Saudi-Arabien: Aufruhr unter dem Schleier

Im zutiefst konservativen Saudi-Arabien drängen die Frauen auf Veränderungen. Traditionen und ihre Religion sind ihnen wichtig, doch sie wollen die islamische Gesellschaft endlich aktiver mitgestalten.

Von Cynthia Gorney
bilder von Lynsey Addario
Foto von Lynsey Addario

Zusammenfassung: Im zutiefst konservativen Saudi-Arabien drängen Frauen auf Veränderungen. Sie zeigen sich im Vergleich zu früher viel offener. Noch immer sind Traditionen und Religion sehr wichtig, doch sie wollen ihre Umwelt und die islamische Gesellschaft endlich aktiver mitgestalten. Die Autorin des Textes spricht mit einigen Frauen über das Leben in Saudi-Arabien. Zu dem populärsten Thema, dem Autofahrverbot, sagt die Regierungsvertreterin Hanan Al-Ahmadi: „Es ist viel zu sehr politisiert. Manchmal kommen Frauen zu mir und sagen: ‚Meinst du, wir müssen unbedingt Auto fahren? Das ist nicht unser wichtigstes Ziel.‘“

Headhunting! Nouf Hassan lauscht dem Wort hinterher, als wäre es Musik. Sie hat es im Englischunterricht nicht gelernt und mich gebeten, es mehrmals zu wiederholen, weil sie es so treffend findet. „Ja, Headhunting!“, spricht sie nach, während sie uns in ihrem Wohnzimmer arabischen Kaffee serviert. „Man hat mich abgeworben. Ich hatte ja schon viele Angebote bekommen. Aber dieses Mal sagte selbst mein Chef: ‚Wir wollen dich nicht verlieren, aber das ist ein gutes Angebot.‘“

Nouf ist 32, hat dickes braunes Haar, karamellfarbene Haut und fröhliche, mandelförmige Augen. Die Wohnung, in der sie mit ihrem Mann Sami und den beiden kleinen Söhnen wohnt, erstreckt sich über die ganze Etage eines dreistöckigen Hauses in einem belebten Viertel der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Als ich sie vor zwei Jahren kennenlernte, nahm Nouf an einer Jobkampagne für Frauen teil. Sie war Abteilungsleiterin in einer Fabrik für Verpackungen. Gemeinsam mit einem Dutzend Kolleginnen arbeitete sie in einem Gebäudetrakt, zu dem Männer keinen Zutritt hatten.

Bei dem Leuchtmittelhersteller, der sie abgeworben hat, ist Nouf jetzt für zehnmal so viele Angestellte zuständig. Und ihr Gehalt ist deutlich gestiegen. Auch in diesem Unternehmen arbeiten die Frauen, deren Chefin Nouf ist, in einem für Männer unzugänglichen Bereich. Aber die Chefetagen sind „gemischt“: Männer und Frauen, die nicht verwandt oder verheiratet sind, tauschen sich täglich intensiv aus, sie sitzen am selben Konferenztisch, studieren Seite an Seite dieselben Papiere.

In keinem Land der Welt gibt es eine so strikte Geschlechtertrennung wie in Saudi-Arabien. Dank der neuen Arbeitsmarktpolitik und anderer Zugeständnisse, die der mittlerweile verstorbene König Abdullah bin Abdulaziz gemacht hat, diskutiert das Land zwar heute offen darüber, was es heißt, sowohl ein moderner Mensch als auch ein echter Saudi zu sein. Doch die Geschlechtertrennung aufheben? Das ist ein besonders heikles Thema. Manche Frauen würden einen Job, bei dem sie mit Männern in einem Team arbeiten, nicht mal in Erwägung ziehen.

Andere könnten sich vielleicht damit anfreunden, aber sie werden von ihren Ehemännern oder den besorgten Verwandten überstimmt: In Saudi-Arabien tut eine anständige Frau so etwas nicht! Wieder andere Frauen gehen ganz ungezwungen mit männlichen Kollegen um. In den vergangenen zehn Jahren haben Zehntausende saudische Frauen mit staatlichen Stipendien im Ausland studiert. Viele von diesen Akademikerinnen drängen nach ihrer Rückkehr auf Veränderungen.

