Grand Hotel Excelsior Vittoria: Ein historisches Juwel an der Amalfiküste

190 Jahre in Familienhand: Im Herzen der Küstenstadt Sorrent am Golf von Neapel empfangen die Fiorentinos schon in fünfter Generation ihre Gäste. Richard Wagner war Gast, Kaiserin Sissi ebenso. Zu Besuch in einem Hotel mit spannender Geschichte.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 22. Mai 2024, 13:34 MESZ
Terrasse des Hotels mit Blick auf den Ozean.

Auf der Terrasse des Grand Hotel Excelsior Vittoria in Sorrent genießen Gäste schon seit fast zwei Jahrhunderten den Ausblick auf den Golf von Neapel.

Foto von Grand Hotel Excelsior Vittoria

Der Himmel geht fast nahtlos in das tiefe Blau des Golfs von Neapel über. Weiße Segelboote ziehen auf dem Wasser ihre Runden, Möwen gleiten durch die Lüfte und am Horizont ragt der Vesuv in den Himmel über Neapel. Schön wie ein Gemälde ist der Ausblick, der sich von der Terrasse des Grand Hotel Excelsior Vittoria in der italienischen Küstenstadt Sorrent bietet. Von den frühen Stunden des Tages, wenn die bunten Häuser an der Steilklippe im Morgenlicht leuchten, bis zum Abend, wenn die Sonne als orangeroter Ball über die Insel Ischia zieht und schließlich im Meer versinkt.

Das Besondere an diesem Ort ist nicht nur seine Schönheit, sondern auch seine Historie: Seit über 190 Jahren steht an dieser Stelle das Fünf-Sterne-Hotel Grand Hotel Excelsior Vittoria. Von Oscar Wilde bis Barbra Streisand haben unzählige illustre Gäste seit seiner Eröffnung dieselbe Aussicht genossen wie man selbst in diesem Moment. Die lange Geschichte des Hauses und der Familie, die es seit fünf Generationen führt, ist in jedem Winkel und Detail spürbar. Genauso wie die Historie der Stadt Sorrent, in deren Herzen es liegt. 

Galerie: Spaziergang durch Sorrent

Die Amalfiküste – ein beliebtes Reiseziel seit der Antike

Die Halbinsel von Sorrent war schon in der Antike eine beliebte Urlaubsdestination: Wohlhabende Römer bauten auf der Landzunge zwischen den Golfen von Neapel und Salerno luxuriöse Villen, die sie als Sommerresidenzen nutzten. Auch heute sind Sorrent und die Amalfiküste auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel der Inbegriff des Dolce Vita und des gehobenen Tourismus: Entlang der Küstenstraße, die sich auf den Steilklippen an Zitronenbäumen und dem glitzernden Meer entlang windet, werden die, die auf der Suche nach Luxus sind, noch immer fündig – allen voran im Excelsior Vittoria, auf dessen Gelände sich der Legende nach die Ruinen der Villa des römischen Kaisers Augustus befinden sollen.

Für die Reichen und Einflussreichen, für gekrönte Häupter, aber auch für Künstler und die großen Denker ihrer Zeit, ist es schon lange die erste Ferienadresse in der Region. „Im 19. Jahrhundert war es das modernste Hotel in Sorrent, weil es bereits private Badezimmer bot“, sagt Guido Fiorentino, CEO und Präsident des Unternehmens – und Ururenkel des Hotel-Gründers Aniello Rispoli. „Damals brachten die Gäste noch ihre eigenen Butler und Haushälterinnen mit, die sich um ihre persönlichen Bedürfnisse kümmerten. Alles andere war Aufgabe unseres Hauses.“

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    Royaler Besuch
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    Prinzessin Margaret, die Schwester von Königin Elisabeth II.

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    Königin Viktoria von Schweden (vor dem Eingangstor zum Excelsior Vittoria). Die beiden waren nur zwei der royalen Gäste die das Grand Hotel gern besuchten.

    bilder von Grand Hotel Excelsior Vittoria

    Von Königinnen und Königen bis Richard Wagner

    Als Aniello Rispoli das Hotel im Jahr 1834 gründete, bestand es aus einem Gebäude. Bis 1881 kamen drei weitere hinzu. Im Jahr 1877 wurde die Villa La Favorita auf Wunsch eines englischen Lords errichtet, der den Winter in Sorrent verbringen wollte. Sie ist im Stil eines Chalets gebaut – untypisch für die Region, aber nicht ungewöhnlich für die Zeit. Denn nachdem Franz II., König von Sizilien, im Jahr 1859 Marie in Bayern heiratete, entstanden zu ihren Ehren gleich vier solcher Chalets in Neapel und an der Küste der Halbinsel. La Favorita ist eines von ihnen.

    Maries ältere Schwester Elisabeth (Sissi), Kaiserin von Österreich, kam im Jahr 1889 zu Besuch – und war nicht das einzige Mitglied des Hochadels, das sich im Excelsior Vittoria einfand. Die russische Kaiserin Katharina die Große, die schwedische Königin Viktoria und die Schwester von Königin Elizabeth II., Prinzessin Margaret, verbrachten hier schöne Tage unter der Sonne Italiens. Letzterer ist ebenso eine Suite in dem Hotel gewidmet wie den beiden weltbekannten Opernsängern und wiederkehrenden Gästen Enrico Caruso und Luciano Pavarotti.

    Stimmgewaltige Stammgäste
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    Luciano Pavarotti mit Lidia Russo und Luca Fiorentino, den Eltern von Guido Fiorentino.

