Den Kelten auf der Spur

Fürstengräber, Salzstollen und Schätze aus Gold: In diesen Museen in Deutschland und Österreich lässt sich die Zeit vor mehr als 2000 Jahren erleben.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 9. Okt. 2018, 12:18 MESZ
Keltenpark Otzenhausen
Der Keltenpark Otzenhausen macht den Alltag vor mehr als 2000 Jahren in einem nachgebauten Dorf mit zehn Wohn-, Handwerks- und Speichergebäuden erlebbar.
Foto von Gemeinde Nonnweiler, Timo Volz

Welterbemuseum Hallstatt
Die Kunst der frühen keltischen Zeit vom 8. bis 5. Jahrhundert v. Chr. hat ihren Namen von einer heute österreichischen Gemeinde: Hallstatt. 1846 wurde dort ein Gräberfeld entdeckt. Mehr als 4000 Menschen sind hier bestattet – samt Schmuck, Waffen und Geschirr. Die Funde sind im Welterbemuseum Hallstatt zu sehen. Die keltische Kunst war damals geprägt von einer stark geometrische Ornamentik sowie figürlichen Darstellungen von Tieren und Menschen. In Hallstatt bauten die Menschen außerdem seit prähistorischen Zeiten Salz ab. Auch die Kelten hatten hier ihre Bergwerke. Darum geht es ebenfalls in der Ausstellung. Daneben zeigt das Museum 7000 Jahre Geschichte von der Jungsteinzeit über die Römer bis zu den Erforschern der Hallstattkultur im 19. Jahrhundert.

Keltenmuseum Hochdorf/Enz
In einer unterirdischen Grabkammer ist der Keltenfürst von Hochdorf um 550 v. Chr. bestattet worden. Wie es dort aussah, können die Besucher des Keltenmuseums Hochdorf/Enz in Baden-Württemberg erleben. Die Grabkammer ist – ebenfalls unterirdisch – mit allen Details rekonstruiert: eine Totenliege aus Bronze, ein Prunkwagen mit Geschirr darauf, dazu Schmuck und Waffen, an der Wand hängen Trinkhörner. Auch das Originalskelett befindet sich im Museum. In der Ausstellung geht es ansonsten um die Arbeit der Archäologen und das Leben in der frühkeltischen Zeit. Dazu ist im Außenbereich ein keltisches Gehöft nachgebaut, in dem ein Einblick in alte Handwerkstechniken gegeben wird. Rund 500 Meter vom Museum entfernt, liegt der sechs Meter hohe Grabhügel. Ein insgesamt 30 Kilometer langer Rad- und Wanderweg verbindet Hochdorf mit anderen Keltenstätten in der Umgebung.

Dieser rekonstruierte Grabhügel mit Wallgräben ist Teil der Keltenwelt am Glauberg.
Foto von Keltenwelt Glauberg

Keltenwelt am Glauberg
Zwei Fürstengräber von keltischen Kriegern aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden auf dem hessischen Glauberg entdeckt, beide reich ausgestattet. Einmalig unter den Grabbeigaben: die lebensgroße Sandsteinfigur eines Keltenfürsten mit einer Mistelkrone aus dem Kopf, die ein wenig an die Ohren von Mickey Maus erinnert. Die Statue und weitere Funde wie Goldschmuck und eine bronzene Schnabelkanne sind heute in der Keltenwelt am Glauberg ausgestellt. Neben den Objekten lassen multimediale Installationen und eine fiktive Begleitgeschichte im Comicstil die damalige Zeit lebendig werden. Durch das Panoramafenster des Museums ist ein rekonstruierter Grabhügel mit seinen Wallgräben zu sehen. Wer möchte kann dort die Besichtigung auf einem archäologischen-naturkundlichen Lehrpfad fortsetzen.

Kelten-Römer-Museum Manching
Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. befand sich im heute oberbayerischen Manching eine bedeutende keltische Stadt, ein so genanntes Oppidum. Ein sieben Kilometer langer Ringwall begrenzte die Siedlung. Heute steht an dessen Rand das Kelten-Römer-Museum und zeigt die bedeutendsten Funde von dort: einen Goldschatz mit 450 Münzen sowie das „Kultbäumchen“, einen vergoldeten Zweig mit bronzenen Blättern. Werkzeuge und der Nachbau eines Töpferofens neben den Keramikgefäßen machen den Alltag der Menschen greifbar. Im Außenbereich sind eine Nachbildung des Walls sowie ein Schöpfbrunnen zu sehen. Neben den Keltenfunden hat das Museum – wie der Name schon andeutet – einen Bereich mit Objekten aus der Zeit der Römer, die in Manching ein Kastell errichteten. Unter anderem sind dort zwei Militärschiffe ausgestellt. Am Museum startet zudem ein archäologischer Lehrpfad mit 20 Infotafeln an elf Standorten.

