Galerie: Burrnesha: Frauen, die als Männer leben
Ein Schwur, fortan ein Leben als Mann zu führen – für Frauen im Balkan war es jahrhundertelang der einzige Weg, einer ungewollten Heirat zu entgehen oder als Familienoberhaupt gelten zu dürfen. Über eine aussterbende Tradition.

„Das Leben einer geschworenen Jungfrau ist wie das eines Mannes“, sagt Bedrie. Sie spielt Karten in Männerrunden, raucht und trinkt mit Männern. Auf den ersten Blick erkennt man ihr altes Ich als Frau in ihren Gesichtszügen kaum.
„Frauen sollten das Recht haben, sich zu äußern. Sie sollten die Freiheit haben, zu tun, was sie wollen – ohne dabei vor jemandem Angst zu haben“, sagt Gjystina Grishaj. Für sie glich die Entscheidung, mit 23 Jahren eine Burrnesha zu werden, einer Überlebensstrategie – obwohl ihre Mutter anfangs dagegen war. „Sie sagte: ‘Es wird eine Zeit kommen, in der du dich allein fühlen wirst.’ Aber nach allem, was ich gesehen habe, bin ich froh, nie geheiratet zu haben.“
“Um ehrlich zu sein, war der Unfall ein Faktor. Erstens dachte ich, ich könnte nicht für mich selbst sorgen, zweitens würde ich heiraten und Kinder bekommen. Wer würde sie waschen, wer würde sie füttern? Ich habe mich entschieden. Am nächsten Tag sagte ich zu mir: „Jetzt ändern wir deinen Namen.“
„Wir sind Frauen – wir haben die Stärke eines Mannes", sagt Gjystina. Stark musste sie sein: Mit ihrem Bruder, ihrem Vater und ihrer Mutter starb ein großer Teil ihrer Familie viel zu früh. „Aber so ist das Leben“, sagt Gjystina, die trotz allem weiterhin an ihrem Schwur festhält. „Ich habe mich meiner Familie gewidmet. Ich habe geholfen, sie großzuziehen. Solange sie mich lieben und respektieren, bin ich nicht allein.“
„Seit ich ein Kind war, hatte ich das Bedürfnis, Zeit mit Jungen zu verbringen und mit Jungen zu spielen“, sagt Bedrie. Sie wollte, dass ihre Stimme gehört wird – sowohl innerhalb ihrer Familie, als auch in der Gesellschaft. Der Schritt, eine Burrnesha zu werden, habe ihr mehr Stärke verliehen.
„Ich werde einfach so leben, wie Gott mich verlassen hat.“ Für Drande war es keine einfache Entscheidung, eingeschworene Jungfrau zu werden. Sie entschloss sich aus Traurigkeit und Einsamkeit dazu, nachdem sie als Kind beide Hände durch eine Granate verlor. „Ich traf meine Entscheidung an dem Tag, an dem ich mich verletzte. An dem Tag, an dem ich verletzt wurde, endete alles.“