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    Enrico Caruso (Bild aus dem Jahr 1921) genießt die Sonne auf der Terrazza Vittoria. Beiden Opernsängern wurden in dem Grand Hotel Suiten gewidmet.

    bilder von Grand Hotel Excelsior Vittoria

    Ein anderer großer Name auf der langen Gästeliste ist der des Komponisten Richard Wagner. Er residierte von Oktober bis November 1877 mit seiner Frau in dem Grand Hotel. Zur selben Zeit hielt sich auch der Philosoph Friedrich Nietzsche in Sorrent auf. Die beiden Männer fanden sich bald in einem Streit wieder, weil Wagners Hang zum Luxus und sein religiöser Eifer Nietzsche zuwider waren. „Nietzsche wohnte in einem anderen Hotel, aber er besuchte Wagner im Excelsior Vittoria und es kam zu erhitzten Diskussionen, über die die beiden sich entzweiten“, erzählt Fiorentino.

    Dass das Grand Hotel sich nicht nur schon früh erfolgreich als Luxusunterkunft etablieren konnte, sondern sich außerdem zahlreicher Stammgäste erfreut, liegt ihm zufolge an der Art und Weise, wie seine Familie das Haus führt. „Ich erinnere mich an eine Unterhaltung meiner Eltern über einen Stammgast, der demnächst anreisen sollte. Sie wussten, dass seine Frau Tiramisu liebte. Darum sorgten sie dafür, dass während des Aufenthalts Tiramisu im Haus war.“

    Familienbetrieb: der Druck der Verantwortung

    Dieser Service hat seinen Preis: Für eine Nacht in einem der Doppelzimmer mit Meerblick inklusive Frühstück zahlen Gäste rund 1.800 Euro. Ein Luxus, den sich nur die Wenigsten leisten können. Die, die dazu in der Lage sind, reisen oft von weit her an. Neben europäischen Gästen empfängt Familie Fiorentino vor allem Besucher aus Nord- und Südamerika, China, Japan und Australien. 

    Diesen Status zu halten, ist eine große Herausforderung: Obwohl das Hotel seit Generationen in Familienhand ist, war es für Guido Fiorentino nicht selbstverständlich, es von seinem Vater zu übernehmen. Bevor dieser ihn im Jahr 2000 fragte, ob er in den Vorstand eintreten wolle, machte er zunächst Karriere im Lederhandel. „Es dauerte einen Monat, bis ich zustimmte. Das Hotel existierte seit über 150 Jahren, ich hatte Angst, Fehler zu machen und alles zu ruinieren. Als mein Vater 2010 starb, übernahm ich die Geschäfte – aber das erste Jahr war sehr schwierig.“

    Das Excelsior Vittoria damals und heute
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    Bis zum Erdbeben in der Irpinia im Jahr 1980 bestand das Grand Hotel noch aus vier Gebäuden.

    Foto von Grand Hotel Excelsior Vittoria
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    Der Wiederaufbau des verlorenen Hauses ist ein großer Traum der Familie Fiorentino.

    Foto von Katarina Fischer

    Für Fiorentinos Sohn Luca stand hingegen von Anfang an fest, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Als er im Excelsior Vittoria mitarbeiten wollte, lehnte Fiorentino jedoch zunächst ab. „Ich sagte ihm, dass er zuerst woanders das Geschäft lernen müsse. Er wollte das in London oder New York machen.“ Doch der Vater schickte ihn ins bayerische Krün: Ein Jahr lang machte Luca eine Ausbildung im Fünf-Sterne-Hotel Schloss Elmau. „Mitten im Nirgendwo, wo es keine Ablenkungen gibt“, sagt Fiorentino. Danach arbeitete er für eine Hotelkette in Stockholm, bevor er ins Familienunternehmen zurückkehrte, wo er heute für den Bereich Sales & Marketing zuständig ist. 

    Der Abschied muss ein bisschen weh tun

    80 Zimmer gibt es in dem Grand Hotel. Jedes ist einzigartig, eingerichtet mit antiken Möbeln. Der Stil zieht sich durch alle Bereiche der Gebäude aus unterschiedlichen Stilepochen, den Art Nouveau-Wintergarten, den Speisesaal mit Fresken und Spiegeln an Decken und Wänden, die Terrasse, unter der das Meer glitzert und der Wind weht. Der Außenpool mit angeschlossenem Spa bringt einen Hauch von Moderne ins Excelsior Vittoria. Doch folgt man den Stufen in den parkähnlichen Garten, um im Schatten alter Bäume die Ruhe zu genießen, während vor dem verschnörkelten Eisentor des Hotels in den Straßen von Sorrent das Leben tobt, findet man sich sofort wieder auf einer Zeitreise. 

    Im Inneren des Hotels
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    Ahnengalerie im Eingangsbereich des Grand Hotels.

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    Blick aus dem Art Nouveau-Wintergarten auf die Terrazza Vittoria und den Golf von Neapel.

    bilder von Katarina Fischer

    Wenn Luca eines Tages das Grand Hotel in sechster Generation übernimmt, wird er es im Sinne seiner Familientradition weiterführen. Denn nicht nur das Äußere des Excelsior Vittoria ist aus Gründen des Denkmalschutzes unantastbar. Auch die Philosophie des Hauses und sein Umgang mit den Gästen sind heilig.

    „Luxus ist dezent, nicht protzig“, sagt Fiorentino. Es gehe darum, aufmerksam zu sein, die Gäste mit manchmal nur kleinen, aber nie vorhersehbaren oder banalen Gesten zu überraschen und ihnen das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein. Sein Vater habe ihm einmal gesagt, das Wichtigste sei, den Gast glücklich zu machen. So glücklich, dass er beim Abschied ein bisschen traurig ist – dann habe man alles richtig gemacht. 

    Transparenzhinweis: Das Hotel hat die Kosten für den Aufenthalt unserer Autorin übernommen. 

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