Das gefährliche Leben der Krokodiljäger
Ein Fotograf erkundet die komplexen Zusammenhänge zwischen Artenschutz und legaler Jagd in Australien.
„Es ist irre gefährlich“, sagt der Fotograf Trevor Frost, der von National Geographic gefördert wird. „Es ist schwer, sich auf das Fotografieren zu konzentrieren und gleichzeitig aufzupassen, dass einem nicht die Hände oder Arme abgebissen werden.“
Frost hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die Jagd auf Leistenkrokodile im Norden Australiens zu dokumentieren. Dort haben die Tiere ein echtes Comeback erlebt. 1971 waren sie in dem Gebiet fast ausgestorben, heutzutage gibt es allein im Northern Territory des Landes etwa 100.000 Exemplare.
Mitunter ist der Bestand derart angewachsen, dass einige Leute um ihre Sicherheit besorgt sind und einen großflächigen Abschuss der Tiere gefordert haben.
Um auf die Sorgen einzugehen, hat das Northern Territory gestattet, dass jedes Jahr eine begrenzte Zahl der Tiere gejagt werden darf. Durch die Jagd können die Menschen mit den Krokodilen Geld verdienen, was ihnen gleichzeitig einen Anreiz verschafft, die Bestände zu erhalten. Die gegerbte Haut eines über vier Meter langen Krokodils kann bis zu 10.000 Dollar einbringen, sagt Frost. Einen Krokodilschädel kann man für bis zu 3.000 Dollar verkaufen.
Dieses Konzept des Artenschutzes kam schon an vielen Orten der Welt zum Einsatz. In vielen Fällen hat es versagt und zu Wilderei geschützter Tierarten geführt. Frosts Einblicke in das Geschehen haben ihn aber davon überzeugt, dass der Ansatz in Australien funktioniert – zumindest, was die Leistenkrokodile angeht.
Der Jäger muss eine Genehmigung für die Tötung eines Krokodils haben, die auch spezifiziert, welche Größe das Tier etwa haben muss. Er muss die Jagd und die Schlachtung filmen und das Video den Behörden vorlegen, sagt Frost. Diese können so verifizieren, dass das Tier humanen Standards entsprechend getötet wurde.
Er erzählt die Geschichte einer der bedeutsamsten und emotionalsten Jagden, die er begleitet hat. Ein Aborigine-Landbesitzer, dessen Frau fast von einem riesigen Krokodil angegriffen worden war, rief die beiden Jäger, die Frost begleitete. Zu dritt machten sie sich in einem vier Meter langen Aluminiumboot auf, um nach dem Tier zu suchen. Eine Person saß am Motor, die andere stand am Bug und schwang den Lichtkegel eines Strahlers hin und her, um nach der Reflexion der Krokodilaugen zu suchen.
Schließlich fanden sie es.
Aufgrund des Abstands zwischen den Augen konnten sie erahnen, wie riesig das Tier war. Sie hielten das Licht auf seine Augen gerichtet, damit es nichts sehen konnte, und brachten das Boot näher heran. Dann schossen sie eine Harpune in seinen Hals. Der Kampf begann.
„Der Harpunierer nimmt die Seilrolle und macht das wie beim Angeln“, sagt Frost. „Es ähnelt sehr einem Tanz.“
Das riesige Tier war so stark, dass es in kurzer Zeit das ganze Seil von der Rolle gezogen hatte und das Boot zu ziehen begann. „Wir wurden ziemlich schnell gezogen“, sagt Frost. Nach zwei Stunden wurde es endlich müde. Es kam an die Oberfläche, fauchte und tauchte dann wieder ab.
Schließlich kam das Boot nah genug heran, um ein Seil um sein Maul zu legen. Die Fänge des Tiers müssen mit Panzerband umwickelt werden, bevor die Jäger es erschießen können.
Plötzlich biss das Krokodil in die Seite des Bootes und begann, sich hin und her zu werfen. Das Boot lief Gefahr zu kentern. Einer der Jäger schrie, dass wir uns hinsetzen sollten. „Ich hatte zwei Kameras um den Hals und ließ sie einfach ins Boot fallen“, sagt Frost.
Schließlich war das Krokodil erschöpft und sie konnten ein Seil um das Tier legen. Mit einem Revolver schossen sie dem Krokodil in den Hirnstamm, was zum sofortigen Tod führte. Es war 2:00 Uhr morgens, als sie endlich zurück an Land waren.
Als sie das Krokodil vermaßen, stellte sich heraus, dass es fast fünf Meter lang war.
Frost wuchs nicht mit Waffen oder der Jagd auf und sieht sich selbst nicht als Jäger. Ich fragte ihn, ob es schwer für ihn war, einem Tier dabei zuzusehen, wie es so erbittert um sein Leben kämpft und am Ende dann doch verliert.
„Das ist definitiv bewegend. Aber noch bewegender als alles andere war, dass es ein 80 Jahre altes Tier war“, sagt er. „Es war so als wie meine Großmutter. Es hat den Zweiten Weltkrieg hindurch gelebt und vermutlich schon zur Großen Depression. Es hat so viel erlebt.“
Frosts Arbeit wurde vom Expeditions Council der National Geographic Society gefördert.