Erkundungstour durch ein verlassenes Fischerdorf

Einst war Houtouwan ein wohlhabendes Fischerdorf in China. Nun zieht es abenteuerlustige Entdecker in den verwilderten Ort.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 7. Mai 2018, 16:15 MESZ
Natur erobert verlassenes Fischerdorf zurück
Etwa 65 Kilometer südöstlich von Shanghai erhebt sich die Insel Shengshan über der Bucht von Hangzhou. Statt des Ballungsraumes der nahen Metropole findet man dort ein ganz anderes Wachstum …

Etwa 65 Kilometer südöstlich von Shanghai erhebt sich die kleine Insel Shengshan über dem Ostchinesischen Meer. Das ehemalige Fischerdorf Houtouwan verschwindet beinahe unter der sattgrünen Vegetation und lässt das einstige Treiben auf den Straßen nur noch erahnen.

Noch in den 90ern lebten hier fast 2.000 Fischer und ihre Familien. Eine Zeit lang waren die Dorfbewohner mit Wohlstand gesegnet, doch im Laufe der Jahre konnten die Fischer mit der wachsenden Konkurrenz im nahegelegenen Shanghai nicht mehr mithalten. Schlussendlich wanderte die Bevölkerung auf das chinesische Festland ab, um dort ihr Glück zu versuchen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte verfielen die Häuser und wurden von den heimischen Pflanzen erobert. 

Dutzende moderner Betonbauten, die langsam unter Weinranken und anderer Vegetation begraben werden, sprenkeln die Hügellandschaft bis direkt hinunter zum Meer. Einige Wände und Dächer sind eingestürzt, während die Fassaden anderer von Gräsern und Grünzeug überwuchert werden. Nur die gewundenen Feldwege zwischen den verlassenen Häusern und die Überreste des Hafens zeugen noch von dem einst geschäftigen Treiben des Dorfes. Ein Blick in die ehemaligen Residenzen offenbart verwitternde Haushaltsgegenstände und verrottende Möbelstücke. 

Heutzutage leben nicht mal mehr ein Dutzend Menschen in Houtouwan. Die verbleibenden Einwohner verdienen ihr Geld nicht mehr mit der Fischerei, sondern haben eine neue Geschäftsmöglichkeit aufgetan: Sie führen die paar Touristen, die für einen Tagesausflug auf die Insel kommen, durch das verlassene Dorf und verkaufen ihnen Wasser – den einzigen Verkaufsgegenstand im ganzen Dorf.

Letztes Jahr besuchte der in Shanghai wohnhafte Videofilmer Joe Nafis die Insel, um sie zusammen mit einem Fotografen zu erkunden und den Zustand des Dorfes festzuhalten. Im Normalfall benötigt man für die Reise fünf bis sechs Stunden – die beiden brauchten allerdings 36 Stunden, um das Dorf vom Festland aus zu erreichen, da sie die richtigen Fähren und Verbindungen nicht finden konnten. Als Nafis den verfallenen Ort jedoch endlich erreicht hatte, erkundete er ihn sowohl am Boden als auch von oben – mithilfe seiner Drohne. 

„Es war eine gute Idee, zuerst die Drohne zu benutzen, um das Dorf zu erkunden, weil die Wege nicht so gut instandgehalten und teils überwuchert waren“, erzählte Nafi dem Blog Colossal. „Einige der Gebäude waren völlig ruiniert, während andere aussahen, als würden sie gerade umgestaltet werden. Das war alles ziemlich seltsam.“

Von Shanghai aus kann man am Busbahnhof Nanpu mit Bus und Fähre auf die Insel Shengshan fahren oder alternativ auf die Insel Gouqi, die über eine Brücke mit Shengshan verbunden ist. Allein für diese Strecke braucht man schon vier Stunden. Im Anschluss kann man mit einem Taxi nach Houtouwan fahren und dort durch das Dorf und das umliegende Gebiet wandern. Wenn man einen großen Tempel sieht, ist es nicht mehr weit.

Auf den Inseln kann man frische Meeresfrüchte kaufen. Da Houtouwan fast vollständig verlassen ist, gibt es dort keine Übernachtungsmöglichkeit. Allerdings gibt es Unterkünfte in anderen Orten in der Nähe.

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