Nouf muss jeden Tag ein bisschen improvisieren, um ihre persönlichen Vorstellungen von Würde im Büro durchzusetzen: keinen physischen Kontakt mit Männern, bitte! „Die Frau, die mich anlernt, hat Verständnis dafür“, sagt Nouf. „Das ist meine Religion. Ich kann keinen Mann berühren, der nicht mein Vater, mein Bruder oder mein Onkel ist.“

Ihre Kollegen haben ihr einen Spitznamen gegeben: „Frau Nouf Ohne Händeschütteln“. Als Nouf mir das erzählt, muss sie so lachen, dass sie auf ihrem Sofa beinahe hintenüberfällt. Ihr herzerfrischendes Lachen ist einer der Gründe, warum wir uns angefreundet haben. Nouf ist schlagfertig und selbstbewusst. Über blasierte oder unhöfliche Leute macht sie sich lustig. Auf einem ihrer Handys hat sie als Klingelton die Melodie aus „Grey’s Anatomy“. Sie hat mehrere von ihrer Familie ausgewählte Heiratskandidaten abgewiesen, weil sie unbedingt ihre große Liebe Sami heiraten wollte. Als Jugendliche hat sie sich bestimmt zehnmal den Film „Titanic“ angesehen; Kinos sind in Saudi-Arabien zwar verboten, aber an DVDs kommt man problemlos, egal was konservative Scheichs dazu sagen. (Später fällt mir ein, dass es in „Titanic“ eine leidenschaftliche Sexszene mit der unverheirateten Heldin gibt. „Ja, das ist schon okay“, sagt Nouf dazu. „So ist eben eure Kultur.“)

Es ist hilfreich, sich diesen Satz ins Gedächtnis zu rufen, wenn man mit Nouf und ihrem Mann zum Shoppingcenter fährt. Dort will ich mich von ihr beim Kauf einer neuen Abaja beraten lassen – so heißt das knöchellange Übergewand, das saudische Frauen tragen müssen. Die Abajas in Noufs Schlafzimmerschrank sind allesamt schwarz. In Dschidda, der weniger konservativen Hafenstadt im Westen Saudi-Arabiens, sieht man zwar inzwischen auch Frauen in farbigen Gewändern, in Riad würde das aber noch immer böse Blicke hervorrufen und möglicherweise eine Rüge von der Religionspolizei nach sich ziehen.

Nouf hat als Outfit für die Einkaufstour eine Abaja ausgewählt, die sie in Dschidda gekauft hat. Ihre Bordüre ist grau-kariert, mit einem leuchtend roten Tupfer. Auf dem linken Ärmel ist sogar eine Handytasche angenäht. Nouf schüttelt die Abaja über Rock und Bluse, so wie man ein Regencape überzieht. Dann schlingt sie die schwarze Tarha, das lange arabische Kopftuch, um das Haar, unter das Kinn und noch einmal über den Kopf. „Wo ist meine Handtasche?“, fragt sie. Sami bringt sie ihr. Dann, kurz bevor sie über die Schwelle der Haustür tritt, verhüllt Nouf mit dem Rest der Tarha ihr Gesicht. Nun ist nur noch die Haut ihrer nackten Hände zu sehen. Wir steigen ins Auto und fahren zum Einkaufen.

Der endlose Kanon von Regeln, die nur in Saudi-Arabien gelten, ist inzwischen wohlbekannt: Das Königreich ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen. Das einzige Land, in dem jede erwachsene Staatsbürgerin unter der Aufsicht eines männlichen Vormunds lebt, von dem eine schriftliche Bestätigung vorliegen muss, bevor sie sich einen Pass ausstellen lassen, bestimmte Rechtsangelegenheiten regeln oder ins Ausland reisen darf.

NG-Video: Die Fotografin der Geschichte, Lynsey Addario, über ihre Arbeit in Saudi-Arabien

Saudi-Arabien war das letzte Land – außer dem Vatikan –, das Frauen das Wahlrecht einräumte. Alle, die nicht in fußläufiger Entfernung von den Wahllokalen wohnen, brauchen jedoch einen Mann, der sie chauffiert. Trotzdem beteiligten sich jüngst im Dezember 130.000 Frauen an den Kommunalwahlen, einige Frauen wurden sogar als Gemeinderäte gewählt.

In Saudi-Arabien haben Restaurants, in denen sowohl Männer als auch Frauen essen dürfen, getrennte Bereiche, einen für „Singles“, also Männer, und einen für „Familien“, also Frauen mit Kindern und Männern, mit denen sie eng verwandt sind. Männer und Frauen, die nicht verwandt oder verheiratet sind, können zwar so tun, als wären sie es, sie laufen aber Gefahr, von der Religionspolizei erwischt zu werden.

Die strikte Trennung von Frauen und Männern wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus, auch auf die Planung von Gebäuden. Als König Abdullah im Jahr 2011 ankündigte, dass er Frauen in den königlichen Ministerrat, die Schura, berufen würde, mischten sich unter das politische Wehklagen der Konservativen und den Jubel der Frauenrechtlerinnen auch ganz pragmatische Fragen: Wie könne man die Frauen überhaupt angemessen unterbringen? Sollten sie separate Räume bekommen, mit einer Videoschaltung zu den Kollegen?

