Epische Landschaften anders erleben: Die neun besten Zugstrecken der Welt

Egal ob australisches Outback, südafrikanische Nationalparks oder kanadische Rocky Mountains: Wer diese spektakulären Landschaften in der Tiefe und in Ruhe erleben möchte, durchquert sie am besten mit der Bahn.

Von Everett Potter
Veröffentlicht am 31. Aug. 2022, 09:35 MESZ
Der Glacier Express überquert das Landwasser-Viadukt in den Schweizer Alpen – eines der vielen Highlights, die ...

Der Glacier Express überquert das Landwasser-Viadukt in den Schweizer Alpen – eines der vielen Highlights, die man auf der Strecke erleben kann.

Foto von Olaf Protze, Getty Images

Das Reisen mit dem Zug hat gegenüber dem Fliegen oder dem Autofahren eigentlich nur Vorteile: Es ist stressfrei, man hat Bewegungsfreiheit, kann es sich auf seinem Platz mit einem Buch bequem machen oder einfach den Blick über die fantastischen Landschaften schweifen lassen, die am Fenster vorüberziehen. Manche Züge bieten sogar alle Annehmlichkeiten eines Hotels – und machen den Weg zum Ziel.

Unter den unzähligen Bahnstrecken, die rund um den Globus in Betrieb sind, gibt es einige besonders aufregende, atemberaubende und unvergessliche. Wir haben von der Schweiz bis nach Simbabwe die neun besten zusammengestellt.

The Canadian

Passagiere, die sich für The Canadian entscheiden, können sich auf eine viertägige transkontinentale Bahnfahrt der Superlative freuen: Auf der 4.466 Kilometer langen Strecke kommt der Zug auch am Kanadischen Schild vorbei, auf das man den besten Blick hat, wenn man aus westlicher Richtung von Toronto nach Vancouver fährt.

Die verglasten Kuppeldächer der Panoramawagen bieten Reisenden im Canadian einen atemberaubenden Rundumblick auf die kanadische Landschaft.

Foto von Via Rail Canada

Die Wagons des Canadians wurden in den Fünfzigerjahren aus rostfreiem Stahl gebaut, darunter auch einige verglaste Panoramawagen. Von hier aus können Passagiere besonders gut in die sich ständig ändernde Szenerie eintauchen: Vorbei an den Seen Ontarios über die Prärien von Saskatchewan und Alberta entlang der steilen Felsen der Kanadischen Rocky Mountains bis an die glitzernde Westküste Vancouvers.

Derzeit unternimmt The Canadian nur eine Rundreise pro Woche. Im Buchungspreis für den Schlafwagenplatz mit inbegriffen sind Mahlzeiten im Bordrestaurant, Reisende der Prestige-Klasse erwartet eine Ausstattung auf Hotelniveau inklusive eigenem Badezimmer.

TranzAlpine

Der Tranzalpine verbindet die Städte Christchurch und Greymouth auf der neuseeländischen Südinsel. Auf 223 Kilometern folgen die Gleise dem Lauf des Waimakariri River und führen durch die Neuseeländischen Alpen.

BELIEBT

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    Der TranzAlpine vor der beeindruckenden Kulisse der Neuseeländischen Alpen auf der Südinsel.

    Foto von age fotostock / Alma stock photo, Alamy Stock Photo

    Neun Stunden dauert die Reise auf der Fernstrecke, die im Jahr 1987 in Betrieb genommen wurde. Passagiere können aus verschiedenen Reiseklassen wählen, die ganz unterschiedliche Aussichten auf die umgebende Landschaft erlauben. Die Scenic-Klasse ist für alle, die die Szenerie genießen wollen, die beste Wahl: Panoramafenster und Oberlichter sowie mehr Raum um die einzelnen Sitze lassen einen freien, ungestörten Blick auf die Welt auf allen Seiten des Zuges zu.

    Ein besonderes – und bei Passagierzügen nur selten zu findendes – Highlight ist der offene Wagon, auf dem man die kühle Alpenluft atmen oder den Nebel in den Tälern auf der Haut spüren kann. Eine begleitende Audiotour liefert interessante Informationen zur Geschichte der vorbeiziehenden Landschaften.

    California Zephyr

    Auf seiner Reise zwischen Chicago und San Francisco durchfährt der California Zephyr das Herz der USA. Bis er am Ende der rund 3.900 Kilometer langen Strecke die Pazifikküste erreicht, überquert er den Mississippi und schlängelt sich durch die Canyons der Rocky Mountains.

