Zu Hause fotografieren wie ein National Geographic-Fotograf
Mit diesen Tipps von unseren Profis kann die Foto-Safari in der Wohnung oder Nachbarschaft sofort losgehen.
Ob ihr nun Familienmitglieder, Haustiere oder Fremde fotografieren wollt: Gute Planung ist der Schlüssel, um die Persönlichkeit, die Emotion oder den Charakter des Subjekts einzufangen.
Wer daheimbleiben muss, muss sich nicht langweilen. Stattdessen kann er dieselben Techniken benutzen, mit denen National Geographic-Fotografen die Welt einfangen, um den eigenen Garten oder auch nur das eigene Zimmer zu erkunden.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und die Familie hautnah erleben – genau darum geht es bei der häuslichen Fotografie. Außerdem können vertraute Orte plötzlich wie ein exotischer Dschungel oder ein hoher Gipfel wirken, wenn man sie mit einem frischen Blick betrachtet. Genau das tun professionelle Fotografen in ihrem Job. „Was einem völlig normal erscheint, ist im Grunde ein Scheibchen des kulturellen Lebens der eigenen Welt“, sagt die National Geographic-Fotografin Catherine Karnow.
Man braucht nicht mehr als seine Handykamera, um loszulegen. Wer Kinder hat, kann sie motivieren darüber nachzudenken, was die einzelnen Familienmitglieder gerne tun. Puzzelt einer besonders gern? Bäckt Brot? Tanzt zu K-Pop-Songs?
Solche persönlichen Momente sind schließlich nicht von Dauer. Nutzt die folgenden Fototipps von National Geographic-Experten, um sie jetzt festzuhalten – und in der Zukunft, wenn wir die Welt wieder selbst entdecken gehen können, werden sie immer noch von Nutzen sein.
Versucht euch an möglichst vielen Motiven
Fordert eure Kinder auf, sich an einer Vielzahl von Motiven zu versuchen. Fangt die Landschaft eures Gartens ein, aber auch architektonische Details wie das Geländer einer Treppe. Macht ein Porträt von einem Familienmitglied, das stillsitzt, und ein Foto derselben Person bei irgendeiner Aktivität – ob nun beim Radfahren oder beim Einräumen von Geschirr. Fotografiert zu unterschiedlichen Tageszeiten: am frühen Morgen, am Mittag, zur Abenddämmerung. Das Ergebnis wird eine Galerie sein, die eure Nachbarschaft oder euer Familienleben auf vielfältige Weise porträtiert.
Schlechtes Wetter ist kein Feind
Wolkenverhangener Himmel? Kein Grund, die Kamera wegzulegen. „Statt euch einen sonnigen Tag und ‚gutes Wetter‘ zu wünschen, achtet darauf, wie Elemente wie Dunst und Nebel sich eignen, um Gefühle zu transportieren, insbesondere Nostalgie“, sagt Karnow.
Und wenn es regnet? Kein Problem. Wartet, bis es aufhört, und geht dann raus. „Sucht nach einer Pfütze. Hockt euch dann hin und platziert die Kamera nah an der Wasseroberfläche. Plötzlich habt ihr tolle Reflexionen, mit denen ihr arbeiten könnt“, sagt der National Geographic-Fotograf Jim Richardson.
Warten und Beobachten
Fotografiert ein charakteristisches Merkmal eures Haustieres.
Wenn es um hyperaktive Kinder und Haustiere geht, ist Geduld ein guter Ratschlag. Nehmt euch Zeit, um das Subjekt zu beobachten. „Oft gibt es Momente, in denen sie sich ein, zwei Sekunden lang nicht bewegen. Das wiederholt sich oft“, sagt Richardson. „Lernt, die Zeichen zu lesen. Dann seid ihr bereit, wenn der nächste stille Moment kommt.” Wer sein Haustier fotografieren will, sollte runter auf dessen Höhe, nah ran und den Hintergrund schlicht halten.“
Auf der Jagd nach der goldenen Stunde
Das beste Licht für Fotos gibt es am frühen Morgen oder abends vor Sonnenuntergang.
