Geschichte zum Eintauchen: Deutschlands historische Freibäder

Wenn die heißen Sommertage kommen, zählt vor allem eins: Abkühlung im Wasser. Freibäder sind beliebte Anlaufstellen – seit mehr als hundert Jahren. Historische Aufnahmen zeigen bis heute beliebte Bäder.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 5. Juli 2022, 09:50 MESZ
Das Felsenbad Pottenstein im Jahr 1942 mit Naturschwimmbecken und Besuchern.

Das Felsenbad Pottenstein im Jahr 1942. In den Kriegsjahren stellten Freibäder einen Zufluchtsort dar, an dem der schwere Alltag für einen Moment in den Hintergrund rücken konnte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten Freibäder immer wieder Besucherrekorde verzeichnen.

Foto von Bundesarchiv

30 Grad im Schatten, tropische Luftfeuchtigkeit und Sonne satt: Der Sommer ist in vollem Gange und bringt uns dieses Jahr besonders ins Schwitzen. Was da hilft: Abkühlung! Vor allem an den Wochenenden werden Freibäder zu Oasen in der sommerlichen Hitze – und das nicht erst seit gestern. Das Baden im Freien hat eine jahrhundertealte Tradition, denn die Menschen haben schon immer gebadet. Zunächst allerdings nur zu Reinigungszwecken.

Das Baden in Bädern erlebte ab dem 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung einen Boom: Arbeitende sollten sich aus Gründen der Hygiene und wegen der Vermeidung von Krankheitsübertragungen regelmäßig waschen. Öffentliche Bäder entstanden und wurden zu den Vorläufern der heutigen Frei- und Schwimmbäder. 1842 wurde dann das erste Freibad Deutschlands eröffnet: das Lorettobad in Freiburg im Breisgau, das bis heute zum Baden einlädt.

Unsere Freibäder haben oft eine lange und interessante Geschichte. Die folgenden Aufnahmen erzählen von sechs dieser historischen Freibäder, die teilweise bis heute zu den attraktivsten Badeorten in Deutschland zählen.

Felsenbad Pottenstein

BELIEBT

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    Das Felsenbad Pottenstein im Jahr 1942. In den Kriegsjahren stellten Freibäder einen Zufluchtsort dar, an dem der schwere Alltag für einen Moment in den Hintergrund rücken konnte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten Freibäder immer wieder Besucherrekorde verzeichnen.

    Foto von Bundesarchiv

    Luftaufnahme vom Felsenbad Pottenstein im Jahr 1942. Die damaligen Betonschwimmbecken wurden bei Sanierungsarbeiten im Jahr 2001 durch einen Naturteich ersetzt.

    Foto von Bundesarchiv

    Das älteste Freibad Bayerns wurde 1926 in Pottenstein, Oberfranken, eröffnet. Es ist bis heute eines der schönsten Freibäder Deutschlands. Hinter seiner Jugendstil-Fassade verbirgt sich ein Naturbad, das besonders idyllisch gelegen ist: Umgeben von Wald, direkt an einer hohen Felswand, empfängt es Gäste mit einem wunderschönen Panorama. Bei seiner Eröffnung verfügte das Freibad sogar über eine Sprunganlage mit vier, sieben und zehn Metern, welche in die 70 Meter hohe Felswand eingelassen war. 

    Bei einem Umbau mit Restaurierung im Jahr 2001 wurde das einstige Betonbecken durch einen Naturbadeteich ersetzt, für dessen Reinigung keine Chemikalien verwendet werden müssen. Die Reinigung erfolgt stattdessen besonders umweltschonend in einem bepflanzten Filterbecken.

    Naturbad Falkenwiese in Lübeck

    Auf dieser historischen Zeichnung ist das Wakenitz-Ufer im Jahr 1826 dargestellt. Das Bad, das auf Holzstelen gebaut wurde, ist ein Vorläufer des Naturbades Falkenwiese, das 1899 eröffnete.

