Gruselig und geheimnisvoll: 5 mysteriöse Inseln in Europa

Von einer Geisterinsel in der Ostsee bis zum verlassenen Paradies mit blutiger Vergangenheit in der Adria: Die Geschichten dieser europäischen Inseln sind Stoff für Legenden.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 22. Jan. 2025, 08:53 MEZ
Die Insel inmitten von Nebelschwaden.

Um die schwedische Insel Blå Jungfrun ranken sich mystische Legenden.

Foto von olandsfokus / stock.adobe.com

Inseln sind ganz besondere Orte. Isoliert vom Rest der Landmasse können auf ihnen einzigartige Experimente durchgeführt werden oder sogar ganz eigene Ökosysteme entstehen. Nicht selten sind sie aufgrund ihrer geografischen Besonderheiten außerdem Schauplatz von Geistergeschichten und Legenden.

Diese fünf europäischen Inseln haben einen besonders mysteriösen Ruf – und dürfen teilweise von Menschen kaum betreten werden.

Inhalt

Poveglia Island, Italien: Lost Place und Geisterinsel

BELIEBT

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    Poveglias baufällige Gebäude am Ufer.

    Ein Teil der italienischen Insel Poveglia, auf der einst unzählige Menschen verbrannt und von einem sadistischen Arzt gefoltert worden sein sollen.

    Foto von Chris 73 / Wikimedia Commons

    Überwucherte Mauern und baufällige Gebäude: Der italienischen Insel Poveglia sieht man ihre unheimliche Vergangenheit geradezu an. Die Insel liegt etwa fünf Kilometer südlich von Venedig in der Adria, gemeinsam mit anderen Inseln, die teilweise dicht besiedelt sind. In Poveglia wohnt allerdings seit Jahrzehnten niemand mehr. Seit 2018 ist das Betreten der Insel sogar gesetzlich verboten. Der offizielle Grund: die unsichere Statik der alten Gebäude auf der Insel.

    Inoffiziell erzählen die Menschen allerdings ganz andere Geschichten. So soll der Boden der Insel zu 50 Prozent aus der Asche von Abertausenden Pestkranken bestehen, die dort im 18. Jahrhundert verbannt worden sein sollen. Außerdem sollen auf der Insel psychisch Kranke behandelt worden sein – von einem sadistischen Arzt, der die Insel bis heute heimsucht. Deshalb ist Poveglia auch als ,die Insel der Geister‘ bekannt.

    Ganz grundlos sind diese Gruselgeschichten nicht entstanden: Tatsächlich diente Poveglia im späten 18. Jahrhundert als Quarantänestation für Pestkranke. Schiffe, die in der Lagune von Venedig anlegen wollten, mussten zunächst auf Poveglia anhalten, wo die Besatzung untersucht wurde. Aufzeichnungen zufolge sind allerdings gerade einmal 30 Menschen offiziell auf der Insel beerdigt worden – nicht einmal annähernd so viele, dass die gesamte Insel mit ihrer Asche bedeckt sein könnte. 

    Auch ein Sanatorium mit einer psychiatrischen Station hat es zwischen 1922 und 1968 tatsächlich auf der Insel gegeben. Hinweise auf einen barbarischen Arzt konnte man in den Aufzeichnungen bisher allerdings nicht finden. Nachdem das Sanatorium geschlossen wurde, verfiel die Insel langsam – und bekam so nach und nach den Ruf der ,Geisterinsel‘.

    Zwei alte Betten im verlassenen Krankenhaus von Poveglia.

    Zwei alte Betten im verlassenen Krankenhaus von Poveglia.

    Foto von James/Wirestock / stock.adobe.com

    Blå Jungfrun, Schweden: Sagenumwobene Hexeninsel

    Einen mystischeren Ursprung haben die Legenden, die sich um die schwedische Insel Blå Jungfrun ranken. Die abgelegene Ostsee-Insel, die zur Provinz Småland in Südschweden gehört, soll schon im 15. Jahrhundert als Treffpunkt für Hexen gedient haben – und bis heute eine magische Aura besitzen. 