In Saudi-Arabien dürfen Jungen und Mädchen nicht auf eine gemeinsame Schule gehen. Den Unterricht halten ausschließlich Lehrer desselben Geschlechts. An einigen Hochschulen werden Vorlesungen von Professoren des jeweils anderen Geschlechts nur per Video übertragen. Selbst die Kampagne zur „Feminisierung der Arbeit“, die Abdullah vor seinem Tod im vergangenen Jahr anordnete, kommt nicht ohne komplizierte Regeln zur Geschlechtertrennung aus.

Nach dem jahrzehntelangen, unausgesprochenen Verbot jeglicher Arbeit, bei der Frauen in Kontakt mit Männern kommen könnten, bietet die Regierung den Unternehmen nun zwar finanzielle Anreize, damit sie Frauen einstellen. Allerdings sitzen die Kassiererinnen im Supermarkt separat von ihren Kollegen. Durch Kaufhäuser ziehen sich Trennwände, um männliche von weiblichen Mitarbeitern fernzuhalten. Arbeitsplätze für beide Geschlechter müssen einen männerfreien Bereich haben, denn dort ist es für die Frauen „angenehmer“.

Dieses Argument habe ich von vielen Frauen gehört, immer und immer wieder. Ich habe jedes Mal nachgehakt: Bitte erklärt es mir! Warum ist das angenehmer?

Und dann fingen sie fast immer mit denselben Worten an: Na ja, im Frauenbereich kann ich die Abaja abnehmen, entspannen und ...

Aber warum kannst du die Abaja nicht vor Männern abnehmen?

Meistens haben sie mich dann einen Augenblick lang ruhig angeschaut, geseufzt und genickt, als wollten sie sagen: Also gut ...

Weil wir saudische Frauen sind, und in Saudi-Arabien tun wir das eben nicht, wäre sicher die einfachste Antwort, aber keine einzige formulierte es so. Dass eine Frau die weiblichen Formen vor nichtverwandten Männern verbergen muss, mag Ausländer verwirren und verstören, aber auch für die Saudis selbst ist diese Regel manchmal nicht so einfach zu erklären. Fast jede Frau, mit der ich darüber gesprochen habe, beruft sich auf die Tradition, auf gesellschaftliche Zwänge, religiöse Demut, Stammesloyalität und Ehrbarkeit: Für Verheiratete sind Treue und Rechtschaffenheit, für Ledige Sittsamkeit und Jungfräulichkeit unantastbar.

Und man sollte bloß nicht denken, dass nur Männer auf die Einhaltung dieser Normen achten! Mütter, Tanten, Schwestern, sogar Passantinnen rufen Frauen, die sie nicht kennen, zur Ordnung. „Warum willst du den Männern gefallen? Bedecke dich gefälligst!“, zischen sie, wie mir eine 25-Jährige aus Riad erzählt hat. „Sie meinen, weil sie sich von Kopf bis Fuß verschleiern, müssten es andere Frauen genauso machen.“

Ob ich eine Burka tragen musste, werde ich jedes Mal gefragt, wenn ich aus Saudi-Arabien zurückkomme. Deshalb ein paar Worte zur Kleiderordnung: Das Obergewand der saudischen Frauen ist die Abaja – nicht der Tschador (Iran) und nicht die Burka (Afghanistan). Sehr konservative Frauen tragen manchmal eine Überkopfversion, aber eigentlich reichen Abajas vom Hals an abwärts, ähnlich wie Richterroben. Ablegen dürfen Frauen ihre Abajas in Krankenhäusern und deren Umgebung, innerhalb geschlossener Wohngegenden für Ausländer und in Einrichtungen nur für Frauen. An allen anderen Orten ist es streng verboten. Männer tragen Jeans oder Anzüge oder weiße arabische Gewänder namens Thawb. Alle erwachsenen Frauen, auch Geschäftsführerinnen ausländischer Firmen und Reporterinnen auf der Durchreise, tragen Abajas.

Und warum Schwarz? Warum in einer der heißesten Gegenden der Erde ausgerechnet eine Farbe, die Wärme speichert? Darüber kann man nur spekulieren: Weil Schwarz die Blicke der Männer nicht anzieht oder weil in islamischen Schriften aus der Zeit des Propheten Frauen beschrieben werden, die in ihrer Kleidung wie Krähen aussehen. Ein Gesetz zur Farbe der Abaja gibt es nicht. Es gibt noch nicht einmal ein Gesetz, dass das Tragen der Abaja vorschreibt.