    Foto von Johann Baptist Hauttmann

    Das Naturbad Falkenwiese ist ein seit 1997 unter Denkmalschutz stehendes Flussbad an der Wakenitz am Rande der Lübecker Altstadt. Seit seiner Eröffnung im Juni 1899 wird hier jährlich im Mai die Badesaison eröffnet. Im Wesentlichen ist das Bad so erhalten geblieben, wie es einst erbaut wurde und gilt mit seinen hölzernen Umkleideräumen und Badestegen als Beispiel für die Bäderarchitektur des 19. Jahrhunderts. 

    Gerade seine Lage macht das Bad so besonders: Die Wakenitz besitzt – als ehemaliger Grenzfluss zur DDR – einmalige erhalten gebliebene Naturschutzgebiete, in denen unter anderem seltene Pflanzen- und Tierarten heimisch sind. Aufgrund der geringen Strömung des Flusses kann man sich in den Sommermonaten in den historischen Freibädern entlang der Wakenitz gefahrlos abkühlen und schwimmen gehen.

    Moorbad Oberstdorf

    Das Herrenbecken im alten Moorbad in Oberstdorf im Jahr 1928. Das 1883 erbaute Bad hatte – bedingt durch seine Lage an Land und nicht an einem See oder Fluss – Schwimmbecken aus Holz.

    Foto von Marktarchiv Oberstdorf

    Luftaufnahme vom Neubau des Moorbad Oberstdorf um 1930. Das Wasser des Bades stammt aus einem anliegenden Weiher, der in einer Moorlandschaft liegt.

    Foto von Marktarchiv Oberstdorf

    Badevergnügen der besonderen Art wird Gästen bereits seit 1883 im vom Verschönerungsverein Oberstdorf erbauten Moorbad geboten: Da es das erste Freibad im Allgäu war, das nicht an einem See lag, gab es im historischen Bad Schwimmbecken – aus Holz. Das Herren- und Damenbad war durch einen Damm mit einer hohen, astfreien Bretterwand getrennt, damit das Badevergnügen den damaligen Sittlichkeitsregeln entsprach. 1929 musste das alte Bad schließlich aufgrund von Baufälligkeit abgerissen werden. Der Neubau kam – trotz Wirtschaftskrise. Vom historischen Bad existiert heute nur noch das Hauptgebäude. Es steht als einziges Freibad in Schwaben unter Denkmalschutz. 

    Eine weitere Besonderheit ist das Wasser im Bad: Über einen Weiher wird das Freibad mit Moorwasser gespeist. Gerade im Allgäu sind Moore mit ihrem von Humin- und Fulvosäuren geprägten Wasser sehr typisch. Durch diese Säuren nimmt das Wasser seine charakteristische bräunlich-gelbe Farbe an, die man auch im Moorbad vorfindet. Durch den Abfluss über den Fluss Trettach ist keine chemische Reinigung des Bades nötig. Da das Wasser konstant in Bewegung ist, herrschen jederzeit optimale hygienische Bedingungen – auf ganz natürliche Weise. 

    Strandbad Wannsee in Berlin

    Das Strandbad Wannsee um 1926: Während der 1920er Jahre war der Ansturm auf den Wannsee so groß, dass das Bad kontinuierlich erweitert werden musste, um den Menschenmassen in den Sommermonaten gerecht werden zu können.

    Foto von Bundesarchiv

    Eine Postkarte – vermutlich aus den 1930er Jahren – zeigt die vielen Sonnenbadenden, die vom Strandbad mit seinem langen Sandstrand angezogen wurden.

    Foto von Bundesarchiv

    Das größte Binnenseebad Europas befindet sich in Berlin: Das Strandbad Wannsee ist mit seinen rund 1,3 Kilometer langen und 80 Meter breiten Sandstränden eine seit über hundert Jahren bestehende Institution. Als Berlin inklusive seiner Vororte kurz nach 1900 eine Einwohnerzahl von bereits 2,5 Millionen Menschen verzeichnete, zog es hunderttausende Sonnenbadende im Sommer an das Ufer des Großen Wannsees. Da das Badevergnügen im Freien – vor allem gemischtgeschlechtlich – zu dieser Zeit jedoch als unsittlich galt, mussten Badende mit einer Geldstrafe in Höhe von fünf Mark rechnen. Um gegen den Ansturm anzukommen, reagierten die Berliner Behörden: 1907 gaben sie zunächst einen 200 Meter langen Uferstreifen als öffentlichen Badebereich frei. 

