne im Rahmen mehrerer Restaurationsprojekte eingesetzt. In zwei Jahren wurde eine Korallenabdeckung von bis zu 60 Prozent erreicht. Der Fischreichtum ist um 300 Prozent gestiegen, und für die Arten wie Haie und Schildkröten, die für die Nahrungskette im Korallenriff wichtig sind, sind zurückgekehrt. „Ich gehe davon aus, dass wir in fünf Jahren eine Korallenabdeckung von 70 bis 80 Prozent erreicht haben werden“, so Smith.

    Herzstück des Programms ist die Community vor Ort, deren Mitglieder direkt am Aufbau, der Wartung und Beobachtung des SHEBA® Hope Reef beteiligt sind. „Bei diesem Projekt geht es nicht darum, komplexe Technologien einzusetzen“, erklärt Smith. „Stattdessen zählen wir auf Menschen aus der Region, die mit lokal bezogenen Materialien arbeiten und damit eine Wirkung auf globaler Ebene erzielen.“ MARRS wird derzeit auf weitere Riffe in Australien und Mexiko angewendet. Das SHEBA® Hope Reef ist dabei der Beginn eines der größten Restaurationsprojekte der Welt und dient als Beispiel dafür, dass positive Veränderungen innerhalb kurzer Zeit möglich sind – die Hoffnung wächst.

    Fischschwärme sind ein Zeichen für ein gesundes Korallenriff.

    Foto von Shutterstock

    Weitere Informationen zum SHEBA® Hope Reef und dazu, wie Sie die Wiederherstellung von Korallenriffen unterstützen können, finden Sie auf ShebaHopeGrows.com.  

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