NG-Video: Die Fotografin der Geschichte, Lynsey Addario, über ihre Arbeit in Saudi-Arabien

Noch vor 40 Jahren, berichten ältere saudische Frauen, galten innerhalb des Königreichs je nach Region, Klasse, Familien- und Stammesnormen unterschiedliche Verschleierungs- und Verhaltensregeln. Damals war die Monarchie noch jung – 1932 gegründet, reich an Öl und ein Sammelsurium arabischer Kulturen, von den Wüstenstämmen mit ihren uralten Traditionen bis zu den kosmopolitischen Städten entlang den Küsten.

Auch wenn der Islam in einer besonders konservativen Form im ganzen Land die vorherrschende Glaubensrichtung war, wurde er doch unterschiedlich streng praktiziert.

In manchen saudischen Regionen, so erinnern sich ältere Frauen, war es auch kein Problem, wenn man mal eine legere kurze Abaja oder etwas Schlichtes ohne Übergewand trug. „Die meisten von uns sind damals ohne Schleier herumgelaufen“, erinnert sich eine frühere Kinderärztin in Riad, die jetzt über 70 ist. „Mit einem Mann, mit dem man nicht verheiratet ist, in einem Restaurant sitzen? Kein Problem, solange man sich korrekt verhält. Tja, und dann kam die Wende. Sie hat einiges verdreht, sage ich mal. Verdreht im Kopf und im Herzen.“

Die Wende kam in den Achtzigerjahren, als sich überall im Nahen Osten konservative islamistische Bewegungen bildeten. Die saudische Regierung sah ihre religiöse Legitimation bedroht und rekrutierte eine Religionspolizei, die landesweit hart durchgriff und allen Saudis die strengen Regeln der konservativsten Strömungen im Lande aufzwang. Die Lehrpläne wurden umgestellt, Musik als antiislamisch verboten. Paare, die in der Öffentlichkeit zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs waren, mussten der Polizei ihre Heiratsurkunde vorzeigen.

Im Zentrum dieses Wandels stand die Maßregelung der Frauen: wenn sie westlichen Einflüssen erlagen, wenn sie ohne männlichen Vormund unterwegs waren, wenn sie mit einer Stimme sprachen, die die Männer hätte ablenken oder verführen können, wenn sie Gott keine Ehre erwiesen, indem sie sich nicht ganz in Schwarz hüllten.

Mit dem arabischen Wort ’Aura bezeichnen Muslime die intimen Körperregionen, die man als achtbarer Mensch in der Öffentlichkeit immer bedeckt hält. Saudi-Arabien hat in den vergangenen Jahrzehnten seinen Gläubigen eingeschärft, dass nicht nur das Haar einer Frau ’Aura ist, wie fast überall in der muslimischen Welt, sondern auch ihre Waden, ihre Arme und eventuell auch ihr Gesicht dazuzählen.

Meine Versuche, das zu verstehen, amüsieren die Saudis. Auf sie wirkt es wohl, als würde jemand, der die westliche Kultur nicht kennt, in Europa eine Frau nach der anderen darüber ausfragen, wann man ein Dekolleté zeigen darf und wann nicht. Wir verhüllen unser Gesicht, wenn es sich richtig anfühlt, erklären sie mir. Wenn unsere Familien einem Imam folgen, der darauf besteht, dass das Gesicht ’Aura ist, auch wenn es andere Imame nicht so sehen. Wenn wir die Botschaft „Respektiere mich“ aussenden wollen und nicht „Sieh mich an“.

Aber auch Frauen untereinander diskutieren über den Niqab, wie das bei den Saudis verwendete schwarze Stück Stoff zum Bedecken des Gesichts heißt. Einmal erlebte ich eine hitzige Debatte unter drei Feministinnen in Riad. Eine von ihnen bestand darauf, dass jede moderne Frau, die ihr Gesicht verschleiert, dies nur unter dem Druck der Gesellschaft tut. („Es ist niemals eine freiwillige Entscheidung! Einen Niqab zu tragen ist entwürdigend!“ – „Wie kannst du so etwas sagen?“ – „Es ist nie freiwillig!“)

Die pragmatischste Erklärung für das Tragen des Schleiers, die ich gehört habe, kam allerdings von Nouf. Wir waren in ihrer Fabrik, und ich beobachtete, wie rasch sie ihre Verkleidung an- und ablegte, wenn sie den Werkbereich für Frauen verließ oder wieder betrat: Schleier vors Gesicht, Schleier weg vom Gesicht. Nouf sah mich an und sagte einfach nur: „Wir finden das nicht irgendwie eigenartig.“

In vielerlei Hinsicht ist die saudische Gesellschaft noch eine Stammesgesellschaft. Männer wie Frauen haben das Gefühl, die Menschen um sie herum beobachten sie, schätzen ab, wie gut in ihrer Familie wohl die Normen eingehalten werden, und bewerten die Person danach. Passt ein Mann nicht richtig auf seine Frau auf oder auf andere weibliche Verwandte, deren Ehre er verteidigen soll, dann fällt sein Umfeld ein vernichtendes Urteil. Dayyuth werden solche Männer genannt. Eine Schmähung, die mit „Schlappschwanz“ nur andeutungsweise umschrieben werden kann.

