Die Bibeljäger
Unsere Titelgeschichte im Dezember: Auf der Suche nach dem Wort Gottes.
Die Bibel ist das meistverkaufte Buch aller Zeiten. Sie wurde in 674 Sprachen übersetzt, erst kürzlich in die Bantusprache Lomwe, die in Mosambik von 1,6 Millionen Menschen gesprochen wird. Vier von fünf Menschen weltweit können das heilige Buch der Christen in ihrer Muttersprache lesen, wenn sie wollen. Und bei uns, im sogenannten christlichen Abendland, sind viele biblische Textstellen kulturelles Gemeingut. Wir alle kennen die Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums, wir alle haben von Moses gehört, der das Meer geteilt haben soll – ganz egal ob wir die Bibeltexte nun als offenbartes Wort Gottes begreifen oder, nüchterner, als eine Sammlung wirkmächtiger Erzählungen. So weit, so klar. Aber unsere gefühlte Vertrautheit mit der Bibel verstellt uns oft den Blick auf die vielen Geheimnisse, die das Buch noch heute birgt. Die Umstände seiner Entstehung: höchst umstritten. Seit im Jahr 1896 auf einer antiken Abfallhalde in Ägypten Tausende Papyri aus der Frühzeit des Christentums entdeckt wurden, puzzeln Wissenschaftler an einem genaueren Bild dieser Zeit. Und fanden zum Beispiel verschollene Evangelien, die nicht im Neuen Testament enthalten sind. Warum nicht? Wer hat das entschieden? Auch jene Schriften, die Ziegenhirten 1947 bei der jüdischen Siedlung Qumran fanden, geben Rätsel auf: Was wollten die frühen Christen hier vor anrückenden Feinden verbergen? Experten arbeiten mit modernster Hightech daran, sogar verkohlte Papyrusrollen mithilfe von Computertomografen virtuell zu entrollen. Und eine illustre Gruppe von Händlern möchte aus den religiösen Manuskripten Kapital schlagen. Unsere Reportage ab Seite 44 könnte dazu beitragen, dass Sie in diesem Jahr ganz anders aufhorchen, wenn es wieder heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit ...“