Indigener Streetstyle: Boliviens Skaterinnen tragen Tracht um ihr kulturelles Erbe zu bewahren

Farbenfrohe Röcke, geflochtene Zöpfe und ein Hut gehören zur Tracht der Aymara und Quechua. Eine Gruppe von Skaterinnen macht daraus ihren eigenen Style.

Von Paula Ramón
Veröffentlicht am 17. Jan. 2023, 13:25 MEZ
Imilla-Skaterinnen suchen auf dem Markt von La Cancha in Cochabamba traditionelle Kleidung aus.

Imilla-Skaterinnen suchen auf dem Markt von La Cancha in Cochabamba traditionelle Kleidung aus.

Foto von Luisa Dörr

In Boliviens Hochland tragen die Frauen der indigenen Volksgruppen ihre Kleidung mit auffallenden Farben und Mustern. Insbesondere die Pollera, ein voluminöser Rock, unter dem mehrere Unterröcke getragen werden, dient ihnen als Symbol ihrer kulturellen Identität. Dabei ist die Geschichte der Polleras komplex. Nach der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert waren die – zu der Zeit in Spanien modischen – Röcke von den Kolonialherren importiert worden. Sie wurden in die Andentracht integriert. Bis heute bringt man sie mit den Cholitas in Verbindung, indigenen Frauen aus dem Hochland. Eine Gruppe junger Sportlerinnen hat die ländliche Tracht nun in die Stadt gebracht. Sie tragen die Röcke beim Skateboarden, um das kulturelle Erbe der Cholitas hochzuhalten und den traditionellen Kleidungsstücken ein modernes Antlitz zu verleihen.

„Die Pollera assoziiert man normalerweise mit Menschen vom Land, ungebildet und ohne Ressourcen“, sagt Daniela Santiváñez. Die 26-Jährige ist Mitbegründerin der Skateboard-Gruppe Imilla Skate. Das Kollektiv wurde 2019 in der Stadt Cochabamba im zentralen Hochland gegründet und stellt die Röcke in den Mittelpunkt ihrer Performances. „Die Leute sollen verstehen, dass es nicht schlimm ist, eine Pollera zu tragen – sie ist Teil unserer Wurzeln. Wenn überhaupt, sollten wir stolz darauf sein.“ So wie ihre Vorfahren den Röcken eine eigene Identität verliehen, indem sie sie mit gemusterten Blusen, lokalem Schmuck und Hüten kombinierten, so passen auch die Skateboarderinnen das Kleidungsstück an.

Deysi Tacuri López, 28, möchte dazu beitragen, das Skateboarding populärer zu machen und mehr Möglichkeiten für junge Bolivianer zu schaffen, ihre Wurzeln kennenzulernen.

Foto von Luisa Dörr, Luisa Dörr

„Die Polleras sind sehr wertvoll für mich“, sagt Deysi Tacuri López, ein weiteres Mitglied der Skatergruppe. Für die 28-Jährige sind die Polleras eine Form der Selbstermächtigung. Nach Angaben der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik hat Bolivien einen der höchsten Anteile indigener Bevölkerung auf dem amerikanischen Kontinent. Nahezu die Hälfte der bolivianischen Bevölkerung ist indigener Abstammung. Tacuri und weitere Mitglieder von Imilla Skate haben indigene Vorfahren; einige ihrer Verwandten tragen die Polleras immer noch im Alltag. „Das ist die Kleidung meiner Mutter und meiner Tanten, die ich als starke Frauen sehe“, erklärt Tacuri. „Hier in Bolivien tragen viele Frauen in Polleras die ökonomische Verantwortung für ihre Familien. Für mich können Frauen in Polleras alles erreichen.“

Tacuri glaubt fest daran, dass die Gruppe weiter zur Anerkennung der indigenen Kultur beitragen kann. „Wir haben ein Netzwerk geschaffen, und es ist gar nicht mehr selten, ein skatendes Mädchen zu sehen.“ Das Ziel von Imilla Skate, sagt Tacuri, sei es, das Skateboarden als Sport zu fördern und ein selbstbewusstes Statement zu setzen: „Lasst uns unsere Wurzeln nie vergessen.“

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