„Das Problem ist, was die Leute denken“, sagt Nouf auf der Fahrt zum Einkaufen. „Darum geht es doch eigentlich.“ Sami, der am Steuer sitzt, nickt: „Wenn wir irgendwo hingehen, einkaufen oder so, habe ich immer das Gefühl, die Leute sehen sie an.“ – „Starren“, sagt Nouf. „Sie sehen mich nicht an, sie starren.“ Die störendsten Blicke, vor allem für Sami, sind die von Männern. „Dann sage ich zu Nouf: ‚Bitte mach dir den Schleier vor das Gesicht.‘ Ich will nicht, dass jemand meine Frau anstarrt.“

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Aber was ist mit der Verkündung des Propheten Mohammed, dass auch Männer von Verführung ablassen und Respekt zeigen sollten? „Ja“, antwortet Nouf. „Manchmal sage ich zu Sami: ,Unsere Religion verlangt, dass Männer mich nicht anstarren dürfen. Warum hören sie nicht auf damit? Warum muss ich mich bedecken?‘“

Sami schweigt, ganz auf den Verkehr konzentriert. Er ist Finanzberater. Er trägt eine schwarze Hornbrille, einen kurzen Bart und hat ein angenehmes Auftreten. „Solche Männer leben den Islam nicht auf die richtige Weise“, sagt er schließlich. „Ihre Denkweise ist: ‚Die verhüllt ihr Gesicht nicht, weil sie gern möchte, dass die Leute sie ansehen.‘“

Wenn es einen Mann stört, wie ein anderer seine Frau ansieht, sage ich, ist es in manchen Ländern durchaus üblich, dass er damit droht, ihn zusammenzuschlagen. Sami nickt lächelnd: „Wenn ich mich mit einem anlege, dann heißt es gleich, ich prügle mich jeden Tag.“

Nouf kichert. „Viel zu anstrengend“, sagt sie hinter ihrem schwarzen Schleier. „Aber versuch’s doch mal selbst mit der Tarha.“ Ich versuche, sie so zu binden wie Nouf: zweimal herumschlingen und dann das Ende des Tuchs über das Gesicht ziehen. Der Stoff ist durchsichtig. Das Geschehen vor den Autofenstern erscheint jetzt dunkler und grauer, aber ich kann alles sehen. Auch das hell erleuchtete Shoppingcenter ein paar Straßen weiter. Sami parkt das Auto, und Nouf lotst mich rasch in die Abaja-Abteilung: sieben Geschäfte nebeneinander!

Ein saudisches Einkaufszentrum hat etwas von einer riesigen Bühne, auf der sich viele kleine Dramen abspielen. Junge Frauen machen einen Schaufensterbummel – das Handy ans Ohr gepresst, unter dem Niqab geschickt mit Eiswaffeln oder Softdrinks hantierend. Auf dem Parkplatz machen die pakistanischen und philippinischen Fahrer ein Nickerchen oder telefonieren mit ihren Familien im Ausland, während sie darauf warten, dass die Frauen, für die sie arbeiten, wieder herauskommen.

Woher wissen die Fahrer, welche der verschleierten Frauen in den schwarzen Abajas welche ist, habe ich einmal eine saudische Freundin gefragt. „Schuhe und Handtaschen“, lautete die knappe Antwort. Jetzt fange ich nach einer Weile im Shoppingcenter an, auf die vorübergehenden Schuhe und die baumelnden Handtaschen zu achten und sie mir an den Frauen vorzustellen, die ich kennengelernt habe: die Kinderärztin im Ruhestand, die Grafikdesignerin, die Supermarktkassiererin, die Unternehmerin, die Soziologieprofessorin und die Anwältin, die an drei Abenden in der Woche Basketball spielt.

Die Anwältin heißt Aljawharah Fallatah und ist 30 Jahre alt; Basketball spielt sie nur in reinen Frauenturnhallen. Warum nicht im Freien, wo junge Männer auf Körbe werfen? Eben weil dort die jungen Männer sind und weil es mit der Abaja zu umständlich ist. Als ich Fallatah damals kennenlernte, erklärte sie mir: Viel wichtiger sei doch, dass sie als Anwältin arbeiten kann, in einem Land, in dem es bis Anfang der Sechzigerjahre für Mädchen noch nicht einmal Schulen gab.

