Arabische Doppelwelten: die innere Leere des extremen Konsums

Im Kuwait gehört extremes Konsumverhalten zum Lifestyle der oberen Schichten. Ob es auch glücklich macht? Ein Fotograf berichtet von einer „dystopischen Welt“ und innerer Leere.

Von Cr Werner Siefer
Veröffentlicht am 4. Apr. 2022, 11:34 MESZ
In einem rosaroten Spezialgeschäft für Babyschmuck telefonieren zwei Frauen.

In einem rosaroten Spezialgeschäft für Babyschmuck telefonieren zwei Frauen.

Foto von Gabriele Cecconi

Kuwait gehört zu den reichsten Ländern der Welt – und ist ein Ort der Extreme: Die Sommertemperaturen erreichen Rekordhöhen und aufgrund der Wasserknappheit sind nur gut acht Prozent der Landesfläche überhaupt landwirtschaftlich nutzbar. Ölraffinerien beeinträchtigen die Luftqualität so stark, dass die Gesundheit der Bevölkerung darunter leidet. Der italienische Fotograf Gabriele Cecconi startete hier ein Projekt, das er auf den Namen „Tiàwùk“ taufte, Kuwait rückwärts geschrieben. Der studierte Jurist möchte mit seinen Bildern die Gegenseite erleuchten, die Beziehung zwischen der inneren und der äußeren Welt sichtbar machen.

Eine voll verschleierte Frau macht einen Probeflug in einem Spaceshuttle-Simulator.

Foto von Gabriele Cecconi

Vor der Entdeckung des Öls siedelten in der Region Fischer und Beduinen, die vom Perlenhandel lebten. Heute zählt Kuwait über vier Millionen Einwohner, wovon nur 1,5 Millionen Staatsangehörige sind. Die Mehrheit stellen gut 2,5 Millionen Wanderarbeiter, die meisten Asiaten und Ägypter. Mit den Petrodollars und spätestens nach dem Zweiten Golfkrieg 1990 bis 1991 hat sich die amerikanische Lebensweise durchgesetzt, die ein liberalistisches und materialistisches Lebensmodell anbietet. Dieses ist jedoch nur schwer mit der traditionellen islamischen Kultur zu vereinbaren.

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    Luxusautos und Oldtimer in ihrer eigenen „Blase“ auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums im Stadtteil Fintas

    Foto von Gabriele Cecconi

    Als Cecconi zum ersten Mal nach Kuwait reiste, fühlte er sich wie in eine andere, eine „dystopische“ Welt versetzt, sagt er. „Die beiden moralisch widersprüchlichen Kräfte können eine innere Leere erzeugen, die in der kuwaitischen Gesellschaft oft tabu ist und ihren Ausdruck manchmal in extremem Konsumverhalten findet.“ Eine Stichprobe zeigte, dass der Anteil der Menschen mit Symptomen einer Depression bei 37 Prozent liegt.

    Eine unverschleierte Frau in einem Tiersalon in Kuwait. Der Golfstaat gehört zu den liberalsten in der Region, Frauen sind nicht verpflichtet, einen Schleier zu tragen, und können etwa auch Abgeordnete im Parlament werden.

    Foto von Gabriele Cecconi

    Die April 2022-Ausgabe des NATIONAL GEOGRAPHIC Magazins ist seit 25. März im Handel erhältlich.

    Foto von National Geographic

    Dieser Artikel erschien mit weiteren Bildern des Fotografen Gabriele Cecconi in der April 2022-Ausgabe des NATIONAL GEOGRAPHIC Magazins. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!

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