    Einst soll die Insel, deren höchster Punkt 80 Meter über der Meeresoberfläche liegt, eine ähnliche Bedeutung gehabt haben wie der Blocksberg. Laut der regionalen Sagen sollen Hexen sich hier besonders wohl gefühlt und ungestört ihrer Magie gefrönt haben. Zusätzlich gibt es auf der Märcheninsel unzählige Höhlen im Gestein. Der Legende zufolge sollen hier Feen und Trolle leben.

    Im Gegensatz zu Poveglia ist Blå Jungfrun trotz – oder gerade wegen – ihrer Geschichten ein beliebter Ausflugsort. Die Insel ist heute als Nationalpark ausgewiesen und bekannt für ihren üppigen Wald und die vielen verschiedenen Vogelarten, die auf ihr leben.

    Riems, Deutschland: Sperrzone für die Virenforschung

    Riems aus der Luft.

    Die deutsche Insel Riems beherbergt das Friedrich-Löffler-Insitut, das sich der Tierseuchenforschung verschrieben hat.

    Foto von Aufwind-Luftbilder / stock.adobe.com

    Auch in Deutschland gibt es Inseln, die eine besondere Geschichte haben. Eine von ihnen ist die kleine Insel Riems im Greifswalder Bodden, einem Ausläufer der Ostsee. Die Insel gilt seit 1910 teilweise als Sperrzone. Damals wurde auf Riems das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) vom preußischen Kultusministerium eröffnet, um Tierseuchen zu untersuchen. Das Institut ist eine der weltweit ältesten Forschungseinrichtungen seiner Art und bis heute eins der modernsten Zentren zur Erforschung der Tiergesundheit.

    Gegründet wurde es gemeinsam mit dem deutschen Mediziner Friedrich Löffler. Als einer der ersten Virologen weltweit führte er bereits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreiche Experimente zu Tierseuchen und zur Virenverbreitung durch. Dabei infizierte er allerdings versehentlich Tiere in der Region um Greifswald mit der Maul-und Klauenseuche (MKS). Zur Sicherheit von Tier und Umwelt wurde seine Arbeit auf die Insel Riems verlegt – und so von der Umgebung abgeschottet.

    Ein großer Teil der Insel ist bis heute für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Denn im Institut werden neben MKS mittlerweile auch die Afrikanische Schweinepest, Ebola oder Tollwut erforscht. Besonders abgeschirmt ist das Hochsicherheitslabor, in dem extrem ansteckende Tierseuchen untersucht werden. Hier gilt laut der Infoseite des FLI ein umfassendes Bio-Sicherheitskonzept, das den „Schutz der Umwelt vor den Infektionserregern, mit denen hier geforscht wird", als oberste Priorität sieht. Wer dort arbeitet, muss verschiedene Sicherheitsschleusen passieren, seine Kleidung mehrmals wechseln und nach Verlassen des Bereiches duschen.

    Ostseeinsel Wustrow, Deutschland: Betreten lange verboten

    Verfalle Häuser auf der Insel.

    Viele der Gebäude, die über die Jahrhunderte auf der deutschen Halbinsel Wustrow gebaut wurden, wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts zerstört. Jene, die noch stehen, sind verfallen.

    Foto von MRFilms / stock.adobe.com

    Eine weitere deutsche Insel, die lange Zeit nicht von Zivilist*innen betreten werden durfte, liegt in der Mecklenburger Bucht: Wustrow. Eine richtige Insel war Wustrow allerdings nur für kurze Zeit, als die Verbindung der ehemaligen Halbinsel zum Festland bei einer Flut im Jahr 1872 zerstört wurde. Da die Insel damals vor allem landwirtschaftlich genutzt wurde und Familien dort lebten, wurde das Fleckchen Land in der Ostsee schnell wieder mit einem Deich ans Festland angeschlossen – und so erneut zur Halbinsel. Bis heute verbindet der Deich Wustrow mit der Stadt Rerik, westlich von Kühlungsborn. 