Erst seit zehn Jahren dürfen Frauen in Saudi-Arabien Jura studieren. Erst seit drei Jahren bekommen sie eine Zulassung als Anwältin. Mehr als die Hälfte der Studenten an saudischen Universitäten sind inzwischen Frauen. Am Auslandsstipendienprogramm, das König Abdullah 2005 eingeführt hat, dürfen auch Studentinnen teilnehmen. Im Jahr 2014 waren mehr als 35.000 saudische Frauen in Bachelor- und Masterstudiengängen an ausländischen Universitäten immatrikuliert, mehr als die Hälfte davon in den USA.

Fallatah nimmt inzwischen auch Gerichtstermine wahr. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Männer und Frauen in akademischen Berufen gleichberechtigt sind. Saudische Akademikerinnen klagen über Unterbeschäftigung. Sie sind frustriert von einer Gesellschaft, in der Frauen erst nach und nach Zugang zu höheren beruflichen Ebenen bekommen.

„Viele wollen schnelle Veränderungen, aber ich finde, wir sollten uns etwas mehr Zeit lassen – damit es die Leute auch akzeptieren“, mahnt Nailah Attar, Mitbegründerin der Initiative Baladi, was so viel wie „Mein Land“ bedeutet. „Was wir in zehn Jahren geschafft haben, ist mehr als die Frauen in den USA in hundert Jahren.“ Mit anderen Business-Frauen und Akademikerinnen hat Attar die Initiative vor fünf Jahren gegründet, um für das Frauenwahlrecht zu kämpfen und Frauen zu ermutigen, für politische Ämter zu kandidieren. Attar und ihre Mitstreiterinnen stoßen nicht nur auf männliche Feindseligkeit, sondern auch auf weibliche Gleichgültigkeit – selbst bei ehrgeizigen Frauen.

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Liegt es daran, dass es unabhängig vom Geschlecht für echte Mitbestimmung keine Perspektive gibt? Die saudischen Männer durften 2005 das erste Mal seit 50 Jahren wählen, doch zur Wahl standen nur die Sitze in den Kommunalräten, Posten ohne echte Befugnisse. Das Königreich Saudi-Arabien ist keine konstitutionelle Monarchie. Es gibt keinen Premierminister, kein Parlament. Die Herrschaft liegt nach wie vor in den Händen der Familie Al Saud, deren Namen das Land trägt.

Beschämt und zugleich resigniert sagte eine berufstätige Frau aus Riad mal zu mir: „In manchen Dingen sind wir im 21. Jahrhundert und in anderen im 19.“ Es sei ein bisschen wie im Mittelalter in Europa mit der Katholischen Kirche. Dogmatische Religionsführer und die königliche Dynastie teilen sich noch immer die Macht. Wer den Islam beleidigt oder die nationale Sicherheit gefährdet – zum Beispiel indem er die Regierung in sozialen Medien kritisiert –, wird mit Gefängnis, Peitschenhieben oder dem Tod durch öffentliche Enthauptung bestraft.

Hinter der Religionspolizei steht die „Behörde zur Förderung der Tugendhaftigkeit und zur Verhinderung von Lastern“. Und dort ist man überzeugt, dass die beiden offiziellen Ziele der Behörde nur durch die Trennung von Männern und Frauen erreicht werden könnten. Schließlich seien Männer von Natur aus lüstern und Frauen von Natur aus verführerisch.

Warum dürfen Frauen nicht in Hotelpools schwimmen? Männer könnten einen Blick auf die sich bewegenden weiblichen Formen erhaschen. Weshalb gibt es in den meisten Bekleidungsgeschäften keine Anprobekabinen? Frauen würden sich nicht ausziehen, wenn auf der anderen Seite der Tür ein männlicher Verkäufer steht.

Und das Autofahrverbot für Frauen? Im Gespräch mit saudischen Frauen und Mädchen bin ich auf sehr interessante Reaktionen gestoßen. Sie sagten, es sei keine Frage, dass saudische Frauen früher oder später Auto fahren dürften. In der Wüste oder in anderen abgelegenen Gegenden tun es viele schon. Und im Osten des Landes, an der Grenze zu Bahrain, räumen saudische Ehemänner oder Chauffeure häufig den Fahrersitz und überlassen der Dame das Steuer.

Die meisten wissen auch, dass die Behauptung, Frauen würden mehr Unfälle verursachen, absurd ist. Die Zahl der Verkehrstoten auf saudischen Straßen ist unfassbar hoch, obwohl nur Männer am Steuer sitzen.

