Auf stillen Wegen in der Karibik: Weniger Tempo, mehr Urlaub

Bewusst, sinnhaft, intensiv: Slow Travel ist weltweit zum Trend geworden. Eine perfekte Reiseform für die Karibik – ob mit dem Fahrrad durch die Landschaft von Bonaire oder auf dem Segelboot durch das Inselparadies Guna Yala.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 5. Juni 2024, 13:36 MESZ
Segelboot vor einer Insel mit Palmen und Hütten bei Sonnenuntergang

Wer von Kolumbien nach Panama will oder umgekehrt, kann unkompliziert mit dem Segelboot reisen.

Foto von Tarina Rodriguez / Adobe Stock

Das Boot im Hafen von Cartagena sieht auf den ersten Blick klein aus: Sechs Tourist*innen und zwei Bootsleute soll es übers Wasser von Kolumbien nach Panama bringen. Dabei ist der Weg das Ziel: Knapp eine Woche dauert der Segel-Trip, für dessen Strecke man mit dem Flugzeug gut eine Stunde bräuchte. Hier geht es nicht um das schnelle Ankommen, sondern um ein bewusstes Abenteuer.

Die Route führt durch einige der abgelegensten und schönsten Teile der Karibik. Das Highlight der Tour: die Inseln der Comarca Guna Yala (früher San-Blas-Inseln), 365 zum Teil wirklich kleine Sandinseln, auf denen es oft nichts gibt außer Palmen. 50 von ihnen sind bewohnt – vom indigenen Volk der Kuna. Ein Großteil der Volksangehörigen lebt in dem autonomen Gebiet entlang der nordöstlichen Küste Panamas. 

Das Volk der Kuna bewohnt circa 50 der 365 Inseln der Comarca Guna Yala. Ihre farbenfrohe Textilkunst „Mola“ (Plural „Molakana“) ist einzigartig und heute weltweit bekannt.

Foto von diegocardini / Adobe Stock

Die Kuna hüten ihre reiche kulturelle Tradition und ihre autonomen sozialen Strukturen wie einen Schatz. Wer hier Halt macht, kann lernen, wie sie in Harmonie mit ihrer Umgebung leben: Ihr traditionelles Wissen um nachhaltige Fischerei und Landwirtschaft sowie ihr Engagement für den Umweltschutz sind zentral für ihr Überleben und ihren Wohlstand. Man erfährt, wie sie ihre weltberühmte Textilkunst „Mola“ fertigen – und kann diese auch kaufen.

Slow Travel – ein weltweiter Trend

Auf dem Segelboot von Kolumbien nach Panama: Was früher vor allem junge Student*innen gemacht haben, ist heute für deutlich mehr Altersgruppen spannend geworden. Sogar über 70-Jährige seien heute mit an Bord, schreibt der Anbieter Blue Sailing auf Anfrage. 

Die Erklärung dafür liefert eine aktuelle Studie von KLM Royal Dutch Airlines, für die weltweit 8.000 Menschen befragt wurden, über 1.000 davon in Deutschland: Viele Menschen wollen heute mehr von ihrem Urlaub als eine Woche faul in der Sonne zu liegen, möglichst viele Ziele in möglichst kurzer Zeit zu sehen oder nur in der „Touristen-Bubble“ zu bleiben. Ihr Wunsch ist eine Reise mit Bedeutung.

Bedeutungsvoll zu reisen – das heißt also nicht: Stempel im Pass zu sammeln oder bei einem All-Inclusive-Urlaub nicht das Hotel zu verlassen. Es heißt, sich in die Welt hinauszuwagen und sich die Zeit zu nehmen, Kontakte zu Orten und Menschen zu knüpfen. Es bedeutet, die Freude an Spontanität wiederzuentdecken und die echten lokalen Kulturen wertzuschätzen. Das wünschen sich auch die Befragten der Studie für ihren nächsten Urlaub: 74 Prozent gaben an, bei ihrem nächsten Trip sinnvoller reisen zu wollen – bei der Generation Z waren es sogar 84 Prozent.

Wie man Reisen mehr Bedeutung gibt

Beim Slow Travel lernt man nicht nur andere Kulturen intensiver kennen, sondern auch andere Reisende. Auf Trips wie dem von Cartagena nach Panama reist man auf engem Raum gemeinsam mit Unbekannten: Man isst zusammen, geht schnorcheln, sitzt unterm Sternenhimmel an Deck. Ein unvergessliches Abenteuer, das auch im Nachhinein noch verbindet: Oft verknüpfen sich Reisende auf sozialen Plattformen – und zehren so noch Jahre später vom Erlebten.

