Surreale Bilder: Der Jupiter ist noch seltsamer als gedacht

Aufnahmen der Raumsonde Juno offenbaren eine Welt voller Wolken, starkem Magnetismus und einem möglicherweise erodierenden Kern.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:34 MEZ

Der größte Planet des Sonnensystems wird einfach immer spektakulärer – und mysteriöser.

Wir wissen schon seit Jahrhunderten, dass Jupiter schick mit farbenfrohen Wolkenbändern und stürmischen Klecksen verziert ist. Aber die Bilder, die uns von der NASA-Raumsonde Juno erreichen, offenbaren fantastische Wolkenformationen, die mit nichts in unserem Sonnensystem vergleichbar sind.

Erste wissenschaftliche Ergebnisse der Juno-Mission wurden Ende Mai in insgesamt 46 Abhandlungen in „Science“ und „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht. Sie zeichnen ein Bild eines Planeten, der nicht so zu funktionieren scheint, wie Wissenschaftler es vermutet haben – von seiner Wolkendecke bis hin zu einem potenziell übergroßen, erodierenden Kern.

„Ich denke, wir haben alle erwartet, dass wir viel lernen würden. Aber ich glaube nicht, dass irgendwer von den Wissenschaftsteams damit gerechnet hat, dass jeder Aspekt des Jupiters diese tiefgreifenden Überraschungen bereithalten würde“, sagt Scott Bolton. Er ist der leitende Forscher der Juno-Mission.

Die Daten, die Juno am 27. August gesammelt hat, deuten auch darauf hin, dass Jupiters Magnetfeld fast doppelt so stark wie angenommen ist, und dass sich gewaltige Zyklone in der Nähe der Pole bilden und dort umherwirbeln.

Weitere Daten weisen darauf hin, dass der Planetenkern größer und wässriger sein könnte als erwartet. Dort könnten sich Schwermetalle und Gesteine langsam in einer Schicht aus metallischem Wasserstoff auflösen.

Juno hat auch einen Blick auf die starken Polarlichter erhascht, die nahe der Pole aufleuchten. Besagte Pole haben auffallend wenig Wolkenbänder und zeichnen sich stattdessen durch aufgewühlte, pastellfarbene Stürme und Spiralen aus, die sich optisch stark voneinander unterscheiden.

Und als die Sonde in Jupiters Atmosphäre blickte, fand sie Ammoniak, welches aus den Tiefen des Gasschleiers des Planeten hervorquoll. Die beißende Wolke des erstickenden Gases könnte die weitläufigen Wettersysteme erzeugen, welche die Wolken des Planeten in das Kunstwerk verwandeln, das wir auf den Bildern sehen können.

„Ich liebe einfach, wie Jupiters Pole in unseren Bildern aussehen – so wunderschön und so ganz anders als der Saturn“, sagt Candy Hansen vom Planetary Science Institute. „Wir sind so daran gewöhnt, die Gürtel und Zonen des Jupiters zu sehen. Das Fehlen dieser Strukturen an den Polen hat mich zuerst richtig umgehauen.“

Jupiter ist nicht nur stürmischer und bunter als der benachbarte Saturn. Er ist auch so viel größer, dass er möglicherweise von Prozessen geformt wird, die eher typisch für Sterne als für Planeten sind.

Während Juno noch ein paar Dutzend Mal um Jupiter herumfliegt, wird sie hoffentlich weitere Fragen beantworten, deren Antworten niemand vorausahnen kann. Und am Ende ihrer Mission wird die Sonde den Wissenschaftlern vielleicht endlich dabei helfen, das Geheimnis dessen zu lüften, was sich unter diesen verwirbelten Wolken wirklich verbirgt.

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