Und dass Frauen fremdgehen und ihre Familien verlassen würden, wenn sie aus dem Haus könnten, wann sie wollten, seien Ansichten rückständiger Scheichs. Sorgen müsse man sich machen – und das sagen sowohl Frauen als auch Männer –, sobald die ersten Frauen mit Führerschein allein unterwegs wären, auf Straßen voller feindseliger und übergriffiger Männer. „Ich habe mit den Mitarbeiterinnen in meiner Firma darüber gesprochen“, erzählt Nouf. „Eine meinte, ihr Bruder hätte gesagt: ‚Wenn ich eine Frau Auto fahren sähe, würde ich sie zum An- halten zwingen und aus dem Auto zerren.‘ Und viele, vor allem ungebildete Männer, schreiben in den sozialen Netzwerken Dinge wie: ‚Wir werden dafür sorgen, dass du mit dem Autofahren aufhörst.‘“

An einem Februarmorgen im Jahr 2013 wurden die weiblichen Mitglieder des Schura-Rats vereidigt, einige mit schwarzen Niqabs oder Schleiern vor dem Gesicht, andere ohne. Die Sitze der Frauen im Großen Rat waren neben denen der Männer. „Wir Frauen saßen alle zusammen, das stimmt“, erinnert sich Soraya Obaid, ehemalige Untergeneralsekretärin des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. „Aber es gab keine Wände und keine Trennung. Und wir waren da.“

Obaid arbeitete 35 Jahre lang für die UN, und sie ist nicht das einzige weibliche Schura-Mitglied mit hervorragenden Referenzen und einem Auslandsstudium. „Von uns 30 haben 27 einen medizinischen Abschluss oder einen Doktor in Philosophie“, berichtet sie. „Zwei sind Prinzessinnen und engagieren sich schon seit langer Zeit in sozialen Dingen.“

In Saudi-Arabien trifft man stets auf Leute, die im Privaten ihrem Ärger über die königliche Familie Luft machen, weil diese mit eiserner Hand über den Ölreichtum herrscht und die Bestrebungen nach einer repräsentativen Regierung unterdrückt, wofür sie von internationalen Menschenrechtsorganisationen regelmäßig heftig kritisiert wird. Doch wenn Abdullahs Name fällt, hellen sich die Gesichter der meisten Frauen auf: „Ich weiß noch, wie er auf Arabisch sagte: La tahmeesh – keine Ausgrenzung mehr‘“, erinnert sich Hanan Al-Ahmadi, eine Regierungsvertreterin, die im Publikum saß, als der König ankündigte, Frauen in die Schura aufzunehmen. „Wir Frauen hatten Tränen in den Augen.“

Auch Al-Ahmadi wurde in die Schura berufen. An die ständigen Angriffe, die weiblichen Schura-Mitglieder seien Marionetten des Westens, Boten des Teufels und so weiter, haben sie und ihre Kolleginnen sich inzwischen gewöhnt. Doch sobald die Debatte um das Autofahren wieder aufflammt, wird der Ton noch etwas rauer.

Al-Ahmadi ist dafür, dass Frauen Auto fahren dürfen, aber wie Nouf und viele andere Saudis, mit denen ich gesprochen habe, sagt sie, das permanente Interesse des Westens für das Thema habe bei vielen Menschen im Land eher Trotz hervorgerufen. „Es ist viel zu sehr politisiert. Manchmal kommen Frauen zu mir und sagen: ‚Meinst du, wir müssen unbedingt Auto fahren? Das ist nicht unser wichtigstes Ziel.‘“

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Man frage die Frauen in irgendeinem Land der Welt nach ihrem wichtigsten Ziel – die Antworten werden vielschichtig sein. Nicht anders ist es in Saudi-Arabien, wo ich von Frauen gehört und gelesen habe, die über die hohe Scheidungsrate klagen, aber auch über das Scheidungssystem selbst (außer bei sehr kleinen Kindern erhalten die Väter immer das Sorgerecht für den Nachwuchs), über die Doppelmoral bei der Staatsbürgerschaft (für ausländische Frauen, die saudische Männer heiraten, ist sie recht einfach zu bekommen, aber für ausländische Männer, die saudische Frauen heiraten, ist sie fast unerreichbar) und über die Behandlung mancher berufstätiger Frauen (lange Arbeitszeiten, geringe Bezahlung).

Auch dass jede Frau einen männlichen Vormund haben muss, wird schwer beklagt. Offiziell darf eine Frau zwar auch ohne die Zustimmung ihres Vormunds arbeiten gehen, sich medizinisch behandeln lassen oder an einer Universität einschreiben. Aber in Saudi-Arabien steht das Recht oft zurück hinter der Tradition, hinter verschiedenen religiösen Vorstellungen oder der Angst vor der Familie. Und es gibt Männer, die ihre Vormundschaft ausnutzen, um Frauen zu bestrafen, zu kontrollieren, zu manipulieren.

