Spektakulärer Blick ins All: Euclid sendet erste Bilder zur Erde

Das Weltraumteleskop der ESA wurde losgeschickt, um den Himmel zu kartieren – und die Verteilung der Galaxien im All darzustellen. Seine Aufnahmen sind einzigartig weiträumig und helfen Forschenden, die Geheimnisse der Dunklen Materie zu lüften.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 10. Nov. 2023, 16:10 MEZ
Millionen von Sternen formen sich im All zu einer Irregulären Galaxie.

Kein Sternhaufen, sondern eine ganz besondere Galaxie: Euclid hat NGC 6822 abgelichtet,  eine sogenannte Irreguläre Galaxie. Ihre Besonderheit: ihre außergewöhnliche Form, die vermutlich einst durch die Kollision zweier Galaxien entstand.

Foto von ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO

Zwei Galaxien, ein Galaxienhaufen, ein Nebel und ein Sternhaufen: Das ist auf den ersten Bildern zu sehen, die die Weltraumsonde Euclid – benannt nach dem antiken Mathematiker Euklid von Alexandria – kürzlich zur Erde sandte. Die Aufnahmen sehen nicht nur spektakulär aus, sondern sind bisher auch einzigartig: Noch nie konnte ein Weltraumteleskop mit derartig scharfen Einzelaufnahmen solch große Himmelsabschnitte abbilden. 

Euclid kartiert den Weltraum

Die Mission des Weltraumteleskops ist es, Dunkle Materie und Dunkle Energie im Universum zu erforschen. Dazu soll Euclid innerhalb von sechs Jahren über ein Drittel des Himmels sichten und Aufnahmen machen, die eine dreidimensionale Kartierung des Universums erlauben. Diese soll die Verteilung der Galaxien im Universum abbilden können. Am 1. Juli 2023 startete die Sonde mit einer Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX ins All. 

Euclid auf dem Weg ins All. Die Raumsonde hat eine besondere Mission: Aufnahmen vom Himmel machen, die eine dreidimensionale Kartierung des Universums zulassen. 

Foto von ESA / HI-RES

Im Gegensatz zu anderen Teleskopen ist seine Auflösung zwar geringer, allerdings ist Euclid in der Lage, weitaus größere Himmalsabschnitte pro Aufnahme zu erfassen. „Die Sonde [ist] darauf spezialisiert, Himmelsbereiche zu beobachten, die mehr als hundertmal größer sind als das, was die Infrarotkamera des James-Webb-Teleskops leisten kann“, erklärt Dr. Alessandra Roy, Euclid-Projektleiterin in der Deutschen Raumfahrtagentur beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer Mitteilung

Die Forschenden hoffen, mit den Aufnahmen mehr über die Konstitution und die Entwicklung des Alls zu erfahren – zum Beispiel darüber, wie sich die Dunkle Materie im Raum verteilt oder wie großräumige Strukturen im Weltraum entstehen. 

Ein umfassender Blick auf den Pferdekopfnebel

BELIEBT

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    Junge Sterne werden vom orange-roten Pferdekopfnebel eingehüllt. 

    Foto von ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO

    Eine der faszinierenden Aufnahmen von Euclid zeigt den Pferdekopfnebel im Sternbild Orion. Kein anderes Teleskop konnte bisher so ein weiträumiges Bild des Nebels aufnehmen. Aus dem orange-roten Nebel, der zu einer großen, kalten Gas- und Staubwolke gehört, erhebt sich in der Mitte des Bildes eine Wolke in Form eines Pferdekopfes. So kam der Nebel zu seinem Namen.

    Farbspiel tausender Galaxien

    Die hellgelb scheinenden Ränder der Perseus-Galaxien sind sie umgebende Halos.

    Foto von ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi ; CC BY-SA 3.0 IGO

    Hell erstrahlen die Galaxien des Perseushaufens in der Mitte des Bildes. Er umfasst etwa 500 bis 1.000 Galaxien und ist mit 240 Millionen Lichtjahren Entfernung einer unserer nächsten Galaxienhaufen. Die abertausend kleineren weißen, gelben und roten Punkte im Hintergrund sind ebenfalls Galaxien, die jedoch noch viel weiter entfernt sind. Das Farbspektakel konnte durch die Kombination von Daten des Nahinfrarot-Spektrometers, dem Photometer (NISP) und dem Visible Instrument (VIS) sichtbar gemacht werden. 

    Die „versteckte“ Galaxie

    Die Sterne der Spiralgalaxie IC 342 verteilen sich über den gesamten Bildausschnitt. Blaue Sterne sind jung, rote alt. Weiße und gelbe Sterne befinden sich im mittleren Entwicklungsstadium.

    Foto von ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO

    Wie eine riesige galaktische Spirale erscheint IC 342 auf Euclids Aufnahme. Die weiß- und rosafarbene Spiralgalaxie ist in etwa so groß wie unsere Milchstraße. Da sie sich in der Nähe des galaktischen Äquators befindet, ist es allerdings schwierig, sie zu beobachten: Dichte Staubschleier verdecken die Sicht. 

    Zehntausende Sterne umkreisen die Milchstraße

    NGC 6397 ist mit 7.200 Lichtjahren Entfernung unser zweitnächster Kugelsternhaufen. In ihm könnten sich mehrere stellare Schwarze Löcher befinden. 

    Foto von ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO

    Es funkelt und blinkt um unsere Milchstraße: Kugelsternhaufen wie NGC 6397 auf der Aufnahme bestehen aus mehreren Zehntausenden bis Millionen von Sternen. Sie zählen zu den ältesten Objekten im Universum und sind in einer Vielzahl von Galaxien zu finden. Anhand der Euclid-Daten können die Forschenden nachvollziehen, wie genau die Sternhaufen unsere Galaxie umkreisen. Damit können die Daten auch Aufschluss darüber geben, wie die Dunkle Materie in der Milchstraße verteilt ist.

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