Neun Gründe für einen Blick über Budapest hinaus

Von Kultur über Gastronomie und Natur bis hin zu Wassersportarten: Ungarn hat Reisenden so viel mehr zu bieten als die hellen Lichter von Budapest.

Auf dem Donaubogen schippern: Vom Fluss aus gesehen hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt Esztergom.

Foto von Dave Yoder
Von ADRIAN PHILLIPS
Veröffentlicht am 16. Dez. 2021, 21:02 MEZ

Es stimmt: Budapest ist eine der schönsten Städte der Welt. Trotzdem hat Ungarn deutlich mehr zu bieten als seine Hauptstadt. Es ist ein Land mit vielseitiger Landschaft, von den Hügeln des Nordens bis zu den flachen Ebenen des Ostens. Ein Land der bunten Traditionen und Legenden voller Kühnheit, einer reichen Tierwelt und wirklich erstklassigem Wein. Ungarn hat keine Küste, dafür eine Fülle von Seen sowie unzählige natürliche Thermalquellen, die seine vielen Kurorte speisen. Es gibt einsame Abteien und Festungsruinen, kultivierte Universitätsstädte und ländliche Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Kurz um: Wer sich die Zeit nimmt, die Regionen jenseits der Hauptstadt zu erkunden, wird belohnt.

1. Traditionelle Lebensweise

Budapest ist so kosmopolitisch wie es nur geht, aber wenn man in die Umgebung blickt, findet man immer noch das Ungarn aus vergangenen Zeiten. Nordöstlich der Hauptstadt, im nördlichen Oberland, sprechen die 400 Einwohner des charmanten Dorfes Hollókő Dialekt. Sie leben in strohgedeckten Häusern und tragen oft handgefertigte Trachten. An diesem Ort trotzen die Menschen dem Einfluss der Moderne. Der gleiche Geist weht auch in der Grenzregion Őrség. Mittelalterliche Könige schickten ihre tapfersten Kämpfer, um hier auf den Hügeln zu leben und das Land vor Invasionen zu schützen. Viele der gegenwärtigen Einwohner sind direkte Nachkommen, und besonders stolz auf ihr Erbe. Besonders lohnt sich ein Besuch, wenn ein Volksfest im Gange ist. Dann kann man traditionelle Musik und Tanz bewundern und die besten regionalen Gerichte probieren.

2. Elegante Städte

Ungarn ist reich an schönen Städten mit eleganten Plätzen, toller Architektur und faszinierenden Sehenswürdigkeiten. Nur 90 Minuten von Budapest entfernt liegt Eger, ein Ort, der nicht nur für den Wein Erlauer Stierblut berühmt ist, sondern auch für einen Akt höchsten Heldenmuts. Im Jahre 1552 drängten nur 2.000 Soldaten eine türkische Armee von 80.000 Mann zurück. Auf den Maurern, wo damals die Soldaten kämpften, begleitet von Frauen, die Kessel kochenden Pechs auf die Angreifer schütteten, kann man heute spazieren gehen.

Die Einwohner von Sopron sind sicher, dass ihre Stadt die schönste Stadt Ungarns ist. Der Ort an der österreichischen Grenze glänzt mit  Wahrzeichen wie dem Feuerturm, der den Blick auf den herrlich weitläufigen Hauptplatz freigibt. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten, eine der beeindruckendsten ist die Geißkirche. Ihr Bau wurde mit einem Schatz finanziert, der von einer weidenden Ziege aufgedeckt wurde.

Pécs im Süden ist eine schöne Universitätsstadt mit jugendlicher Energie, aber auch imposanten historischen Stätten wie den frühchristlichen Grabkammern. Sie sind bis heute vollständig erhalten geblieben mit ihren mit Wandfresken und halten den UNESCO-Weltkulturerbestatus. Die Konzentration von Museen und Galerien ist sehr hoch – aus gutem Grund wurde die Stadt 2010 zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt.

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Über den Dächern von Eger: eine Stadt der Kultur, des Weins und der wechselhaften Geschichte.

Foto von Cagan H. Sekercioglu
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An der westlichen Grenze Ungarns liegt Sopron – eine der romantischsten Städte des Landes, mit breiten Plätzen und schöner Architektur.

Foto von Robert Harding Picture Library

3. Geschichte

Geschichtes-Fans und Liebhaber historischer Gebäude kommen in Ungarn voll auf ihre Kosten. Hoch auf dem Hügel in Pannohalma steht die als UNESCO-Weltkulturerbe geführte gleichnamige Abtei, die wohl wichtigste religiöse Stätte des Landes. Sie wurde vor weit über 1.000 Jahren gegründet, zu einer Zeit, als das Christentum noch in den Anfängen steckte. In ihrer Bibliothek befindet sich ein Dokument, das die ersten niedergeschriebenen Worte der ungarischen Sprache enthält.

Der Esterházy-Palast, im Südosten von Sopron, war die opulente Heimstätte der Familie Esterházy im 18. Jahrhundert und ist ein atemberaubendes Beispiel für feine Rokoko-Architektur. Die Geschichten, die mit dem Palast verbunden sind, sind legendär. Als Maria Theresia 1773 zu Besuch kam, gab ihr die Familie einen mit Juwelen besetzten Schlitten und gab so viel Salz auf den Boden, dass sie darauf fahren konnte. Fans klassischer Musik strömen ins Musikhaus, wo Haydn viele Jahre wirkte; im Sommer finden in der Konzerthalle des Palastes Festivals statt, die Haydns Musik gewidmet sind.

BELIEBT

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    Die Pannonhalma Abtei, hoch auf dem Hügel thronend, von Weinreben umgeben.

