Die NASA findet 219 mögliche Planeten, darunter auch 10 „Erden“

Die neuen Welten sind Teil einer abschließenden Erhebung des Kepler-Teleskops, das innerhalb von vier Jahren mehr als 4.000 Planetenkandidaten entdeckt hat.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:35 MEZ
Planeten-Darstellung der NASA
Ein Planet von der Größe der Erde kreist in dieser Darstellung der NASA um einen Stern.
Foto von NASA, JPL Cal-tech

Die NASA hat gerade 219 mögliche Planeten zu ihrem wachsenden Katalog von Welten jenseits unseres Sonnensystems hinzugefügt. Zehn davon könnten Gesteinsplaneten mit gemäßigter Temperatur wie die Erde sein.

Unter dem Haufen neu entdeckter Welten befindet sich eine, die bisher der erdähnlichste Planet sein könnte, der je gefunden wurde: KOI 7711.01. Der Planet ist nur 30 Prozent größer als unsere eigene zerbrechliche Oase und umkreist in 1.700 Lichtjahren Entfernung einen Stern, der unserer Sonne ähnelt.

Das Wichtige ist, dass sich der erdähnliche Planet in einer Umlaufbahn innerhalb der habitablen Zone befindet. Dort erhält er genau die richtige Menge als Sonnenwärme, um theoretisch flüssiges Wasser zu beherbergen.

„Er bekommt schätzungsweise dieselbe Menge an Wärme, die wir von unserem eigenen Stern bekommen“, sagt Susan Thompson vom SETI-Institut. Sie ist Teil des Teams, das die neuen Planeten am Montag vorgestellt hat. Aber „es gibt viel, was wir über diesen Planeten nicht wissen. Es ist schwer zu sagen, ob es sich wirklich um einen Erdzwilling handelt – wir müssen mehr über seine Atmosphäre erfahren und darüber, ob es auf dem Planeten Wasser gibt.“

KOI 7711.01 wurde vom Kepler-Teleskop entdeckt und ist nur einer der spannenden Bausteine im Katalog des Teams. Dieser stellt das Endergebnis der vierjährigen Beobachtungen von Kepler vor. Während dieser Zeit hat das Teleskop 4.034 mögliche Planeten aus einem kleinen Stück des Himmels geschüttelt, von denen 2.335 bestätigt wurden.

„Die meisten Planeten, die Kepler gefunden hat, sind kleiner als der Neptun. Kepler hat uns wirklich die Augen geöffnet für die Existenz dieser kleinen, erdgroßen Welten“, sagt Thompson.

Darüber hinaus enthält der Katalog genug Informationen für Wissenschaftler, damit diese sich in exoplanetarer Demografie üben können. Anders ausgedrückt können sie nun eine Erhebung diverser Planetenpopulationen durchführen, anstatt sich auf einzelne Raritäten zu konzentrieren.

„Wir wenden unsere Aufmerksamkeit davon ab, neue, einzelne Systeme zu finden. Stattdessen widmen wir uns dem Verständnis der Demografie solcher Welten, die unserer Erde am meisten ähneln“, sagt Thompson.

GALAKTISCHE VOLKSZÄHLUNG

Kepler wurde 2009 ins All geschossen und nahm dann eine Umlaufbahn um die Sonne ein. Vier Jahre lang starrte das Teleskop auf 200.000 Sterne in einem kleinen Abschnitt des Himmels in der Nähe der Sternbilder Schwan und Leier. Seine Mission: Es sollte herausfinden, wie verbreitet Planeten wie unsere Erde in der Milchstraße sind.

Um das zu schaffen, hielt das Raumfahrzeug Ausschau nach kurzzeitigen Veränderungen in der Helligkeit der Sterne. Solches Flackern entsteht zum Beispiel, wenn Planeten zwischen ihrem Stern und dem Ausgangspunkt der Beobachtungen vorbeiziehen. Aus der Dauer und der Frequenz der Veränderungen konnten die Wissenschaftler errechnen, wie groß diese Planeten sind und welchen Abstand ihre Umlaufbahn zu ihrem Stern hat.

Eine andere Erde ist für Kepler ein Gesteinsplanet innerhalb der habitablen Zone – ein Bereich, der weder zu heiß noch zu kalt für flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche ist. Über die Jahre hat Kepler mehrere solcher Kandidaten gefunden. Das hat Astronomen einen Schritt näher an eine Antwort auf ihre Frage gebracht.

Von den 4.034 möglichen Welten handelt es sich bei 50 wahrscheinlich um Gesteinsplaneten in lebensfreundlichen Umlaufbahnen um ihre Sterne (bisher hat man die Echtheit von mehr als 30 dieser Objekte bestätigt).

„Das hätte auch eine sehr, sehr kleine Zahl sein können. Ich bin jedenfalls begeistert, dass wir 50 potenziell bewohnbare Planeten im Orbit nahegelegener Sterne entdeckt haben“, sagt Courtney Dressing vom Caltech.

Es mag nicht nach einer besonders großen Zahl klingen, aber man bedenke Folgendes: Kepler hat nur einen winzigen Ausschnitt des Kosmos beobachtet, einen Bereich von Sternen, der nur 1/400 des gesamten Nachthimmels abdeckt. Außerdem konnte das Raumfahrzeug nur Planeten entdecken, deren Umlaufbahnen zwischen ihrem Stern und dem Teleskop verliefen. Bei einem Planetensystem wie dem unseren beträgt die Chance nur 1 zu 200, dass eine solche Ausrichtung gegeben ist, sagt Dressing.

Während des nächsten Jahres werden Wissenschaftler über diesen Zahlen brüten. Aus der Population von 50 bewohnbaren Gesteinsplaneten werden sie dann eine Art galaktischen Erdzensus errechnen. Auch wenn wir noch keine endgültige Antwort haben, ist es wahrscheinlich, dass sich in unserer Galaxie Milliarden von Erden tummeln.

„Gibt es in der Galaxie abseits des Ortes, den wir unsere Heimat nennen, noch andere Orte, an denen wir leben könnten?“, fragt Thompson.

Es ist bemerkenswert, dass Wissenschaftler vor dem Hintergrund von Milliarden Planeten diese Fragen stellen können. Schließlich haben wir erst vor 25 Jahren erfahren, dass es wirklich Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems gibt. Je genauer wir jetzt hinsehen, desto offensichtlicher wird, dass die Galaxie voller Planeten ist, die uns sehr vertraut erscheinen könnten. Schlussendlich macht es das sogar noch wahrscheinlicher, dass wir nicht allein im Universum sind.

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