    Der California Zephyr auf dem Weg nach Chicago, kurz vor der Einfahrt in den Moffat Tunnel in der Nähe von Rollinsville, Colorado.

    Foto von Marc Glucksman, Amtrak

    Seine Jungfernfahrt hatte der California Zephyr im Jahr 1949. Im Jahr 1970 wurde der Betrieb eingestellt, bis die Bahngesellschaft Amtrak die Strecke im Jahr 1983 wiederbelebte. Seitdem erfreut sich die Verbindung, die mehrere Ausflugsorte mit der Geschichte der amerikanischen Eisenbahn und dem Goldrausch vereint, großer Beliebtheit.

    Im Sommer 2021 führte Amtrak in sechs der Schlafwagen das traditionelle Dinner wieder ein. Reisende, die hier eine Übernachtung buchen, können seitdem an festlich eingedeckten Tischen ein Drei-Gänge-Menü genießen, während vor dem Fenster die endlose Landschaft der westlichen USA vorbeifliegt. Ein besonderes Erlebnis erwartet Reisende in den Superliner-Wagen, deren Glasdächer einen fantastischen Blick auf die steilen Hänge des Colorado Rivers erlauben.

    Tren a las nubes

    Wer zur Höhenkrankheit neigt, sollte auf seine Reise mit dem argentinischen Tren a las nubes – zu Deutsch „Zug zu den Wolken“– entsprechende Medikamente mitbringen. Auf seiner Fahrt durch die Anden erreicht der Zug eine maximale Höhe von mehr als 4.200 Metern über dem Meeresspiegel – und bietet einen unvergleichbaren Blick über die Täler zu Füßen des Gebirges.

    Der Tren a las nubes – der „Zug zu den Wolken“ – trägt seinen Namen völlig zurecht: Auf seiner Reise durch die Anden erreicht er Höhenlagen von über 4.200 Metern, was die Strecke zu einer der höchstgelegenen der Welt macht.

    Foto von MARCO GUOLI

    Der Tren a las nubes ist in erster Linie eine Touristenattraktion. Die Fahrt beginnt in Salta, der Hauptstadt der gleichnamigen argentinischen Provinz. Danach hält der Zug mehrmals in verschiedenen Orten, in denen die Reisenden Kunsthandwerksmärkte besuchen und die lokalen Spezialitäten probieren können. Bis der Tren a las nubes sein Ziel, das Polvorilla-Viadukt, erreicht hat, durchfährt er auf einer Streckenlänge von rund 434 Kilometern 21 Tunnel und überquert 29 Brücken und 13 Viadukte.

    Glacier Express

    Trotz seines Namens ist der Glacier Express eher gemächlich unterwegs: Der „langsamste Schnellzug der Welt“ erreicht im Durchschnitt eine Geschwindigkeit von unter 40 Stundenkilometern. So können seine Passagiere auf der achtstündigen Fahrt von Zermatt nach St. Moritz ganz in Ruhe die verschneiten Gipfel der Alpen, Bergweiden und pittoresken Dörfer entlang der Strecke betrachten.  

    Der Glacier Express überquert das Landwasser-Viadukt in den Schweizer Alpen – eines der vielen Highlights, die man auf der Strecke erleben kann.

    Foto von Olaf Protze, Getty Images

    Die Gesamtstrecke führt durch 91 Tunnel und über 291 Brücken sowie über den Oberalppass bei Andermatt auf 2033 Metern Höhe, der ganz in der Nähe der Rhein-Quelle liegt. Die Durchquerung der Rheinschlucht, die auch als Grand Canyon der Schweiz bezeichnet wird, ist dann eines der großen Highlights der Fahrt.

    Schlechte Plätze gibt es im Glacier Express nicht, doch einen besonders guten Rundumblick bieten die Einzelplätze der Excellence-Klasse – Bedienung am Platz ist im Preis inbegriffen.

    Orient Express

    Seine Auftritte und Erwähnungen in Büchern und Filmen haben den Orient Express zu einem der berühmtesten Luxuszüge der Welt gemacht. In Folge einiger wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde die Strecke in den Neunzigerjahren eingestellt und der Zug in einer Bahnstation in Polen abgestellt. Nun soll die historische Lokomotive pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 141 Jahre nach ihrer Jungfernfahrt im Jahr 1883 wieder Dampf geben.

    Der restaurierte Speisewagen des Orient Express besticht mit Art Deco-Elementen, die nach dem Ersten Weltkrieg in dem Zug installiert wurden, darunter feine Marketerie-Arbeiten und Lalique-Glasscheiben.