    Einige Jahre später wurde das Bad vergrößert – es gab nun strikt voneinander getrennte Herren- und Damenbäder. 1929 wurde das Bad um großzügige Neubauten im Stil der Neuen Sachlichkeit erweitert, um den immer höheren Besucherzahlen gerecht werden zu können. Während des Zweiten Weltkriegs war das Bad in nationalsozialistischer Hand, wurde allerdings nicht von den vielen Luftangriffen getroffen. Aus diesem Grund sind die Originalbauten auch heute noch vorhanden und wurden 2007 umfassend saniert. Die Besucherrekorde des 20. Jahrhunderts knackt das Strandbad heute zwar nicht mehr – es ist aber trotzdem weiterhin das bestbesuchte Freibad Berlins. 

    Schreberbad Leipzig

    Eine Zeichnung des Schreberbads Leipzig aus dem Eröffnungsjahr 1866. Zu dieser Zeit war das Baden erst einmal nur Männern erlaubt.

    Foto von CC BY 4.0

    Das Schreberbad in Leipzig wurde 1866 als eines der ersten Freibäder Deutschlands eröffnet und ist das älteste Freibad in Leipzig, das noch aktiv genutzt wird. Der Name des Bades ergab sich aus der daneben liegenden Schrebergartenanlage, die als die älteste in Deutschland gilt. Das 95 Meter lange und 28 Meter breite Schwimmbecken war zunächst nur für Männer zugänglich, 1869 eröffnete im Schreberbad dann aber auch das erste Freiluft-Damenbad Deutschlands, das 1944 durch einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört wurde. 

    Die übrigen Teile des Bades wurden rekonstruiert. Durch seinen maroden Zustand, wurde das Bad mit einbrechenden Besucherzahlen konfrontiert. Um das Bad attraktiver zu gestalten, wurde es 2006 umgebaut und 2007 mit zwei neuen Schwimmbecken, einer Rutsche und einem Spiel- und Volleyballplatz neu eröffnet. 

    Lorettobad in Freiburg im Breisgau

    Eine Aufnahme vom Damenbecken des Lorettobads, Jahr unbekannt. Das Freibad wurde 1886 um ein Damenbad erweitert, das bis heute besteht. Es ist das einzige Bad Deutschlands, das noch über ein separates Damenbecken verfügt.

    Foto von Verein der Freunde des Lorettobades e.V.

    Eine Anzeige vom 2. Juni 1842 in der Freiburger Zeitung mit der Bekanntmachung der ersten Badesaison im neu erbauten Lorettobad. Bis heute wird das älteste Freibad Deutschlands aktiv genutzt.

    Foto von Verein der Freunde des Lorettobades e.V.

    Das Lorettobad in Freiburg im Breisgau ist das älteste Freibad Deutschlands und liegt direkt am Fuße des namensgebenden Lorettoberges. Die erste Badesaison startete hier im Sommer 1842. Zunächst war es ein reines „Herren- und Gartenbad”, der Zutritt wurde potenziellen weiblichen Nutzerinnen verwehrt. Das änderte sich 1886, als das Freibad um ein Damenbad erweitert wurde. So wurde dort 50 Jahre lang getrennt gebadet, bis das Herrenbad 1936 in ein Familienbad umgewandelt wurde. Das Damenbad ist allerdings bis heute erhalten geblieben. Damit ist das Lorettobad das einzige Schwimmbad Deutschlands, das noch über ein separates Damenbad verfügt. 

    Eine Besonderheit des historischen Freiburger Bades war, dass es in seiner Anfangszeit während der Wintermonate nicht ungenutzt blieb: Eis wurde aus den Becken gewonnen und in Blöcken im Stollen des Lorettoberges gelagert. Es diente Brauereien oder reicheren Familien zur Kühlung ihrer Produkte oder Speisen. Auch heute bleibt das Wasser des Freibades ganzjährig in den Edelstahlbecken, um sie vor Abnutzung zu schützen. Aus diesem Grund glich das Bad 2020 wegen der Schließung durch die Corona-Pandemie einem Biotop: Vögel, Insekten und Amphibien siedelten sich für kurze Zeit im Schwimmbad an.

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