In einer Zeit, in der das Leben oft von Geschwindigkeit und Effizienz bestimmt wird, gibt einem diese Reiseart Raum dafür, tiefere, bedeutsamere Erfahrungen zu sammeln. Dazu schafft Slow Travel die Möglichkeit, auf eine erholsame Weise Abstand zum Alltag zu gewinnen. „Die Forschung zeigt, dass es zentral ist – und wahrscheinlich gilt dies auch für Ferien –, dass man in Pausen Distanz findet zu dem, was man vorher ausgeübt hat“, sagt Alexandra Freund, Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, in einem Interview. Dabei helfen können körperliche und soziale Aktivitäten im Urlaub.

Bewusst reisen auf Bonaire

Ein Ziel, das sportliche Aktivitäten und Erholung garantiert, ist Bonaire. Die Insel der niederländischen Kleinen Antillen, nördlich von Venezuela, ist bekannt für ihre ruhige Atmosphäre. Wer hier Essen bestellt, sollte Zeit mitbringen. Und so kommt man gleich unmittelbar nach der Ankunft in einen anderen Takt.

Anstatt die Insel mit dem Auto zu entdecken, kann man auf dem Fahrrad ganz im Moment sein, die salzige Luft einatmen und im eigenen Tempo die Flora und Fauna des Inselkosmos erkunden. So stößt man auf Dinge, an denen man sonst wohl einfach vorbeigefahren wäre. Zum Beispiel wilde Esel, Papageien, blaue Eidechsen oder Leguane, die bis zu 1,5 Meter lang werden. Oder einen der vielen typischen Foodtrucks – wie Kite City am Te Amo Beach. Das altes Wohnmobil wurde vor zehn Jahren zum mobilen Imbiss umgebaut und bietet leckere Spezialitäten aus dem Meer an. Darunter den „frischesten Thunfisch der Insel“.

In Kralendijk, dem größten Ort der Insel, gibt es zahlreiche Fahrradläden, in denen man Fahrräder mit und ohne E-Power mieten kann. 300 Kilometer idyllischer Radwege warten auf der Insel auf Slow Traveller. Blaue Steine weisen den Weg: mal über Ziegenpfade, mal über eine Schotterpiste oder eine asphaltierte Straße.

BELIEBT

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    Pink auf Türkis, eine Farbenpracht der besonderen Art: Die Fauna und Flora von Bonaire hat viel zu bieten – und lässt sich mit dem Fahrrad besonders gut erkunden. Die Flamingos der Insel sind für viele Besuchende ein beliebtes Fotomotiv.

    Foto von Adobe Stock

    Die Wege führen durch die Mangrovenwälder und entlang der Küstenlinie, wo man mit etwas Glück Flamingos im seichten Wasser beobachten kann. Besonders gut geht das im Washington Slagbaai National Park im Nordwesten der Insel. Für manche Routen sollte man Erfahrung im Mountainbiken mitbringen, andere sind sprichwörtlich kinderleicht und auch für Familien gut machbar. Sicher ist: Man erlebt die Natur deutlich intensiver. Local Guides bieten darüber hinaus spannende Touren ins sprichwörtlich Innere der Insel an – auf Bonaire gibt es rund 400 Höhlen mit verschiedenen Ökosystemen.

    Abtauchen und Schildkröten zählen

    Auch, wer gerne einmal abtauchen will, ist auf Bonaire gut aufgehoben: 85 Tauchplätze gibt es in den tropischen Riffen rund um die Insel. Viele kann man direkt vom Strand aus erreichen. Welcher Spot wo zu finden ist, verraten gelbe Steine an der Küstenstraße. Dabei stehen Naturschutz und Nachhaltigkeit heute weit oben auf der Agenda der Insel. Mit der Aktion „Bonaire Bond“ soll daran erinnert werden, dass nachhaltiger Tourismus eine wichtige Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung ist. Die Tourismusbehörde ruft Besuchende dazu auf, achtsam mit der Natur umzugehen und sich respektvoll gegenüber Lebewesen und Landschaft zu verhalten.

    Wer darüber hinaus noch nach sinnstiftenden Aktivitäten sucht, kann sich bei der Tierschutzorganisation Sea Turtle Conservation Bonaire melden: Hier gibt es verschiedene Freiwilligenprogramme für Tourist*innen. Beim Plastiksammeln am Strand oder Schildkrötenzählen beim Schnorcheln kann man nicht nur abschalten – sondern mehr über die Natur am Reiseziel lernen und dabei sogar etwas etwas für die Flora und Fauna tun.  

    Mit KLM fliegt ihr von neun deutschen Abflughäfen aus über Amsterdam nicht nur in die Karibik – die älteste Fluglinie der Welt bringt euch an über 160 Reiseziele. Alle Verbindungen ab Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, München, Nürnberg oder Stuttgart findet ihr hier. Erfahrt mehr zum Thema auf www.klm.de/travelwell.

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