    Rechts: Unten:

    Der Esterházy-Palast zählt zu Ungarns wichtigsten aristokratischen Villen und ist eine extravagante Mischung aus dem 18. Jahrhundert.

    bilder von Robert Harding Picture Library

    4. Thermalbäder

    Natürliche Thermalquellen sprudeln in ganz Ungarn – viele von ihnen sind reich an heilenden Mineralien. Schon in der Römerzeit machten die Menschen von ihnen Gebrauch. Es gibt viele Badeorte im ganzen Land. Wohl am bekanntesten ist die Kurstadt Hevíz in der Nähe vom Plattensee, die den zweitgrößten Thermalsee der Welt hat (und den größten, in dem man tatsächlich schwimmen kann). Jeden Tag speisen 60 Millionen Liter Thermalwasser den riesigen Krater des Sees Hevíz. Das schwefelhaltige Wasser soll eine Vielzahl von Beschwerden lindern. Es gibt auch Behandlungen mit dem nährstoffreichen Schlamm aus dem Seebett.

    Die Kurstadt Hevíz, in der Nähe des Plattensees, ist die Heimat des größten Thermalsees der Welt, in dem man schwimmen kann.

    Foto von Pete Goding

    5. Wassersport/Entspannung am See

    Ungarn hat zwar keine Küste, aber trotzdem Strände. Der Plattensee ist bekannt als das „ungarische Meer“ – ein riesiger See mit einer Gesamtfläche von fast 650 Quadratkilometern. Seine Strände aus Gras oder Sand sind beliebt bei Sonnenanbetern und Wassersportlern. Das nördliche Ufer bietet mehr kulturelle Attraktionen und ist entspannter als der Süden. Wer es aber richtig ruhig will, sollte zum Theiß-See fahren. Hier kann man in Chalets am Seeufer übernachten, im Schilfbett Kajak fahren und entlang des Seeufers radeln.

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    Der Plattensee ist der Ort, an den Ungarn im Sommer zum Spielen kommen, mit Stränden zum Sonnenbaden und Wassersport und auch vielen kulturellen Attraktionen.

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    Sie können Kajak fahren auf dem Theiß-See, oder mit einem Guide im Schilf Vögel beobachten.

    bilder von Pete Goding

    6. Wildtiere

    In Ungarn gibt es Hirsche, Wildschweine und Biber, aber es ist die Vielfalt der Vogelwelt, die Tierliebhaber besonders anzieht. Rund 400 Arten zählt das Land, das eine Art ornithologische Kreuzung für Zugvögel darstellt. Besonders spannend ist die Ebene – oder Puszta – im Osten. Im Oktober kann man hier eines der großen Naturspektakel Europas beobachten: Dann machen rund 100.000 Kraniche im Hortobágy Nationalpark Rast auf ihrer Reise in den Süden, um zu auszuruhen und zu fressen.

    Die Neunbögige Brücke stammt aus dem Jahr 1826 und ist ein beliebtes Wahrzeichen im Hortobágy Nationalpark.

    Foto von Babak Tafreshi

    7. Kreuzfahrt auf dem Fluss

    Sie müssen nicht weit fahren, um die Schönheit jenseits von Budapest zu genießen. Nördlich der Stadt befindet sich das sogenannte Donauknie – eine anmutige Kurve des Flusses. Entlang des Donauufers liegen einige malerische Städte, die perfekt für einen Tagesausflug mit dem Schiff sind. Die pastellfarbenen Häuser und das gute Licht von Szentendre haben den Ort schon früh bei Künstlern populär gemacht. Visegrád verfügt über einen terrassierten mittelalterlichen Palastkomplex und eine Zitadelle aus dem 13. Jahrhundert, während Esztergom einst die königliche Hauptstadt war; die Kathedrale ist die größte Kirche in Ungarn.

    Die Basilika Esztergom steht an der Stelle, wo König Stephan – der christliche Gründer des Landes – 1000 n. Chr. gesalbt wurde.

    Foto von Robert Harding Picture Library

    8. Wandern und Radfahren

    Ungarn wird immer beliebter als Wander- und Radsport-Ziel. Ein dichtes Netz an gut ausgewiesenen Wanderwegen ermöglicht es, die Landschaft bestmöglich zu genießen. Optimal geeignet dafür ist das nördliche Oberland, ein Ort kühler Buchenwälder, friedlicher Täler und kristallklarer Quellen. Alternativ läd der Plattensee zum Radeln ein – und der Nationalpark Balaton-Oberland mit seinen Wiesen und faszinierenden Felsformationen zum Wandern.

    Um den Plattensee kann man komplett herum radeln – ein wunderbarer Ort für einen aktiven Urlaub.

    Foto von Pete Goding

    9. Wein

    Die ungarische Tradition des Weinkelterns reicht zurück bis in die Römerzeit. Das Land zählt heute 22 Weinregionen, sodass man selten weit von einem Weinberg entfernt ist. Tokaj ist die weltweit berühmteste von ihnen, denn der Tokaji Aszú – ein Dessertwein mit der Konsistenz von Honig – wurde von Ludwig XIV. zum „König der Weine, zum Wein der Könige“ erklärt. Eger ist der Ort für Erlauer Stierblut (Bikavér), und das Schönfrauental ist einen 15-minütigen Spaziergang vom Zentrum entfernt. Dort sind 200 Weinkeller in den Talfelsen gehauen, ein stimmungsvoller Ort für Verkostungen. Der Plattensee ist bekannt für seine leichten Weißweine, während im südlichen Villány die dort hergestellten vollmundigen Rotweine sehr hoch angesehen sind.

    National Geographic möchte euch zu neuen Abenteuern inspirieren – doch für die aktuelle Lage gilt: Gesundheit geht vor Fernweh. Bitte prüft vor Reiseantritt die lokal und national geltenden Corona-Regeln und -Einschränkungen.

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