Kaminöfen: schön oder schädlich?

Es knistert behaglich, gelbe Flammen züngeln gegen die Scheibe. Doch Ruß und Feinstaub verderben die Freude über den Kamin.

Von Julia Graven
Veröffentlicht am 22. Feb. 2022, 14:12 MEZ
Es knistert behaglich, gelbe Flammen züngeln gegen die Scheibe. Doch Ruß und Feinstaub verderben die Freude ...

Es knistert behaglich, gelbe Flammen züngeln gegen die Scheibe. Doch Ruß und Feinstaub verderben die Freude über den Kamin.

Foto von campellif / pixabay.com

Wohl kaum etwas wärmt Körper und Seele so gut wie ein Kaminofen. Doch das Heizen mit Holz hinterlässt unromantische Spuren in der Luft: Feinstaub, Ruß und Kohlenwasserstoffe. Laut Umweltbundesamt blasen rund elf Millionen Einzelraumfeuerungsanlagen, etwa Kaminoder Kachelöfen, mehr als doppelt so viel Feinstaub in die Luft wie alle Pkw und Lkw zusammengenommen. Schon ein einzelnes Feuer kann die Luft in der Nachbarschaft beeinträchtigen. Partikelforscher Achim Dittler vom KIT hat in einem Neubaugebiet im Grünen nachgemessen: Zwischen 19 und 22 Uhr schnellten dort die Feinstaubemissionen in die Höhe; an Winterabenden war die Luft deutlich stärker belastet als an einem der deutschen Feinstaub-Hotspots, dem Neckartor mitten in Stuttgart.

Toxischer Holzrauch aus dem Kamin

Die schlechte Luft macht uns krank: Ähnlich wie Dieselabgase schädigt der toxische Holzrauch das Erbgut der Lungenzellen und ist potenziell krebserregend. Vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub gehen auch auf das Konto von Holzöfen, sagen Experten. Daneben leidet zudem das Klima. Der Ruß, der bei unvollständiger Verbrennung entsteht, sorgt mit seinem wärmenden Effekt dafür, dass die Alpen und die Arktis aufheizen und das Eis schmilzt. Außerdem entsteht bei Transport und Verbrennung von Holz CO2, weswegen Umweltverbände fordern, Holz mit seinem niedrigen Heizwert lieber für langlebige Möbel und Häuser zu nutzen. Wird Restholz aus regionaler, nachhaltiger Bewirtschaftung verbrannt, sind die CO2-Emissionen noch am ehesten zu verkraften.

Holzöfen richtig betreiben

Wichtig ist auch der richtige Betrieb des Ofens. Wie beim Diesel sind die Emissionen im Realbetrieb höher als die Angaben der Hersteller. Besonders viele Emissionen entstehen, wenn das Holz bei der Verbrennung noch feucht ist. Auch bei falscher Belüftung gelangt viel Feinstaub in die Luft. Lagerfeuergeruch ist meist ein Warnsignal. Holzöfen lassen sich umweltfreundlich umrüsten, mit Staubabscheidern und Katalysatoren. Bei älteren Modellen ist das gesetzlich vorgeschrieben. Doch auch neuere Modelle, die die aktuellen Grenzwerte einhalten, produzieren immer noch mehr Feinstaub als ein alter Diesel. Die Deutsche Umwelthilfe fordert daher eine Filterpflicht für alle Holzöfen.

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