Julius Caesar: Politik, Leidenschaft und die Macht der Liebe im antiken Rom

Der Kaiser Julius Cäsar sah sich als Nachkomme der Liebesgöttin Venus und hatte zahlreiche Verhältnisse. Das war im antiken Rom nur vordergründig etwas Unschickliches. Vor allem war es ein Weg zur Erlangung politischer oder wirtschaftlicher Vorteile.

Von Juan Luis Posadas
Veröffentlicht am 5. Okt. 2023, 12:44 MESZ
Julius Cäsar

Der Kaiser Julius Cäsar sah sich als Nachkomme der Liebesgöttin Venus und hatte zahlreiche Verhältnisse. Das war im antiken Rom nur vordergründig etwas Unschickliches. Vor allem war es ein Weg zur Erlangung politischer oder wirtschaftlicher Vorteile.

Foto von Alexa illustrations

Gaius Julius Cäsar war eher für seine Liebschaften als für seine Ehefrauen bekannt, obwohl er einmal verlobt und dreimal verheiratet war. Sein Leben war durch eine Vielzahl von Liebesaffären und Beziehungen gekennzeichnet; der Historiker Sueton berichtete, dass seine territorialen Landnahmen in Gallien bei seiner Triumphparade in Rom am Ende des Krieges weniger Begeisterung hervorriefen als seine „galanten“ Eroberungen. Die Schriften von Sueton und anderen Autoren lassen Cäsars Sexualität so interpretieren, dass sie von seiner jugendlichen Beziehung mit dem viel älteren König Nikomedes von Bithynien geprägt war. Alle seine späteren Frauengeschichten scheinen diese Episode auslöschen zu wollen. Einem anderen antiken Geschichtsschreiber, Cassius Dio, zufolge war die bloße Erwähnung dieser Episode das Einzige, was ihn selbst viele Jahre nach dem Ereignis noch aufbrachte.

​Doppelstandards

Als junger Mann wurde Cäsar als Botschafter an den Hof von König Nikomedes IV. von Bithynien in Kleinasien gesandt, mit dem er Berichten zufolge eine homosexuelle Beziehung hatte. Die Tatsache, dass Nikomedes viel älter war als er selbst, konnte nur bedeuten, dass Cäsar eine passive Rolle gespielt hatte. Die Römer verunglimpften und verspotteten passive Homosexuelle, und es ist wahrscheinlich, dass Cäsar deshalb für ein ausschweifendes heterosexuelles Liebesleben warb, weil er die „Schande“ tilgen wollte, sich durch eine homosexuelle Beziehung zu einem älteren fremden Mann in Ungnade gebracht zu haben. Stets leugnete er den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte, die jedoch seinen Gegnern noch lange nach seinem Tod als „Argument“ diente.

Cäsar pflegte ein zweigeteiltes sexuelles Image: Moralismus in der Öffentlichkeit und Liberalismus im Privaten. Als Pontifex Maximus, das höchste religiöse Amt in Rom, musste sein öffentliches Erscheinungsbild von ultimativer Heiligkeit sein. Diese Heiligkeit bestätigte er, indem er konservative Gesetze gegen protzige Kleidung und weiblichen Schmuck erließ; außerdem gerierte er sich als moralischer Traditionalist, indem er gegen Ehebruch und gegen Beziehungen zwischen Frauen der Oberschicht mit Freigelassenen vorging. Trotz alledem und entsprechend seiner Führung der Popularen (Volksfraktion) bot er aber auch ein sehr liberales Bild seiner Sexualität, im Gegensatz zum geschlossenen Moralismus der anderen Fraktion – der aristokratischen Optimaten, die das politische Leben in Rom am Ende der Republik beherrschten.

​Der Tod der großen Liebe

15 Jahre lang führte Julius Cäsar eine glückliche Ehe mit Cornelia, bis sie 69 v. Chr. bei der Geburt des zweiten Kindes starb, das ebenfalls nicht überlebte. Cäsar leitete die Beerdigungsfeiern seiner Frau und seiner Tante Julia, der Frau von Gaius Marius, und hielt eine Grabrede für Cornelia. Es war äußerst selten, dass öffentlich eheliche Liebe gezeigt wurde, und es gab keinen Präzedenzfall für eine Grabrede für eine so junge Frau. All das ließ vermuten, dass Cornelia, die er auch in Todesgefahr nicht verstieß, Julius Cäsars große Liebe war. Dennoch war er an einer baldigen Wiederverheiratung interessiert, um zu Reichtum und politischen Bündnissen zu gelangen. Er entschied sich für Pompeia, die Enkelin von Sulla, dem alten Rivalen von Cornelias Vater. Vermutlich wollte Cäsar in jenen schwierigen Jahren mit seinen populären Taten lediglich seine Haut retten, indem er sich bei der gegnerischen Fraktion eine Lebensversicherung verschaffte. Die Liebe und Zuneigung, die er Cornelia entgegengebracht hatte, fanden jedoch in seiner Ehe mit Pompeia beiderseits keinen Nachhall.

National Geographic History Nr. 10

Foto von National Geographic

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