1.500 Jahre altes Mosaik zeigt biblische „Spione“

Die Kundschafter von Moses sollten herausfinden, ob Kanaan erobert werden konnte – und brachten Weintrauben mit.

Von Kristin Romey
Veröffentlicht am 12. Juli 2018, 11:40 MESZ

Die Arche Noah, die Teilung des Roten Meeres, ein möglicher Besuch von Alexander dem Großen: Seit 2012 sind Archäologen mit der Freilegung eines kunstvollen Bodenmosaiks in einer 1.500 Jahre alten Synagoge beschäftigt und brachten dabei langsam, aber stetig diese vielfältigen Szenen zum Vorschein. Das alte Gotteshaus befindet sich in der israelischen Region Untergaliläa.

Die neuste Entdeckung zeigt zwei Kundschafter, die von Moses ausgesandt wurden.

In der Mosaikszene tragen zwei Männer eine mit Weintrauben beladene Stange. Der Abschnitt wurde laut einer Mitteilung der University of North Carolina-Chapel Hill im Zuge weiterer Untersuchungen an der archäologischen Stätte Hukkok entdeckt, dem Schauplatz der Synagogenausgrabung. Eine hebräische Inschrift über den Männern lautet „eine Stange zwischen zweien“, ein Verweis auf den Abschnitt 13:23 im 4. Buch Mose: „Und sie kamen bis an den Bach Eschkol und schnitten dort eine Rebe ab mit einer Weintraube und trugen sie zu zweien auf einer Stange, dazu auch Granatäpfel und Feigen.“

Im 4. Buch Mose entsendet Moses nach dem Auszug aus Ägypten Kundschafter in das Land Kanaan. Sie kehren mit Geschichten von einem fruchtbaren Land zurück, in dem Milch Honig fließen – und mit Weintrauben, die so groß sind, dass sie von zwei Männern getragen werden müssen. Die meisten Kundschafter waren aber nicht überzeugt davon, dass sie Kanaan erobern konnten, und zogen infolgedessen 40 Jahre lang umher.

Archäologen sind im Norden Israels mit Ausgrabungen einer Synagoge aus römischer Zeit beschäftigt und legen dort einen farbenprächtigen Mosaikboden frei.
Foto von Oded Balilty

Die „beispiellosen“ Funde von Hukkok widersprechen der Annahme, dass die jüdischen Siedlungen in Galiläa unter dem wachsenden Einfluss des Christentums in der Region litten, erzählt die Archäologin Jodi Magness. Die Hukkok-Ausgrabungen finden unter ihrer Leitung statt. Die Kunstwerke in der Synagoge sind nicht nur von außergewöhnlich hoher Qualität, sondern verweisen auch auf eine reichhaltige visuelle Kultur – und zwar zu einer Zeit, in der bildhafte Darstellungen in der jüdischen Kunst vermieden wurden, wie man annahm.

Die Mosaike von Hukkok wurden mit Unterstützung der National Geographic Society ausgegraben und beinhalten auch eine nicht biblische Szene. Magness glaubt, dass sie einen legendären Besuch von Alexander dem Großen in der Region zeigt.

„Das bereichert einfach unser Wissen über das Judentum in der Spätantike – wie lebhaft und dynamisch und vielfältig es ist“, sagt sie.

Die Ausgrabungen in Hukkok werden 2019 fortgesetzt, und Magness versucht sich lieber nicht an Spekulationen über zukünftige Funde: „Ich kann nicht sagen, was wir zu finden erwarten, da alles, was wir finden, unerwartet ist.“

 

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