BELIEBT

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    So eine Mauer aus weißen Lehmziegel hat es schon zur Zeit der Kelten auf der Heuneburg gegeben. Wie das ausgehen hat, können sich Besucher heute im Freilichtmuseum anschauen.
    Foto von LandESAmt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, F. Pilz

    Freilichtmuseum Heuneburg
    Eine 750 Meter lange Mauer aus weißen Lehmziegeln mit einem Wehrgang darauf prägte die Keltensiedlung Heuneburg im 6. Jahrhundert v. Chr. – eine solche Bauweise war bis dahin nur südlich der Alpen bekannt. Ein rekonstruiertes Stück der Mauer mit einigen Gebäuden umfasst das Freiluftmuseum Heuneburg. Teils ebenfalls aus Lehmziegeln, teils auch aus Holz stehen hier ein Herrenhaus, ein Wohnhaus, ein Speicher und eine Werkstatt. Zwei Kilometer weiter im schwäbischen Dorf Hundersingen findet sich das Keltenmuseum, wo Originalfunde aus der Siedlungen und umliegenden Gräbern der Gegend zu sehen sind. Neben der Geschichte der Heuneburg legt die Ausstellung einen Fokus auf alte Handwerkstechniken wie Zimmern und Töpfern. Das Museum und die Freiluftanlage sind durch einen Wanderweg verbunden, der außerdem an mehreren Grabhügeln vorbeiführt.

    Keltendorf Salina und Keltenmuseum Hallein
    Ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum zur Zeit der Kelten war der Dürrnberg, heute gleich hinter der deutsch-österreichischen Grenze gelegen. Hier wurde Salz abgebaut. Mit Pickeln schlugen Bergleute die Brocken aus den Stollen, Kinder und Frauen trugen sie ins Freie. Einen Einblick in den Alltag damals will das Keltendorf Salina mit Nachbauten von Wohnhäusern und Werkstätten geben. Die Besucher können dort Kopien von originalen Funden am Dürrnberg anfassen und ausprobieren, Illustrationen an den Wänden machen das Leben anschaulich. Im Eingangsgebäude informieren Schaukästen und Filmen über die archäologischen Ausgrabungen. Das Dorf gehört zum Keltenmuseum Hallein. Die Kunst und Kultur des Volks wird hier durch begehbaren Stollen, Einblicke in Grabkammern und filigranen Goldschmuck erlebbar. Unter anderem ist eine 2.500 Jahre alte Schnabelkanne zu sehen, die mit fabelwesenartigen Raubtieren und Dämonen geschmückt ist. In weiteren Abteilungen des Museums geht es um die Urgeschichte Salzburgs und die Stadtgeschichte Halleins.

    Früher diente der zehn Meter hoher Steinwall als Festungsanlage, heute gehört er zum Keltenpark Otzenhausen.
    Foto von Gemeinde Nonnweiler, Wolfgang Staudt

    Keltenpark Otzenhausen
    Ein zehn Meter hoher Steinwall aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. zeugt noch heute im Hunsrücks von der Besiedlung der Kelten. Am Fuße des Wallrings liegt der Keltenpark Otzenhausen. Wie das Leben innerhalb der gewaltigen Festungsanlage damals ausgesehen haben könnte, rekonstruiert ein Dorf aus zehn Wohn-, Handwerks- und Speichergebäuden. Auf zwei Rundwegen lässt sich zudem mehr über die Zeit der Kelten erfahren. Der archäologische Infoweg entlang des Steinwalls hat zehn Stationen und beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Bau der Mauer und der Verteidigung der Siedlung. Auf dem keltischen Skulpturenweg „Cerda & Celtoi“ haben sich 18 zeitgenössische Künstler mit der damaligen Formsprache auseinandergesetzt und Plastiken aus Sandstein, Holz und Eisen geschaffen.

    Mit der keltischen Kultur befasst sich in mehreren Bereichen auch die Ausstellung „Bewegte Zeiten: Archäologie in Deutschland“, die bis 6. Januar 2019 im Marten-Gropius-Bau in Berlin zu sehen ist. National Geographic ist Medienpartner.

    Eine Titelgeschichte über die Kelten steht in Heft 10/2018 des National Geographic Magazins. Jetzt ein Abo abschließen!

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