    Foto von John Frumm / /GTRES, GTRES

    Die Wiedergeburt des Orient Express besteht aus 17 Wagons, die zum größten Teil vom ursprünglichen Zug stammen. Nachdem sie sorgfältig restauriert wurden, erstrahlen sie nun wieder im Glanz ihrer Blütezeit während des Art Deco: mit Marketerie verziertes Mahagoni, Scheiben aus Lalique-Glas und eine Ausstattung, die sich vor keinem Hotel verstecken muss.

    Fahrpläne wurden noch nicht veröffentlicht, doch es wird vermutet, dass der Zug zumindest teilweise die ursprüngliche Strecke zwischen Paris und Istanbul befahren wird. Die Zeit, bis der Orient Express wieder rollt, können interessierte Reisende und Bahnfreunde mit einer Reise mit La Dolce Vita überbrücken. Der aus elf Wagons bestehende Zug wird, ebenso wie der Orient Express, von dem Bahnunternehmen Accor betrieben. Ab dem Jahr 2023 kann man mit ihm im Stil der Sechzigerjahre durch Italien reisen.

    Shongololo Express

    Der Shongololo Express verbindet auf seiner Reise durch afrikanische Nationalparks, Feuchtgebiete und historische Orte das Safari-Konzept mit einer Zugfahrt der Luxusklasse.

    Der im Jahr 2016 renovierte Shongololo Express nimmt Reisende mit zu verschiedenen Safari-Destinationen im südlichen Afrika.

    Foto von Rovos Rail

    Startpunkt der drei verschiedenen mehrtägigen Reisemöglichkeiten ist die private Rovos-Bahnstation in Pretoria, Südafrika. Auf der Fahrt folgen mehrere Stopps in Namibia, Südafrika, Mosambik, Swasiland und Simbabwe.

    Die mit elegantem, dunklem Holz vertäfelten Wagons wurden im Jahr 2016 vollständig renoviert, die Kabinen erstrahlen jetzt dank neuer Vorhänge, Teppiche und Wandbilder in luxuriösem Glanz. Am Ende des Zugs bietet ein Aussichtswagon mit bodentiefen Fenstern auf drei Seiten sowie einem Außenbalkon die Gelegenheit, den Blick über die afrikanische Landschaft schweifen zu lassen.

    Palace on Wheels

    Mit seiner luxuriösen Ausstattung vermittelt der Palace on Wheels – der Palast auf Rädern – auf seiner Fahrt durch das indische Rajasthan einen Einblick in das Leben früherer Herrscher.

    Ein Mitarbeiter deckt einen Tisch für die Gäste des Bordrestaurants des Palace on Wheels. Der Luxuszug fuhr zuvor unter dem Namen Royal Rajasthan on Wheels durch den indischen Bundesstaat.
     

    Foto von Vijay Mathur / Reuters, Reuters

    Die einwöchige Rundfahrt startet und endet in Neu-Delhi, der Haupstadt Indiens. Die Strecke beschreibt eine acht und führt durch neun weitere Städte, darunter Jodhpur, Udaipur und Agra. Regelmäßige Stopps lassen genug Zeit für Sightseeing-Ausflüge zu historischen Tempeln, Burgen, Nationalparks und Weltkulturerbestätten wie dem Taj Mahal.

    The Ghan

    Es gibt zweifellos keine bessere Art, das australische Outback zu erkunden, als mit The Ghan. Benannt ist der interkontinentale Fernzug nach den afghanischen Kamelhütern, die auf ihren Tieren im späten 19. Jahrhundert Güter durch die unendlichen Weiten Australiens transportierten. Heute ist es The Ghan, der das „rote Herz“ des Kontinents vertikal durchquert: Von Darwin im Norden bis nach Adelaide im Süden. Auf der 2.979 Kilometer langen Strecke reist der Zug durch vier Klimazonen und 22,5 Breitengrade. Rund 54 Stunden dauert die Fahrt, unter anderem mit Stopps in Katherine, Alice Springs und Cooper Pedy.

    Mit The Ghan können Reisende das australische Outback auf einzigartige Weise erkunden.

    Foto von The Ghan

    Auch wenn es an Bord von The Ghan so schön ist, dass man den Zug am liebsten nicht verlassen möchte, fällt es schwer, die im Fahrpreis inbegriffenen Sightseeing-Angebote wie ein Ausflug in den Wüstenpark von Katherine nicht wahrzunehmen. Für einen Preisaufschlag sind auch individuelle Abenteuer möglich – zum Beispiel eine Chopper-Tour zum rostroten Sandsteinmonolithen Uluru in Alice Springs.

     

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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