Das unsichtbare Leuchten der Blumen

UV-Licht verwandelt normale Blumen in fremdartige Geschöpfe mit seltsamen Farben und funkelnden Lichtern.

Von Austa Somvichian-Clausen
bilder von Craig P. Burrows
Geldbaum
Geldbaum
Foto von Craig Burrows

Wenn man einen Blick auf ein paar der Blumen wirft, die Craig Burrows fotografiert hat, bekommt man fast den Eindruck, er hätte dafür einen Ausflug auf die außerirdische Welt Pandora aus James Camerons Film „Avatar“ gemacht. Die leuchtend bunten Blütenblätter stehen im starken Kontrast zu dem schwarzen Hintergrund, während kleine Lichtpunkte auf den Blüten wie Glühwürmchen durch die Bilder zu schwirren scheinen.

Man glaubt es kaum, aber Burrows‘ Bilder sind keine Fiktion, sondern Wissenschaft.

Für diese fremdartigen Aufnahmen nutzt er eine Technik namens Schwarzlichtfotografie, im Englischen auch UVIVF (ultraviolet-induced visible fluorescence photography) genannt. Dabei wird Schwarzlicht genutzt, um das Motiv zum Fluoreszieren zu bringen, sodass das Licht in den Aufnahmen vom fotografierten Objekt selbst ausgestrahlt wird. 

„Das ist definitiv keine leichte Art der Fotografie“, sagt Burrows. Für gewöhnlich befestigt er sein florales Motiv an einem Metallständer und nutzt einen Fernauslöser, um eine Aufnahme mit zehn bis 20 Sekunden Belichtungszeit zu machen – während dieser Zeit hält er sogar den Atem an. Schon die kleinste Luftbewegung kann dazu führen, dass einige Bereiche des Bildes verschwimmen. Gerade weil die Schwarzlichtfotografie so kompliziert ist, fotografiert Burrows gern Blumen. „Die können nicht weglaufen“, scherzt er. Allerdings merkt er an, dass eine der bekanntesten Anwendungsmöglichkeiten dieser Technik im Bereich der Spinnentierfotografie liegt – besonders Skorpione sind beliebte Motive. Sein nächstes Ziel ist die Arbeit mit ganzen Szenen anstelle von Einzelmotiven.

Obwohl das Ergebnis immer unvorhersehbar bleibt, hat er entdeckt, dass Korbblütler wie Gänseblümchen und Sonnenblumen oft die stärkste Pollenfluoreszenz aufweisen. Eine der größten Überraschungen, die er bei seinen Aufnahmen gemacht hat, war eine Gurkenblüte, die leuchtend orange und blau schimmerte und sehr helle Pollen hatte. Burrows sammelt seine Motive bei Spaziergängen durch seine Nachbarschaft ein. Dabei inspiziert er Blumen mit einer tragbaren UV-Lampe und pflückt vielversprechende Exemplare.

Zahlreiche natürliche Gegenstände und Organismen wie Steine und Mineralien sowie Steinkorallen und Krebstiere leuchten unter UV-Licht. Welche Funktion das erfüllen soll, weiß man bisher nicht. Manche Forscher vermuten eine Korrelation zwischen Blütenbereichen, die unter UV-Licht dunkel erscheinen, und der Navigation von Bestäubern wie Bienen, aber bewiesen wurde so etwas bisher nicht.

Burrows wurde schon von Veranstaltern einer Wissenschaftsmesse angesprochen, die eine Ausstellung seiner Bilder organisieren wollten, und wurde eingeladen, an einem Wettbewerb für forensische Schwarzlichtfotografie teilzunehmen. Der wirkliche Vorteil seiner Fotografie liegt ihm zufolge aber darin, dass sie bei Menschen das Interesse weckt, mehr über die physikalischen Prozesse hinter diesen Aufnahmen zu lernen.

„Die Schwarzlichtfotografie offenbart Geheimnisse, die wir nicht sehen können, die in der Natur aber trotzdem eine wichtige Rolle spielen“, so Burrows. „Ich finde, es ist wichtig, dass diese Dinge uns daran erinnern, unsere Welt weiter zu erkunden und nach Dingen zu suchen, die ignoriert oder nicht beobachtet werden.“

Craig Burrows auf Instagram und seiner Webseite folgen.

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