Polarsommer: Helle Nächte, ruhelose Menschen

Wie wirken sich die langen Sommer im nördlichen Polarkreis auf Einheimische und Touristen aus?

Von Andrea Henke
Veröffentlicht am 3. Juli 2018, 12:51 MESZ
Mitternachtssonne in Finnland
Mitternachtssonne in Finnland
Foto von Hannu Viitanen, Colour Box

Viele Reisende zieht es in diesen Wochen in Europas hohen Norden. In Skandinavien erleben sie während der Sommermonate von Juli bis September fast endlose Tage: Oft geht die Sonne erst gegen Mitternacht unter, schon ein bis zwei Stunden später wird es wieder hell.

Was bei den einen Menschen Glücksgefühle auslöst, empfinden andere als Belastung: Schlaflosigkeit ist während dieser Tage verbreitet, die innere Uhr vermeldet ständig andere Zeiten, als die äußere Umgebung signalisiert. Viele Menschen verhängen ihre Schlafzimmer, um einen Schlafrhythmus zu erreichen, der mit normalen, modernen Arbeitszeiten vereinbar ist. Andere Bewohner der Polarregion stellen euphorische Zustände und ein erhöhtes Verlangen nach körperlicher Aktivität fest.

Beim Menschen und vielen Tieren wird der 24-Stunden-Tagesrhythmus durch gezielte Produktion des Hormons Melatonin gesteuert. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass am späten Nachmittag die Melatoninproduktion einsetzt, und so einen erholsamen Nachtschlaf gewährleistet.

Wie entstehen die langen Sommer?

Würde die Erdachse senkrecht zur Erdumlaufbahnebene stehen, wanderte die Sonne ganzjährig an beiden Polen immer genau am Horizont entlang– und würde deshalb nie im eigentlichen Sinne auf- oder untergehen. Die Gebiete befänden sich ständig an der Grenze von Tag zu Nacht. Wegen der Abweichung der Erdachse vom rechten Winkel um etwa 24 Grad gibt es an den Polen aber die beiden Extreme: Wenn der Pol der Sonne zugewendet ist, gibt es Mitternachtssonne, am Nordpol also im Sommer. Je weiter man vom Nordpol aus südlich geht, umso kürzer werden die Tage, desto länger die Nächte. In den südlichen Polarkreisen ist dieses Phänomen in den europäischen Wintermonaten zu beobachten.

Wie wirkt sich das Phänomen auf den Tourismus aus?

Für Touristen bieten gerade in Finnland die erleuchteten Nächte des nördlichen Sommers etliche sehr spezielle Attraktionen:

Ein traditionelles Mittsommerfest auf der Insel Seurasaari in Helsinki, ein Rockfestival mitten in der finnischen Seenplatte oder das Midnight Sun Film Festival in Lappland – alle haben die Magie des 24-Stunden-Sonnenlichts gemeinsam.

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    Viele Reiseveranstalter bieten in dieser Zeit nächtliche Kajak- oder Segeltouren über nachtstille Fjorde an, die Einheimischen hoffen auf Angelausflügen, die nachts besonders hungrigen Fische jagen zu können – das Verarbeiten des frischen Fangs bereitet in der taghellen Nachtstunden jedenfalls keine Probleme.

    Für Golf-Fans gibt es ganz besondere Abschlagzeiten: Am Polarkreis kann man nach Mitternacht auf dem Björkliden Arctic Golf Course auf einer 18-Loch Bahn eine Runde spielen und da es nicht dunkel wird, kann das Spiel beliebig lang fortgesetzt werden.

    Ganz besonders sind in diesen Tagen der goldene Schimmer und die tiefen Farben – eine gute Gelegenheit für ausdrucksvolle Landschaftsfotos.

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