Ist euch schon mal aufgefallen, wie anders ein Raum am frühen Morgen aussieht, wenn die Sonne gerade aufgeht? Und wie das Licht, das durch das Fenster fällt, direkt vor Sonnenuntergang auf ganz besondere Weise leuchtet? „Das nennen wir die goldene Stunde, weil die Sonne aus diesem Winkel alles goldener aussehen lässt“, sagt Maura Friedman, die Fotoredakteurin von National Geographic Travel. Das ist eine gute Zeit für Kinder, um das Haus und die Nachbarschaft mit einer Kamera zu erkunden – selbst wenn das bedeutet, dass sie etwas früher aufstehen müssen oder das Abendessen nicht zur gewohnten Zeit stattfindet.
Das perfekte Porträt planen
Für Babyfotos bieten sich Detailaufnahmen an: Experimentiert ein bisschen und füllt den Bildausschnitt mit einer Hand, einem Fuß oder einem Haarbüschel aus.
Man braucht kein Blitzlicht, um ein tolles Bild von einem Familienmitglied zu machen. Wenn man sein Subjekt nah am Fenster platziert, dann reicht auch das natürliche Tageslicht. Wenn die Sonne scheint, können transparente Vorhänge das mitunter harte Licht etwas weicher machen.
Empfehlt euren Kindern, auf aussagekräftige Details zu achten. Spielt ein Geschwisterkind vielleicht Klavier? Dann sollte der Fokus auf den Händen liegen. Läuft jemand bei Marathons mit? Werft einen Blick auf die Füße. Solche Abstraktionen sagen etwas über das Individuum aus. Versucht euch auch an Nahaufnahmen von Details, wenn ihr Babys fotografiert. Experimentiert ein bisschen und füllt den Bildausschnitt mit einer Hand, einem Fuß oder einem Haarbüschel aus.
Bei Gruppenfotos sollte man mehrere Aufnahmen machen, damit am Ende auch eine dabei ist, bei der niemand die Augen geschlossen hat.
Hoch hinauf und tief runter
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und seine Subjekte gut kennen: Das sind wichtige Faktoren für gute Familienporträts.
„Platziert eure Kamera an einem einzigartigen Ort und ihr werdet einen neuen, ungewöhnlichen, nützlichen oder spannenden Blickwinkel erhalten“, schlägt Richardson vor. Kinder könnten sich einen hochgelegenen Ort suchen, um von dort herunter zu fotografieren – beispielsweise einen Balkon, einen Ast oder eine Treppe. Mitunter kommen auch spannende Aufnahmen heraus, wenn man seine Kamera einfach über seinen Kopf hält und abdrückt.
Alternativ kann man seine Kamera auf den Boden legen, sie ein bisschen nach oben richten und drauflosknipsen. Besonders spannend kann das sein, wenn man dabei zwischen Dingen hindurchfotografiert, beispielsweise durch die Beine eines Tischs oder die Blumen in einem Beet.
Abend – und kein Ende in Sicht
Der Mond kann besonders eindrucksvoll aussehen, wenn er hinter einem horizontnahen Objekt fotografiert wird.
Haltet die Augen nach Motiven offen, wenn es Abend wird. Jeder sieht sich gern einen Sonnenuntergang an, aber wenn man einen fotografieren will, „reicht es nicht, einen schönen Himmel zu haben“, sagt Karnow. „Man braucht ein Element im Foto, das sowohl Interesse weckt als auch ein Gefühl für den Ort vermittelt.“
Fotografiert doch mal den nächsten Vollmond mit euren Kindern. Benutzt aber nicht den Kamerazoom, weil dadurch die Bildqualität sinkt. „Macht zuerst das Bild und zoomt dann rein, um das Bild zu zuschneiden oder ein Detail zu vergrößern“, sagte der National Geographic-Fotograf Michael Christopher Brown. „Im Idealfall sollte das Telefon stabilisiert werden“, sagt er. Wenn man etwas fotografiert, das so weit weg ist, können schon winzige Kamerabewegungen die Bildqualität dramatisch verringern. Wer kein Stativ hat, kann sein Telefon einfach auf einer festen Oberfläche (ein Vorsprung, eine Mauer oder ein Fensterbrett) platzieren, um eine ruckelfreie Belichtungszeit zu ermöglichen.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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