    Die landwirtschaftliche Nutzung der Insel fand 1932 langsam ihr Ende. Wustrow wurde zunächst von der deutschen Wehrmacht gekauft und von den Soldaten und ihren Familien bewohnt. Auch nach Kriegsende wurde die Insel militärisch genutzt – dann allerdings von der Sowjetischen Armee. Die sowjetischen Soldaten vertrieben die ehemaligen Inselbewohner*innen und sprengten viele der 200 Inselgebäude. Bis 1993 waren sie es, die auf Wustrow mit ihren Familien lebten.

    Danach hieß es für 25 Jahre: Betreten verboten – aufgrund der Gefahr durch baufällige Häuser und die Munition, die noch immer im Boden Wustrows begraben liegt. Seit 2018 sind geführte Touren wieder möglich – in Form einer Planwagenfahrt über die Insel oder einer geführten Wanderung, bei der die verfallenen Gebäude und die Natur betrachtet werden können.

    Daksa, Kroatien: Lange Schatten einer Massenhinrichtung

    Leuchtturm am Ufer der Insel.

    Der Leuchtturm auf der kroatischen Insel Daksa steht dort bereits seit über 100 Jahren. 

    Foto von Lori Labrecque / stock.adobe.com

    Die kroatische Insel Daksa, die nördlich von Dubrovnik in der Adria liegt, stand erst vor einigen Jahren für rund zwei Millionen Euro zum Verkauf. Trotz der paradiesischen Lage fanden sich keine interessierten Käufer*innen für die kleine Insel mit etwa anderthalb Kilometern Küstenlänge. Das könnte auch an der Vergangenheit der Insel liegen, die von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. 

    2009 entdeckte ein Tourist auf der unbewohnten Insel menschliche Knochen nahe den Überresten eines alten Bauernhauses, das Jahrhunderte zuvor auf Daksa errichtet worden war. Ein hinzugezogenes Forschungsteam untersuchte die Fundstelle und fand nach und nach die Überreste von insgesamt 53 erwachsenen Männern. Die Untersuchung der insgesamt über 10.000 Knochen und Knochenfragmente zeigte, dass die Männer vermutlich allesamt im Keller des Bauernhauses hingerichtet und dann ohne Grabstein oder Särge im Boden der Insel verscharrt wurden.

    DNA-Analysen ergaben: Die Männer, darunter Kirchenamtsträger und Intellektuelle, waren allesamt im Oktober 1944 verschwunden. Hingerichtet wurden sie neuesten Erkenntnissen zufolge von den Anhängern des Widerstandskämpfers Josip Broz Tito, der 1944 gegen die Nationalsozialisten und die mit ihnen verbündete faschistische kroatische Bewegung Ustascha kämpfte. Er hatte versprochen, das Land von Faschisten befreien zu wollen. Ob die 53 Männer allerdings tatsächlich Anhänger Hitlers waren, zur Ustascha gehörten oder Titos Politik anderweitig im Weg standen, ist bis heute unklar. Gerichtsverhandlungen gegen die Männer gab es nie, getötet wurden sie im Geheimen auf der Insel.

    Heute steht auf Daksa ein Denkmal, das an den Tod der Männer erinnert – der lange Schatten der Massenhinrichtungen führt aber dennoch dazu, dass bis heute niemand auf der Insel leben will.

    Weitere europäische und internationale Inseln, deren dunkle Geschichte die Menschen bis heute fasziniert, stellt National Geographic in der neuen Serie Mysteriöse Inseln vor – immer donnerstags um 20:15. Informationen zum Empfang gibt es hier.

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