Das Geheimnis der Dolmen von Menga ist gelöst
Wissenschaftler offenbaren, auf welche einfallsreiche Weise prähistorische Menschen das spanische Megalith-Bauwerk errichteten.
Das Megalith-Bauwerk ,Die Dolmen von Menga‘ steht seit mehr als 5.500 Jahren stabil an seinem Platz auf dem Hügel nahe des Valle de Guadalhorce in Málaga.
Neben dem englischen Stonehenge und den Steinreihen von Ménec in Frankreich sind die Dolmen von Menga eines der bekanntesten europäischen Megalith-Bauwerke. Errichtet wurde die Konstruktion vor etwa 5.600 Jahren im heutigen Südspanien – aus 32 Steinen, die insgesamt 1.140 Tonnen wiegen.
Wie die Menschen diese Steine damals in ihre Positionen bekamen – ganz ohne moderne Hilfsmittel wie Kräne – hat nun ein Forschungsteam aus Spanien herausgefunden.
Aufbau des Megalith-Bauwerks
In ihrer Studie, die im Fachmagazin Science Advances erschienen ist, beschreibt das spanische Forschungsteam zunächst den Aufbau der Dolmen von Menga genauer. Das Bauwerk ist eine Art Kammer, deren Wände aus mehreren senkrecht im Boden stehenden Steinen bestehen. Auf ihnen liegen fünf horizontale Decksteine auf, die ein Dach bilden. Die Steine, die die Wände bilden, sind in einem leicht schrägen Winkel ausgerichtet, sodass die Kammer oben enger ist als unten. Dabei waren die Erbauer erstaunlich präzise: Alle Steine neigen sich in einem Winkel von 84 bis 85 Grad gen Mitte. Außerdem wurden die Steine so bearbeitet, dass sie perfekt aneinander passen – eine laut den Studienautor*innen für jene Zeit beeindruckende Maßarbeit.
Das Bauwerk von innen: Die einzelnen Steine passen perfekt ineinander und bilden so eine solide Wand nach außen.
Um die Steine in den Boden zu bringen, nutzten die Menschen eine geniale Strategie. Laut der Studie gruben sie für alle stützenden Steine zunächst extrem tiefe Löcher, in die die Steine dann mithilfe eines Gegengewichtes eingelassen werden konnten. Mehr als ein Drittel eines jeden Steines befand sich nach dem Einlassen also im Erdboden.
Auf diese Weise beförderten die prähistorischen Menschen die riesigen und schweren Steine in den Boden. Mithilfe eines Gegengewichtes, das an der anderen Seite des hier rot dargestellten Seils befestigt war, wurden die Steine im gewölbten Winkel präzise in das gegrabene Loch befördert.
Nachdem alle Steine so in die Erde gebracht worden waren, legten die Menschen die Decksteine auf. Erst dann wurde ein großer Teil des Inneren der Kammer freigelegt: Gestein und Erde wurden abgetragen und die Wandsteine auf diesem Weg teilweise wieder ausgegraben. So ragten die Steine schließlich hoch aus dem Fundament heraus und im Inneren der Kammer war genug Raum, sodass Menschen sogar darin stehen konnten. In einem letzten Schritt häuften die Erbauer dann einen Erdhügel an, der das Bauwerk bis heute umschließt.
Woher die Menschen die Steine für das Bauwerk bekommen hatten, konnte das Team in einer früheren Studie bereits offenbaren: Die Menschen schafften die riesigen Megalithen aus einem etwa einen Kilometer entfernten Steinbruch heran. Dieser lag etwas höher als das Bauwerk – was den Transport der Steine bergab erleichterte.
Megalithen: Bauwerke für die Ewigkeit
Die Studienautor*innen vermuten, dass die Erbauer möglicherweise so genau auf die Stabilität und Langlebigkeit der Konstruktion achteten, damit das Bauwerk Erdbeben standhalten konnte. Gegenüber dem CNN äußert der britische Archäologe Mike Parker-Pearson, der nicht an der Studie beteiligt war, aber noch eine weitere Vermutung: Laut ihm seien Steinmonumente wie Menga und Stonehenge Symbole für das Streben nach Beständigkeit. „Die Verbindung von Stein und Ewigkeit ist meiner Meinung nach ein gemeinsames Merkmal aller prähistorischen megalithischen Dolmen (und anderer Gräber) in Westeuropa“, so der Forscher.
In jedem Fall, so die Studienautor*innen, sei das Bauwerk eine Meisterleistung der frühen Ingenieurskunst – wie die anderen damals in ganz Europa aufgetauchten Megalith-Bauwerke: „Im prähistorischen Europa steht der Bau großer Megalithen für eine Ära großer technologischer Innovation, die komplexe Formen der Technik und beispielloses kreatives Genie umfasst.“