Geselliger Vogel mit Imitationstalent: der Star

Er ist ein Allerweltsvogel – gerade deshalb hat der Nabu ihn zum „Vogel des Jahres“ gekürt. Ein Experte stellt den Star und seine Bedeutung vor.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 3. Jan. 2018, 09:54 MEZ
Star
Mit seinem gepunkteten Federkleid, das bei den Männchen in grünlich, bläulich und violetten Farbtönen schimmert, fällt der Star auf.
Foto von Nabu, Georg Dorff

Warum ist der Star „Vogel des Jahres“ 2018?


Damit will der Nabu auf eine Umweltproblematik aufmerksam machen. Obwohl der Star immer noch weit verbreitet ist, braucht er Schutz. Noch zählt er zwar mit rund 3,5 Millionen Brutpaaren in Deutschland zu den häufigsten Vogelarten, doch der Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. In der aktuellen Roten Liste für Deutschland wurde der Star von „ungefährdet“ auf „gefährdet“ hochgestuft. Der Hauptgrund dafür ist die Industrialisierung der Landwirtschaft; es gibt immer mehr Monokulturen und immer weniger Weideflächen. Durch den intensiven Ackerbau und die Verwendung von Giften gehen die Insektenbestände zurück – damit verlieren der Star und viele andere Singvögel ihre Nahrungsgrundlage. „Bei den Sorgenkindern des Artenschutzes wie Seeadler, Wanderfalke, Schwarzstorch und Uhu waren wir in den vergangenen Jahren erfolgreich und konnten die Bestände stabilisieren“, sagt Eric Neuling, Referent für Vogelschutz beim Nabu. „Dadurch ist in den Hintergrund getreten, dass gerade weit verbreitete Arten in ihren Beständen deutlich abnehmen.“ Auf diese Problematik soll der Star nun aufmerksam machen.

Woran erkennt man den Star?


Er ist relativ groß für einen Singvogel, hat einen kurzen Schwanz und ein auffälliges Federkleid: Es ist gepunktet und schillert – zumindest bei Männchen – in grünlich, bläulich und violetten Farbtönen. Die Federn der Weibchen sind eher bräunlich, aber auch sie haben die typischen weißen Punkte, die übrigens nichts anderes sind als die hellen Federspitzen. Seine Imitationsfähigkeit macht den Star besonders in der deutschen Vogelwelt: Er verwendet andere Vogelstimmen, aber auch das Quaken von Fröschen, Hundebellen, Handyklingeln, Schulglocken und sogar das Jaulen der Alarmanlagen von Autos in seinem Gesang – allerdings jeweils nur kurze Sequenzen. „Das liegt daran, dass der Star selbst keinen so einen prägnanten und lauten Eigengesang hat wie andere Vögel“, sagt der Vogelschutzexperte Neuling. Der Gesang ist nicht so melodiös wie bei Rotkehlchen, Amsel oder Nachtigall, sondern klingt eher quietschend, schnalzend, schmatzend. „Deswegen bezeugt ein Starenmännchen sein Können dadurch, dass er so variationsreich wie möglich singt und viele andere Geräusche einbaut.“

Starenschwärme sind beeindruckend, denn kein anderer Vogel bringt so große Massen in der Luft zusammen.
Foto von Nabu, Williams

Was zeichnet den Star aus?


Vor allem sein Schwarmverhalten. Kein anderer Vogel bringt so große Massen zusammen, in der Luft wie auch an den Rast- und Schlafplätzen. Bis zu 200.000 Tiere sind zusammen unterwegs ins Winterquartier. „Der Star ist ein geselliger Vogel“, sagt Eric Neuling. Seinen Brutplatz sucht er gern dort, wo schon andere Starenpaare brüten. Es gibt kein Revier zu verteidigen. Der Star passt zwar auf seine Nisthöhle auf, geht aber schon während der Brutzeit wieder zusammen mit anderen auf Nahrungssuche. Sobald die Jungen geschlüpft und flügge sind, sammeln sich die Vögel und sind in den beeindruckenden Schwärmen unterwegs. Bei der Paarung gibt es verschiedene Beobachtungen: Manche Stare sind monogam und bleiben zumindest über eine Saison hinweg als Paar zusammen. Andere tauschen die Partner nach der ersten Brut. Es gibt auch Starenmännchen, die mehrere Weibchen und ihre Gelege betreuen. „Das zeigt, dass es vor allem darum geht, als Gruppe zu funktionieren“, betont Neuling.

Wie lebt der Star?


Dieser Vogel ist in verschiedenen Lebensräumen zuhause, in Parks und auf Friedhöfen in der Stadt genauso wie auf Weiden und am Waldrand. Er braucht nur zwei Bedingungen, um sich wohlzufühlen: eine Nisthöhle als Brutplatz, etwa in einem alten Baum, in einem großen Astloch oder als Zweitmieter von Spechten, zudem ausreichend Nahrung. Diese findet der Star auf Wiesen und Rasenflächen mit niedriger Vegetation, wo er nach Regenwürmern, Spinnen und Heuschrecken sucht. Auch Beeren von heimischen Sträuchern mag er. Eher ungeeignet für Stare sind Getreidefelder, dichter Wald und – zumindest während der Brutzeit – flache, baumlose Regionen wie die Nordseeküste.

Wo kommt der Star vor?


Sein Ursprungsgebiet ist Europa, deshalb ist er hier fast überall verbreitet. Doch inzwischen ist der Vogel auch in anderen Erdteilen zuhause, in Südafrika ebenso wie in Australien – ein wahrer Allerweltsvogel. In Nordamerika ist die Population inzwischen sogar größer als in Europa. „Dort gibt es 150 Millionen Stare“, sagt Eric Neuling vom Nabu. Die ersten Tiere waren 1890 als Exoten im New Yorker Central Park ausgesetzt worden und haben von dort ihren Eroberungszug angetreten. Andernorts ist der Star als blinder Passagier eingereist oder wurde bewusst als Insektenfresser und damit Erntenützling angesiedelt. Sein Nutzen war bekannt: In Europa hatten Stare erfolgreich Heuschreckenplagen bekämpft.

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