Jede dieser Herausforderungen muss für sich in Angriff genommen werden und erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl in einem Land, in dem Religion, Familienehre und Staatsmacht eng miteinander verflochten sind. Wenn man also als Außenstehender die saudischen Frauen auffordere, die Schleier abzunehmen, die Trennwände niederzureißen und auf eigenen Autoschlüsseln zu bestehen, dann müsse man auch verstehen, so Al-Ahmadi, dass solche grundlegenden Umbrüche mit einer starken Gegenreaktion einhergehen würden. „Viele saudische Familien erlauben es ihren Töchtern zum Beispiel nicht, als Verkäuferinnen zu arbeiten, weil die Trennwände nicht hoch genug sind“, erzählt die Regierungsvertreterin. „Wenn man saudische Mädchen ermutigen will zu arbeiten, dann muss man also erst den Arbeitsplätzen dieses Stigma nehmen.“

Fünf Jahre, meint Nouf, werde es noch dauern, bis saudische Frauen Auto fahren dürften. Nicht dass ihr das persönlich besonders wichtig wäre. Sie hat nicht das dringende Bedürfnis, es zu lernen. Aber für berufstätige Frauen, die modern leben und zugleich ihrem Glauben und ihrer Nationalität verpflichtet bleiben wollen, ist das Verbot einfach nur eine Dummheit. Selbst saudische Gelehrte haben zugegeben, dass im Koran oder in anderen heiligen Schriften nichts steht, aus dem sich ein Fahrverbot für Frauen ableiten ließe. Nouf und Sami teilen sich mit anderen Verwandten einen Chauffeur für etwa tausend Dollar monatlich – mehr als die meisten Familien sich leisten können.

Aber wie so einige Frauen, mit denen ich gesprochen habe, ist auch Nouf froh, dass Abdullah die Ausgabe von Führerscheinen an Frauen nicht per Dekret angeordnet hat – und auch sein Nachfolger, sein Bruder König Salman bin Abdulaziz, scheine das nicht vorzuhaben. „Schritt für Schritt“, sagt Nouf. Sie favorisiert die stufenweisen Lösungen, die im Gespräch sind, zum Beispiel am Anfang nur Führerscheine für ältere verheiratete Frauen auszustellen, weil deren ehrwürdige Erscheinung am Lenkrad Hitzköpfe vielleicht davon abhält, sie zu belästigen. „Es kommt, da bin ich mir sicher“, sagt sie. „Aber wenn alle Frauen ab morgen fahren dürften, gäbe das ein riesiges Chaos.“

Ich habe schließlich eine Abaja gekauft, die Nouf für mich ausgesucht hat. Sie kostete umgerechnet 40 Dollar und war elegant, mit schwarzen Druckknöpfen an der Vorderseite. Aber Sami hat vorgeschlagen, dass wir zum Bowling gehen, und so habe ich nicht gleich das neue Gewand angezogen, weil ich keine Schuhabdrücke auf dem Saum hinterlassen wollte.

Nouf zieht sich im Auto den Schleier wieder vor das Gesicht. Sie sieht Sami beim Fahren zu. Anscheinend hat sie das Bedürfnis, der Ausländerin auf dem Rücksitz einmal mehr zu versichern, dass es nicht ihr größtes Lebensglück wäre, ihren Fuß auf dem Gaspedal zu spüren. „Das ist so nervig“, sagt sie. „Warum sollte ich mich auf den Verkehr konzentrieren müssen? So sitze ich hier und chatte auf dem Handy. Und ich muss keinen Parkplatz suchen.“

Das Bowlingcenter hat zwölf Bahnen. Auf jeder Bahn bowlen Männer in Thawbs, Frauen in Abajas und Kinder gemeinsam. An der Seite laufen ein Mann und eine Frau mit Niqab um einen Billardtisch herum und fachsimpeln über den nächsten Stoß.

„Du musst natürlich gewinnen“, sagt Nouf zu mir. „Sonst bin ich eine schlechte Gastgeberin.“ Ich gewinne nicht. Nouf ist eine Gastgeberin, wie sie im Buche steht, aber ich lande am Ende weit abgeschlagen. Nouf hat einen wesentlichen Vorteil: Sie weiß genau, wie man unter den Falten der Abaja den Dingen die richtige Richtung gibt – und der Bowlingkugel den entscheidenden Drall.

Aus dem Englischen von Dr. Ina Pfitzner

NG-Video: Die Fotografin der Geschichte, Lynsey Addario, über ihre Arbeit in Saudi-Arabien

(NG, Heft 2 / 2016, Seite(n) 90 bis 113)

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