Gespenstische Wolken leuchten am Nachthimmel – Tipps zur Beobachtung des Phänomens

Schimmernde Lichtranken signalisieren den Beginn der Beobachtungssaison für diese Wolken, die sich aus Wasser und Staub aus dem All bilden.

Von Andrew Fazekas
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:37 MEZ

Ungefähr seit Mai haben Himmelsbeobachter von nächtlichen Helligkeitsausbrüchen in Form von gespenstischen Ranken berichtet, die sich während der Dämmerung über den Himmel erstrecken.

Die hypnotischen Vorführungen signalisierten den Beginn der Saison für leuchtende Nachtwolken. Diese auffälligen Wolkenfetzen zeigen sich jedes Jahr zum Sommer. Auf der nördlichen Hemisphäre kann man sie noch bis in den August hinein am Himmel beobachten. Beobachter auf der südlichen Hemisphäre sollten hingegen von November bis Februar Ausschau nach ihnen halten.

Diese mysteriösen, dünnen Wolkenschleier erscheinen von den Polarregionen her in der Mesopause, einem der äußeren Bereiche der Erdatmosphäre. In diesen extremen Höhen beträgt die Temperatur eisige -90 °C und die Luft ist eine Million Mal trockener als in der Wüste.

Unter diesen Bedingungen gefriert Wasserdampf an Staubpartikeln, die in diesem Bereich umherschweben. Es bilden sich Eiskristalle, die sich ranken- und faserförmig ausbreiten. Diese dünnen Wolken fallen bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am meisten auf, wenn der Winkel des einfallenden Sonnenlichts sie vor dem Hintergrund des dunklen Nachthimmels zum Leuchten zu bringen scheint.

Leuchtende Nachtwolken wurden erstmals 1885 verzeichnet, nachdem auf der indonesischen Insel Krakatoa ein Vulkan ausgebrochen war. Er spie eine gewaltige Aschewolke in die obere Atmosphäre, die monatelang dort verblieb. Infolgedessen gab es noch viele Jahre lang rotglühende Sonnenuntergänge und charakteristische leuchtende Wolken.

Auch, wenn solche großen Vulkanausbrüche nicht regelmäßig vorkommen, fallen tagtäglich beinahe hundert Tonnen Staub auf die Erde und bildet die Grundlage für die Wolkenformationen, die wir im Sommer beobachten können.

AUSBREITUNG NACH SÜDEN

Damit man diese unglaubliche Darbietung am Himmel sehen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein: Der örtliche nordwestliche Himmel sollte frei von den gewöhnlicheren Wolken in niedrigeren Höhen sein und der Himmel muss ausreichend dunkel sein. Die richtige Zeit für die Beobachtung ist ungefähr eine Stunde nach Sonnenuntergang, wenn die Sonne etwa 10° unter dem Horizont steht.

In den letzten Jahren haben diese faszinierenden Himmelsdarbietungen für gewöhnlich ihren Höhepunkt nach der Sommersonnenwende im Juni erreicht. Sie wurden dann deutlich heller, traten öfter auf und deckten größere Bereiche des dunklen Himmels während der Dämmerung ab. Auch dieses Jahr bildete dabei keine Ausnahme: Berichte über atemberaubende Vorstellungen kamen bereits aus Schottland, Polen und Russland.

Menschen, die zwischen dem 45. und 70. Breitengrad über oder unter dem Äquator leben, haben die besten Chancen darauf, die leuchtenden Nachtwolken zu sehen. In den letzten hundert Jahren wurden sie allerdings viel öfter und auch viel weiter südlich gesehen, bis hinunter nach Kansas, Utah und Colorado.

Zwar ist bisher noch ungeklärt, weshalb sich die Wolken nach Süden auszubreiten scheinen, Wissenschaftler vermuten jedoch, dass es mit dem Klimawandel zu tun hat.

Die hauchdünnen Wolken sind selbst vom Weltall aus sichtbar. Astronauten an Bord der ISS haben von Sichtungen berichtet und sogar das ein oder andere Bild geschossen.

Ähnliche Wolken wurden 2006 außerdem auf dem Mars beobachtet, als der Mars Express Orbiter sie etwa 100 Kilometer über der Oberfläche des Planeten schweben sah. Die Marswolken bestanden jedoch wahrscheinlich aus gefrorenem Kohlendioxid.

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