Das Erbe in unseren Genen

Epigenetik: Wie gesund oder krank, ängstlich oder mutig, glücklich oder schwermütig wir sind, hängt auch davon ab, was unsere Vorfahren erlebt haben.

Von Anja Reumschüssel
Veröffentlicht am 27. Apr. 2018, 10:15 MESZ
Thomas Rusch fotografiert Harald Hinsch mit Sohn Olaf und Enkel Simon-André für die aktuelle Titelgeschichte zur Epigenetik. Harald Hinsch überlebte im Zweiten Weltkrieg den Hamburger Feuersturm. Sohn und Enkel haben im Traum ganz ähnliche Erlebnisse wie er.
Foto von Andreas Pufal

„Es liegt in der Familie“, sagen wir leichthin, und meinen, dass beispielsweise die Mitglieder der Meierschen Sippe sämtlich dünn oder besonders klug oder ängstlich sind. „Es liegt in der Familie“ – ein eher umgangssprachlicher Ausdruck, der aber den neuesten Stand der humangenetischen Forschung exakt trifft. 

Fest steht: Unsere Eltern vererben uns weit mehr als ihre Gene. Auch ihre Lebensbedingungen, ihr Stress, ihr Hunger und ihre Krankheiten schlagen sich in unserem Erbgut nieder. Was sie vor unserer Geburt erleben, erreicht über molekularbiologische Prozesse in ihren Zellen auch uns. Wissenschaftler beginnen zu verstehen, wie die Umwelt das Erbgut beeinflusst. Sie schlagen die Brücke zwischen Umwelt und Genen, zwischen Angeborenem und Erlerntem, zwischen Erbe und Erfahrung. Die Einflüsse früherer Generationen verändern nicht gleich die DNA-Sequenz, die Veränderung spielt sich „oberhalb“ der Gene ab – entsprechend der Name des neuen Forschungsgebiets: Epigenetik (vom griechischen epi = dazu, auf, danach).

Die Forscher erzählen von Holocaust-Überlebenden, deren Kinder vermehrt an stressbedingten Erkrankungen leiden, weil im Erbgut ihrer Eltern ein Stressverarbeitungs-Gen stärker blockiert ist als bei gleichaltrigen Juden, die den Holocaust nicht erlebt haben.

Sie berichten von mangelernährten Großmüttern, die ihren Enkeln Adipositas vererben. Und von traumatisierten Eltern, die ihren Kindern eine zerbrechliche Abwehrkraft gegen die Widrigkeiten des Lebens vermachen.

Und sie fragen: Was hat sich die Evolution dabei gedacht?

Wie die Epigenetik unser Verständnis vom Menschen grundsätzlich ändern wird und gleichzeitig verhindern kann, dass tief verletzte Menschen ihr Leid an ihre Nachkommen weitergeben, lesen Sie

in der Ausgabe 5/2018 des National Geographic Magazins. Jetzt ein Magazin-Abo abschließen!

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