Erschreckend schön
Ein Fotograf lässt Kohlereviere wie abstrakte Kunst aussehen – und dokumentiert die Narben der Landschaft.
Aus der Vogelperspektive zeigen die Bilder von Tom Hegen, wie der Braunkohletagebau unsere Landschaften verändert hat.
Tom Hegen porträtiert das Anthropozän, unser aktuelles Zeitalter, in dem der Mensch über die Erde bestimmt. Aus dem Hubschrauber oder per Drohne aufgenommen, zeigen seine Bildserien die Auswirkungen von schwindenden Gletschern, ausgebeutetem Ackerland, verseuchten Steinbrüchen oder, wie in unserem Beitrag „Der Fraß der Bagger“ (in der Mai-Ausgabe von NATIONAL GEOGRAPHIC), die Folgen des Tagebaus in Deutschland. Einige von ihnen sind noch in Betrieb, andere wurden ausgeschöpft und stillgelegt.
„Diese Orte gibt es wirklich“, sagt Tom Hegen. Betrachter halten seine Bilder bisweilen für Gemälde.
Die Braunkohle lagert fast immer tief unter der Erde und erfordert einen industriellen Abbau, der Ökosysteme und Wasserwege nachhaltig verschmutzen kann. Zwar liefert Kohle billigen Strom, aber die Natur zahlt dafür einen hohen Preis. Die Narben, die der Kohleabbau in der Landschaft hinterlässt, sind gewaltig.
Manche Abbaufelder sehen von oben betrachtet so symmetrisch und vielfarbig aus, dass sie an Kunstwerke erinnern – wenn auch mit sehr eigenwilliger Ästhetik.
Fotos von abstrakter Schönheit
Trotzdem erschafft Tom Hegen Fotos von abstrakter Schönheit – in der Hoffnung, dass ihre Betrachter so eher über die ökologischen Missstände nachdenken, die der Abbau fossiler Brennstoffe nach sich zieht. Immerhin: Der Bundestag hat per Gesetz festgelegt, dass Deutschland bis zum Jahr 2038 aus der Kohle aussteigt.
Dieser Artikel erschien gemeinsam mit der Fotostrecke "Der Fraß der Bagger" in der Mai 2021-Ausgabe des deutschen NATIONAL GEOGRAPHIC Magazins. Keine Ausgabe mehr verpassen und jetzt ein Abo abschließen!