Wir wären schneller als ein T. rex

Sorry, Fans von „Jurassic Park“: Neueste Simulationen deuten darauf hin, dass der mächtige Dinosaurier kaum zu mehr als einem leichten Trab fähig war.

Von Shaena Montanari
Veröffentlicht am 8. Nov. 2017, 09:54 MEZ
Tyrannosaurus rex
Tyrannosaurus rex war nicht so schnell, wie die meisten Menschen glauben.
Foto von Corbin17, Alamy

Entgegen dem verbreiteten Glauben war der tyrannische König der Echsen nicht für hohe Geschwindigkeiten gebaut. Stattdessen musste sich der mächtige Tyrannosaurus rex üblicherweise auf einen straffen Gehschritt beschränken. So zumindest lautet das Ergebnis eines neuen und extrem genauen Computermodells.

Die Höchstgeschwindigkeit eines T. rex war seit Langem ein Streitpunkt unter Paläontologen. Laut bisherigen Schätzungen konnte die riesige Echse mit einer Geschwindigkeit von 17 bis 53 km/h rennen.

In einem fiktionalen Wettlauf zwischen einem Menschen und dem kultigen Dinosaurier bestand also die Chance, dass der T. rex den schnellsten Menschen der Welt überholt. Der schafft es immerhin auf etwa 44 km/h.

Jetzt aber haben der Paläontologe William Sellers von der Universität Manchester und seine Kollegen über den Zahlen gebrütet, die sie aus noch umfangreicheren Informationen gewonnen haben.

Laut ihren Ergebnissen, die in dieser Woche in der Fachzeitschrift „PeerJ“ erschienen sind, brachte es der T. rex wahrscheinlich nur auf etwa 19 km/h. Wäre er schneller gelaufen, wären seine Knochen gebrochen.

LANGSAM, ABER STETIG

Vor Jahrzehnten noch zeigten Paläontologen auf einzelne Körperteile des T. rex und sagten, dass sie der Beweis dafür wären, dass der Dinosaurier entweder schnell oder langsam gewesen sei. Bei einem oberflächlichen Vergleich der Beine des T. rex mit denen eines Straußes würde es beispielsweise einleuchten, dass der zwölf Meter lange und vier Meter hohe Dinosaurier schnell gewesen sein könnte.

Mit dem Aufkommen komplexerer biochemischer Modelle können Wissenschaftler einer endgültigen Antwort heutzutage jedoch viel näher kommen.

„Man muss alle Teile zusammensetzen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Wenn man sich nur die Morphologie allein ansieht, wird das nicht reichen“, sagt John Hutchinson. Der Experte für evolutionäre Biomechanik am Royal Veterinary College in London war an der neuen Studie nicht beteiligt.

Einer der neuen Faktoren, die in dem Modell berücksichtigt wurden, ist der Knochenstress. Ein Knochen kann nur ein bestimmtes Maß an Druck aushalten, bevor er bricht. Sellers und sein Team entwickelten ihr neues Modell unter Berücksichtigung der mechanischen Eigenschaften von Knochen und des Gesamtkörpergewichts des T. rex. Das beträgt immerhin um die sieben Tonnen.

Laut Hutchinson unterscheidet sich dieser Ansatz leicht von denen, die in der Vergangenheit genutzt wurden.

„Diese Studie arbeitet mit der Annahme, dass bei der Höchstgeschwindigkeit nicht die Muskeln der begrenzende Faktor waren“, sagt er. „Bei der bisher vermuteten Höchstgeschwindigkeit hätte sich der T. rex laut dem Modell die Fußknöchel gebrochen.“

Der T. rex gehörte also nicht gerade zu den „athletischen“ Dinosauriern der Kreidezeit, wie Sellers es in der neuen Studie ausdrückte. Für die meisten Paläontologen ist das auch keine große Überraschung.

„Das Bild des T. rex, das Filme vermitteln, ist falsch“, sagt Stephen Brusatte. Der Paläontologe von der Universität Edinburgh war an der Studie nicht beteiligt. „Paläontologen ist das jetzt schon seit über zehn Jahren bewusst, und diese neue Studie macht das nun mit Hilfe der bisher fortschrittlichsten Computermodellstudien unmissverständlich klar.“

Trotzdem würden sich die Leute eine Herabstufung eines „Star-Dinosauriers“ wie dem T. rex zu Herzen nehmen, so Hutchinson. „Er muss schnell sein, sonst ist er nicht cool. Die Leute haben eine emotionale Bindung zu ihm.“

Brusatte stimmt zu und sagt, dass die Studie einige der liebsten Kinomomente von Dinosaurierfans in Zweifel ziehen würde.

„Auf gar keinen Fall hat der T. rex in ‚Jurassic Park‘ mit diesem Jeep Schritt gehalten, wenn der mit voller Fahrt unterwegs war“, sagt er. „Vielleicht im ersten Gang, aber selbst das ist noch ein großes ‚Vielleicht‘.“

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