Kälteeinbruch im Mai: Sind die Eisheiligen schuld?

Wenn es im späten Frühjahr noch einmal frostig wird, haben fünf katholische Heilige die Finger im Spiel. Was es mit dem Wetterphänomen auf sich hat – und ob die alte Bauernregel heute noch gilt.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 7. Mai 2025, 16:42 MESZ
Ein Strauß Tulpen, an denen sich Frist gebildet hat.

Temperaturen um den Gefrierpunkt statt Sommerwetter: In der ersten Maihälfte gab es viele kalte Tage. Waren das schon die Eisheiligen?

Foto von Mariya / Pexels

Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sofia: Die fünf sogenannten Eisheiligen sollen Mitte Mai noch einmal für kalte Temperaturen sorgen. Verschiedene Bauernregeln besagen, dass es an den Namenstagen der katholischen Heiligen, vom 11. bis zum 15. Mai, zu den letzten Frostnächten des Frühlings kommen kann. So heißt es zum Beispiel: „Pankraz, Servaz und Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.“ In der Landwirtschaft wurde sich lange Zeit an diese Regeln gehalten – und mit der Aussaat gewartet. 

Der Kälteeinbruch kam in diesem Jahr allerdings schon am ersten Mai-Wochenende. Und auch in den letzten Jahren gab es an den Tagen der Eisheiligen oft eher sommerliche Temperaturen als Frost. Hat das Phänomen heute überhaupt noch Bestand?

Was sind die Eisheiligen?

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind die Eisheiligen aus der Beobachtung entstanden, dass es jedes Jahr in der zweiten Maihälfte zu Kaltlufteinbrüchen kam. Dabei breiten sich kühlere Wetterlagen aus Skandinavien mit Zufuhr arktischer Polarluft nach Mitteleuropa aus. Bis ins 19. Jahrhundert traten die Eisheiligen noch sehr regelmäßig Mitte Mai auf. In Norddeutschland begann die Kälteperiode geografisch bedingt meist etwas eher, in Süddeutschland etwas später, weshalb sich die Tage der Eisheiligen bis heute regional unterscheiden. 

Gibt es die Eisheiligen heute noch?

Vor einigen Jahren brachten die Kaltlufteinbrüche Mitte Mai noch oft Frost, heute kommen Temperaturen von unter null Grad Celsius weniger häufig vor – auch wenn es laut dem DWD immer noch zu Kaltlufteinbrüchen komme. Diese Perioden würden sich allerdings zeitlich verschieben, auf Ende April und Anfang Mai. Schuld daran sei unter anderem der Klimawandel.

Eine Waldmurmeltierfamilie hat es sich auf einem Baumstamm bequem gemacht.

Trotzdem sei das Phänomen noch beobachtbar. „Man kann von ‚vorgezogenen‘ Eisheiligen sprechen“, sagt DWD-Meteorologe Marco Manitta. Auch in diesem Jahr, mit dem Kaltlufteinbruch Anfang Mai, sei das der Fall. „Bis Samstag muss noch mit leichtem Frost gerechnet werden“, sagt Manitta. Vor allem Nord- und Ostdeutschland seien betroffen: Dort könne es laut dem Meteorologen in der Nacht zum Freitag, also vom 8. auf den 9. Mai, sogar noch einmal Minusgrade geben. „Danach nimmt die Frostgefahr ab, denn es wird allgemein wärmer.“

Die Eisheiligen, die am Sonntag, also dem 11.5., beginnen würden, könnten sich so eher zu echten Frühlingsboten entwickeln. Für alle Landwirt*innen und Hobby-Gärtner*innen bedeutet die Verschiebung des Phänomens: Lieber Wetterprognosen checken und sich an die tatsächlichen Gegebenheiten anpassen, statt auf die Daten der alten Bauernregeln zu vertrauen.

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2025 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved